Reizbarkeit, Zaghaftigkeit, Aengstlichkeit, Kopfdruck usw.) Neurasthenie. Genitalien normal. Erektionen treten nur matutin auf.
Pat. meint, wenn er heiraten könnte und zwar ein geliebtes Weib, wurde sich sein Masochismus verlieren.
Als therapeutische Ratschläge ergeben sich Autobekämpfung masochistischer Gedanken, Dränge und Akte, wenn nötig unter Zuhilfenahme hypnotisch-suggestiver Behandlung; Kräftigung des Nervensystems und Befreiung von den Erscheinungen reizbarer Schwäche durch eine antineurasthenische Behandlung.

Die bisher angeführten Fälle von Masochismus und die zahlreichen analogen, welche die Berichterstatter erwähnen, bilden das Gegenstück zur oben geschilderten Gruppe c) des Sadismus. Wie dort perverse Männer an der Misshandlung von Weibern sich erregen und befriedigen, so suchen sie hier den gleichen Effekt durch das passive Empfangen solcher Misshandlungen 1)

Aber auch die Gruppe a) der Sadisten, die der Lustmörder, ist merkwürdigerweise nicht ganz ohne Gegenstück im Masochismus.

In seiner äussersten Konsequenz muss ja der Masochismus zu der Begierde führen, von einer Person des anderen Geschlechtes getötet zu werden, so wie der Sadismus im aktiven Lustmord gipfelt. Solcher Konsequenz stellt sich aber der Trieb der Lebenserhaltung entgegen, so dass es hier nicht zum äussersten in wirklicher Ausführung kommt.

Wo aber das ganze Gebäude der masochistischen Vorstellungen nur in petto errichtet wird, da kann es in den Phantasien solcher Individuen selbst zu dieser äussersten Konsequenz kommen, wie der folgende Fall zeigt.

Beobachtung 62. Ein Mann in mittleren Jahren, verheiratet und Familienvater, der stets eine normaleVita sexualis geführt bat, aber aus sehr "nervöser" Familie zu stammen angibt, macht folgende Mitteilung: In seiner frühen Jugend sei er beim Anblick einer Frauensperson, welche ein Tier mit einem Messer schlachtete, sexuell mächtig erregt worden. Von da ab habe er viele Jahre lang in der wollüstig betonten Vorstellung geschwelgt, von Weibern mit Messern gestochen und geschnitten, ja selbst getötet zu werden. Später, nach Beginn des normalen Geschlechtsverkehrs, haben diese Vorstellungen den perversen Reiz für ihn gänzlich verloren.

Mit diesem Falle sind die Mitteilungen zu vergleichen, wonach Männer einen sexuellen Genuss darin finden, von Weibern mit Messern leicht gestochen, dabei aber mit dem Tode bedroht zu werden.

Derartige Phantasien geben vielleicht den Schlüssel zum Verständnis des folgenden seltsamen Falles, welchen ich einer Mitteilung des Herrn Dr. Körber in Rankau i. Schl. verdanke.


1) Instruktive Beispiele s. Seydel, Vierteljahrsschr. f. ger. Med. 1893. Heft 2, p. 275 u. 276.

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