Der Papiertiger: Vampire

Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.

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Die Geschichte des Vampirs ist immer wieder als eine Form des Sadomasochismus interpretiert worden (aus: Krafft-Ebing, Richard¹):

Beobachtung 48. Ein verheirateter Mann stellte sich mit zahlreichen Schnittnarben an den Armen vor. Er gibt über den Ursprung derselben folgendes an: Wenn er sich seiner jungen, etwas "nervösen" Frau nähern wolle, müsse er sich erst einen Schnitt am Arme beibringen. Sie sauge dann an der Wunde, worauf sich bei ihr eine hochgradige sexuelle Erregung einstelle.
Dieser Fall erinnert an die überall verbreitete Vampyrsage, deren Entstehung vielleicht auf sadistische Tatsachen zurückzuführen ist.

Motiviert wird diese Interpretation wohl unter anderem durch die hohe Aufladung der Vampir-Legende mit Symbolen, die auch in der sadomasochistischen Ikonographie eine Rolle spielen, wie z.B. Blut und die Farbe schwarz. Weiterhin besteht in der Regel eine Beziehung zwischen dem Vampir und seinem Opfer, bei der letzteres den Übergriff auf seine körperliche Integrität geschehen läßt. Die Vorstellung von Hörigkeit und Fremdbestimmung ist Bestandteil sowohl der Vampir-Sage als auch vieler SM-Phantasien.

Umgekehrt scheinen auch durch eine gewisse Enttabuisierung von SM in den letzten Jahren sadomasochistische Elemente in Vampirgeschichten aufzutauchen. In Comics wie Vampirella finden sich schon seit langem vor allem Fesselungsszenen und auch die Cover von Heftromanen sind nicht mehr frei von gefesselten Frauen in Schwarz.

Literaturhinweise:

¹ Krafft-Ebing, Richard von:
    Psychopathia sexualis. Mit besonderer Berücksichtigung der conträren Sexualempfindung. Eine medizinisch-gerichtliche Studie für Ärzte und Juristen.  [Details]

 

Auf diesen Eintrag verweisen: Blut, Schneidespiel

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Stand: 29.11.2002.

 

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