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Der Papiertiger: Tom of Finland

 
   
   
   
   
   
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.


Schwuler Zeichner (eigentl. Touko Laaksonen, 8.5.1920-7.11.1991), der über vier Jahrzehnte in einem sehr charakteristischen Zeichenstil Ledermänner mit bewußt übertriebenen männlichen Attributen versehen abbildete.

ToF wurde als Kind zweier Lehrer geboren und erhielt eine allgemein musische Ausbildung. Diese nutzte er bereits im Alter von fünf Jahren um Zeichnungen eines muskulösen Nachbarn anzufertigen.
Im Jahre 1939 begann er in Helsinki ein Kunststudium mit Schwerpunkt Werbegrafik. Der Krieg und die damit einhergehende Verdunkelung der Stadt brachte die ersten Gelegenheiten, in den Strassen Sex mit anderen Männern, darunter auch den deutschen Besatzungssoldaten in ihren Uniformen und Knobelbechern zu haben1.
Nach dem Krieg arbeitete er wieder als Zeichner, reiste viel, vermied aber weitgehend die damals entstehende Schwulenszene, in der der vorherrschende Typus weiblich und tuntig war.
Ab 1953 bis zu dessen Krebstod 1981 lebte er in einer festen Beziehung mit Veli, einem Finnen.
Seine ersten Veröffentlichungen hatte er ab 1956 in den USA in "Physique Pictorial", einem Magazin für Muskelmänner.
1973 hatte er eine erste Kunstausstellung in Hamburg, bei der bis auf eines alle seine Bilder gestolen wurden, weshalb er erst 1978 wieder ausstellte. Gleichzeitig wurde er ab dieser Zeit weltweit so bekannt, daß er seine Nebenberufe als Pianist und Grafiker zugunsten der Produktion von Pornobildern aufgeben konnte.
Er starb 1991 an den Folgen eines Lungenemphysems.

Seine Zeichnungen und Gemälde haben immer ein Thema: fröhlicher Sex zwischen gutgebauten, lächelnden Männern. Dabei stellt er sich weitgehend ausserhalb der in Deutschland akzeptierten Formen von Kunst mit sexuell/erotischem Inhalt, die zumindest als Feigenblatt noch eine Rahmenhandlung konstruieren. Bei ToF hingegen wird schwuler SM als an sich und durch sich gute und positive Angelegenheit dargestellt.
Hierzu sagte er:

I work very hard to make sure that the men I draw having sex are proud men having happy sex!

Seine Darstellung von Matrosen, Highway policemen und anderen Macho men hat den Idealtypus des schwulen Ledermanns zumindest an der US-Westküste in den 70er Jahren stark geprägt. Nicht zuletzt durch seinen Einfluss konnte sich die schwule Subkultur vom bild des effeminierten Homosexuellen lösen - und kreierte mit dem "Castro-Clone" gleich das nächste Klischee, wie er bei Townsend sichtbar wird2.

Ohne Titel 1981

Tom of Finland gehört zu den Künstlern, die in ihrem Werk auch Motive aus dem Faschismus benutzt haben, hier Nazisymbole.
Auch wenn er gern als Beispiel für die unheilvolle Verquickung von Sadomasochismus und Faschismus genannt wird, dürften die wahren Gründe für diese Motive die gleichen sein wie für das häufige Auftreten von Soldaten und Polizisten: die Verherrlichung des Machismo. Diese Motive sind nur in seinen frühen Werken zu finden, die er selbst inzwischen eingezogen hat. In1 wird er wie folgt zitiert:

Die Leute haben sie politisch betrachtet, weil Nazis darauf vorkamen. Sie hielten mich selbst für einen Nazi. Heute würde ich solche Bilder nicht mehr machen, weil ich nicht will, daß man sie so sieht [...]

ToF gründete eine Stiftung, die "Tom of Finland Foundation", die erotische Kunst fördert. Ihre Website ist zu finden unter www.eroticarts.com/foundation/.

Einzelne Bilder in3, Burkhardt Riemschneider (Hrsg.), Taschen Verlag, Köln 1992

Literaturhinweise:

1 Thompson, Mark (Hrsg.):
    Leatherfolk: Radical Sex, People, Politics, and Practice.  [Details]
2 Townsend, Larry:
    The Leatherman's Handbook  [Details]
3 Neret, Gilles:
    Erotica Universalis  [Details]

 

Synonyme: Finland, Tom of

Auf diesen Eintrag verweisen: Schwarz

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Stand: 20.10.2001.

 

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