ohne Beihilfe der erwähnten Vorstellungen und ohne jede Beziehung auf dieselben. Immerhin hatte ich eine grosse Vorliebe für ältere, üppige und grosse Frauenspersonen, wenngleich ich auch jüngere nicht verschmähte.
Von meinem 21. Lebensjahr an fingen die Vorstellungen an, sich zu objektivieren und als Essentiale trat hinzu, dass die Herrin eine über 40 Jahr alte, grosse, starke Person sein musste. Von jetzt an war ich - in meinen Vorstellungen - stets der Unterworfene; die "Herrin" war ein rohes Weib, die mich in jeder Beziehung, auch geschlechtlich, ausnützte, die mich vor ihren Wagen spannte und sich von mir spazieren fahren liess, der ich folgen musste wie ein Hund, der nackt zu ihren Füssen liegen musste und von ihr geprügelt, bezüglich gepeitscht wurde. Das war das feststehende Gerippe meiner Vorstellungen, um welche sich alle anderen gruppierten.
Ich fand in diesen Vorstellungen stets ein unendliches Behagen, welches mir Erektion, niemals aber Ejakulation verursachte. Infolge der entstandenen geschlechtlichen Aufregung suchte ich mir sodann irgend ein Weib, mit Vorliebe ein äusserlich meinem Ideale entsprechendes, aus und koitierte mit demselben, ohne irgend welches reale Beiwerk, zuweilen auch ohne beim Koitus von den Vorstellungen befangen zu sein. Daneben hatte ich jedoch auch Neigung zu anders gearteten Weibern und koitierte auch, ohne durch Vorstellung hierzu gezwungen zu sein.
Obgleich ich nach alledem ein in geschlechtlicher Beziehung nicht allzu anormales Leben führte, traten doch jene Vorstellungen periodisch mit Sicherheit ein, blieben sich im wesentlichen auch stets gleich. Mit zunehmendem Geschlechtstriebe wurden die Zwischenräume immer geringer. Gegenwärtig melden sich die Vorstellungen etwa alle 14 Tage bis 3 Wochen. Würde ich vorher koitieren, so würde vielleicht dem Eintritt derselben vorgebeugt werden. Ich habe niemals den Versuch gemacht, meine sehr bestimmt und charakteristisch auftretenden Vorstellungen zu realisieren, d.h. sie mit der Aussenwelt in Verbindung zu bringen, sondern habe mich stets mit Schwelgereien in Gedanken begnügt, weil ich von der Ueberzeugung fest durchdrungen war, dass sich eine Realisierung meiner "Ideale" niemals auch nur annähernd würde herbeiführen lassen. Der Gedanke an eine Komödie mit bezahlten Dirnen erschien mir stets lächerlich und zwecklos, denn eine von mir bezahlte Person könnte in meiner Vorstellung niemals die Stelle einer "grausamen Herrin" einnehmen. Ob es sadistisch angehauchte Weiber wie Sacher Masochs Heldinnen gibt, bezweifle ich. Wenn es deren aber auch gäbe und ich das Glück (!) gehabt hätte, eine solche zu finden, so würde mir ein Verkehr mit derselben mitten in der realen Welt immer nur als eine Komödie erschienen sein. Ja, sagte ich mir, wenn es mir sogar passiert wäre, in die Sklaverei einer Messalina zu gelangen, so glaube ich, dass ich bei den sonstigen Entbehrungen jenes von mir erstrebten Lebens sehr bald überdrüssig geworden wäre, und in den lucidis intervallis [klaren Phasen] meine Freiheit unter allen Umständen zu erreichen getrachtet hätte.
Dennoch habe ich ein Mittel gefunden, in gewissem Sinne eine Realisierung herbeizuführen. Nachdem durch vorangegangene Schwelgereien mein Geschlechtstrieb stark angeregt ist, gehe ich zu einer Prostituierten und stelle mir dort irgend eine Geschichte des vorerwähnten Inhalts, in welcher ich die Hauptperson bilde, innerlich lebhaft vor. Nach etwa halbstündiger, unter stetiger Erektion erfolgender innerer Ausmalung solcher Situationen koitiere ich sodann mit gesteigertem Wollustgefühl unter starker Ejakulation. Nach der letzteren ist der Spuk verschwunden. Beschämt entferne ich mich so bald als möglich, und vermeide, auf das Vorangegangene zurückzukommen. Sodann habe ich etwa 14 Tage keine Vorstellungen mehr; bei besonders befriedigendem Koitus kommt es sogar vor, dass ich bis zum nächsten Anfalle gar kein Verständnis für masochistische Situationen habe. Der nächste

114 115 116

Index & Copyrighthinweise