am liebsten ins Ohrläppchen, selbst bis zu Schmerz und Anschwellen dieses Körperteils.

Die X. hatte von jeher männliche Neigungen, liebte es als Mann unter Männern zu erscheinen. Sie arbeitete schon mit 10-15 Jahren in der Brauerei eines Verwandten, mit Vorliebe in Hosen und Schurzfell. Sie ist intelligent, gutmütig, fühlt sich in ihrer homosexuellen perversen Existenz ganz glücklich. Sie raucht viel, trinkt gern Bier, hat weiblichen Kehlkopf (Dr. Flatau), auffallend schwach entwickelte Mammae, grosse Hände und Füsse (Dr. Moll, intern. Zentralbl. f. Physiol. und Patol. der Harn- und Sexualorgane IV, 3).


Masochismus und Sadismus.

Das vollkommene Gegenstück des Masochismus ist der Sadismus. Während jener Schmerzen leiden und sich der Gewalt unterworfen fühlen will, geht dieser darauf aus, Schmerz zuzufügen und Gewalt auszuüben.

Der Parallelismus ist ein vollständiger. Alle Akte und Situationen, die vom Sadisten in der aktiven Rolle ausgeführt werden, bilden für den Masochisten in der passiven Rolle den Gegenstand der Sehnsucht. Bei beiden Perversionen schreiten diese Akte von rein symbolischen Vorgängen zu schweren Misshandlungen fort. Selbst der Lustmord, in welchem der Sadismus gipfelt, findet, wie sich aus der obigen Beobachtung 62 ergibt - allerdings nur als Phantasma - sein passives Gegenstück. Beide Perversionen können unter günstigen Umständen neben einer normalen Vita sexualis einhergehen; bei beiden kommen die Akte, in welchen sie sich entladen, entweder als präparatorische vor dem Koitus, oder vikariierend an dessen Stelle vor 1).

Die Analogie betrifft aber nicht nur die äussere Erscheinung; sie erstreckt sich auch auf das innere Wesen beider Perversionen. Beide sind als originäre Psychopathien seelisch abnormer, insbesondere mit psychischer Hyperaesthesia sexualis, aber nebenher in der Regel auch noch mit anderen Abnormitäten behafteter Individuen zu betrachten; für jede dieser beiden Perversionen lassen sich je zwei konstitutive Elemente nachweisen, welche in psychischen Tatsachen innerhalb der physiologischen Breite ihre Wurzel haben.

Für den Masochismus liegen diese Elemente, wie oben dargetan, darin, dass 1. im sexuellen Affekt jede vom Konsors ausgehende Einwirkung an sich, unabhängig von der Art dieser Einwirkung, mit Lust betont wird, was bei bestehender Hyperaesthesia sexualis so weit gehen kann, jede Schmerzempfindung zu überkompensieren; 2. dass die aus an sich nicht perversen seelischen Elementen hervorgehende "geschlechtliche Hörigkeit" unter pathologischen Bedingungen, zu einem perversen lustbetonten Unterwerfungsbedürfnisse unter das andere Geschlecht werden kann, was - wenn auch die Vererbung von weiblicher Seite her durchaus nicht notwendig angenommen werden


1) Beide haben natürlich mit ethischen und ästhetischen Gegenmotiven in Foro interno zu kämpfen. Nach der Ueberwindung dieser gerät aber der Sadismus bei seinem Hinaustritt in die Aussenwelt sofort mit dem Strafgesetz in Konflikt. Mit dem Masochismus ist dies nicht der Fall, was eine grössere Häufigkeit masochistischer Akte zur Folge hat. Dagegen treten der Verwirklichung der letzteren der Selbsterhaltungstrieb und die Scheu vor Schmerzen entgegen. Die praktische Bedeutung des Masochismus liegt nur in seinen Beziehungen zur psychischen Impotenz, während die des Sadismus ausserdem und hauptsächlich auf forensischem Gebiete liegt.

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