e) Sonstige Ausübung von Gewalt gegen weibliche Personen. Symbolischer Sadismus.

Mit den vorstehenden Gruppen sind die Formen, in welchen sich der sadistische Trieb gegen das Weib äussert, noch nicht erschöpft. Wenn der Trieb nicht übermächtig, oder noch genügender moralischer Widerstand vorhanden ist, kann es geschehen, dass die perverse Neigung durch einen scheinbar ganz sinnlosen läppischen Akt befriedigt wird, der aber für den Täter symbolische Bedeutung hat.

Dies scheint der Sinn der folgenden zwei Fälle zu sein.

Beobachtung 36. (Dr. Pascal, Igiene dell' amore.) Ein Mann ging an einem festgesetzten Tage einmal monatlich zu seiner Geliebten und schnitt ihr mit einer Schere die Haare ab, welche ihr über die Stirn herabhingen. Es gewährte ihm dies den stärksten Genuss. Sonst stellte er keine Ansprüche an das Mädchen.

Beobachtung 37. Ein Mann in Wien besuchte regelmässig mehrere Prostituierte, nur um ihnen das Gesicht einzuseifen und ihnen dann mit einem Rasiermesser so über das Gesicht zu fahren, als ob er ihnen einen Bart abscheren wollte. Nunquam puellas laedit, sed haec faciens valde excitatur libidine et sperma ejaculat [Niemals verletzte er die Mädchen, wurde dabei aber sehr wollüstig erregt und gelangte zur Ejakulation] 1).

f) Ideeller Sadismus.

Der Sadismus kann ev. nur in der Phantasie sich zeigen, so z. B. in Gestalt von, den masturbatorischen Akt oder den Vorgang der Pollution begleitenden sadistischen Phantasien, bzw. Traumbildern.

Dass der S. ein ideeller bleibt, kann seinen Grund darin haben, dass Gelegenheit oder Mut zur Realisierung fehlen oder dass eine intakte Ethik von Gewalttaten abhält, oder aber, dass bei reizbarer Schwäche des Ejakulationszentrums schon die lebhafte sadistische Phantasievorstellung genügt, um Ejakulation und damit Befriedigung hervorzurufen. Hier handelt es sich dann einfach um ein Aequivalent des Koitus.

Beobachtung 38. D., Agent, 29 J., aus schwer belasteter Familie, masturbierte vom 14. J. ab, koitierte seit dem 20. aber ohne sonderliche Libido und ohne Befriedigung, so dass er bald davon wieder abstand und wieder masturbierte. Von Anfang an waren diese Akte von Phantasien eines miss-


1) LeoTaxil op. cit. p. 224 erzählt, dass in den Pariser Lupanaren Instrumente bereit gehalten werden, die Knüttel vorstellen, aber nur luftgefüllte Hülsen sind, dieselben, mit denen sich im Zirkus Clowns prügeln. Sadistische Männer verschaffen sich damit die Illusion, Weiber zu prügeln.

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