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Der Papiertiger: Amelothaphilie

 
   
   
   
   
   
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.



Auch Akrotomophilie oder Amelotasis (alle drei Begriffe sind in der SM-Subkultur sehr ungebräuchlich). Eine sexuelle Vorliebe für Amputierte (melos griech. Glied). Die Verbindung zum Sadomasochismus ist unklar. Während Behinderte in der Subkultur unterrepräsentiert sind, finden sich vereinzelt Abbildungen und Literatur zu diesem Thema.

Drei Formen können unterschieden werden:

A. aus Liebe. Beziehungen, in der die Behinderung keine Rolle spielt. Diese Beziehungen unterscheiden sich nicht von den Beziehungen Nichtbehinderte, und werden daher meist nicht als A. bezeichnet.

Echte A.. Sexuelle Vorliebe für Behinderte, möglicherweise auch Helfersyndrom. Diese Beziehungen werden oft dann aufgelöst, wenn der behinderte Partner erfährt, dass er vor allen wegen seiner Behinderung bevorzugt wird, oder wenn der Reiz der Behinderung beim unbehinderten Partner nachlässt. Die Echte A. kann übergehen in den nächsten Punkt:

Födophilie Vorliebe für hässliche oder entstellende Attribute eines Partners, siehe unter Födophilie selbst.

In der Zeitschrift Bizarre1 von Willie, John erschien eine ganze Reihe von Leserbriefen zu diesem Thema, zu denen Willie zeitweise die Zeichnungen lieferte. Wie unter dem Eintrag zu Bizarre selbst genauer besprochen, dürfte diese Zeitschrift für viele unübliche Formen der Sexualität die einzige Anlaufstelle gewesen sein.

Schon in Ausgabe 2 findet sich ein Leserbrief, in dem eine einbeinige Frau berichtet:

Then I met my husband, and imagine my surprise when I discovered that for him my disability was an attraction.
.

"Hoppy" berichtet davon, dass sie durch seine Zuwendung wieder Selbstachtung gewonnen hätte, und sie mit seiner Hilfe auch wieder tanzen würde.

In Heft 19 (1956) antwortet "Five Toes", dass auch sie ein Bein verloren habe, sich aber weiterhin in Schuhen mit hohen Absätzen anziehend fände, wie auch ihr Freund. Zwar verspricht sie, Bilder von sich zu schicken, es finden sich in späteren Ausgaben jedoch keine.

Eine zweite Serie von Leserbriefen beginnt 1954 mit einer Zeichnung von Willie, die eine Frau ohne Arme und eine mit einem fehlenden Bein auf Krücken in engen Kleidern zeigt. Dazu mit britischem schwarzen Humor die Unterschrift:

If you are handicapped - you can still make the best of what you've got.

Abbildung empfohlen!!

Ausgabe 1 erschien 1954, nach Ausgabe 13. In Ausgabe 15-16 (Doppelausgabe für Leserbriefe, 1955) erschien daraufhin ein Leserbrief von "W.J.", der vorschlug, für diese Form von Bildern ein eigenes Forum in Bizarre zu schaffen. Weiter gab er die Namen einiger damals bekannter behinderter Persönlichkeiten an, die er gerne auf Bildern sehen würde. In Heft 17 (fortgesetzt in Heft 19, beide 1956) antwortet dann eine Frau namens "Petty" auf diesen Brief und berichtet von ihrem Mann, der von einer einbeinigen Frau in hohen Absätzen so angetan war, daß sie beschließt, ein Bein hochzubinden und auf Krücken zu laufen. Die Erfahrungen daraus gefallen ihr so gut, dass sie in Heft 19 schreibt:

The only way my life could be more complete is if I could have my left leg taken off so that my "bondage" would be real instead of artificial. I have no desire to walk on two legs as I have learned that one can bring me more than my share of happiness.

Hierzu hat Willie kleine Zeichnung gesetzt von drei Frauenfüßen und einer Krückenspitze. Auch zu dem Bild der Frau ohne Arme meldet sich in Heft 13 ein Mann, der armlose Frauen bevorzugt.

In Heft 24 berichtet eine Frau nach einem Autounfall, in dem sie beide Arme, ein Bein und ein Augen verloren hatte von einem Mann, der sie gerade wegen ihrer Behinderungen heiratet, und ihr dann eine Reihe von engen Korsetts und ähnlichem herstellt.

Die Authentizität dieser Leserbriefe ist zweifelhaft - wahrscheinlicher ist wohl, dass sie von Männern mit entsprechenden Vorlieben stammen. Im Internet finden sich zahlreiche Berichte von Männern, die behinderte Frauen sexuell attraktiv finden.

Apotemnophilie bezeichnet dagegen den Wunsch, sich selbst Körperteile amputieren oder amputieren zu lassen. Zahlreiche Erfahrungsberichte zu diesem Thema finden sich im Body Modification Ezine.

Weitere Literatur:2,3 (dort auch ein ausführliches Literaturverzeichnis), der Eintrag "Acrotomophilia" in4.

Literaturhinweise:

1 Willie, John:
    The Complete Reprint of John Willie's Bizarre 1/2  [Details]
2 Riddle, Grant C.:
    Amputees and Devotees: Made For Each Other?  [Details]
3 Bruno, Richard L.:
    Devotees, pretenders and wannabees: Two cases of Factitious Disability Disorder  [Details]
4 Love, Brenda (Hrsg.):
    The Encyclopedia of Unusual Sex Practices  [Details]

 

Synonyme: Akrotomophilie, Amelotasis, Apotemnophilie

Auf diesen Eintrag verweisen: Behinderte, Bizarre

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Stand: 20.09.2000.

 

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