de Sade, der die Beziehungen zwischen Grausamkeit und Wollust in ein förmliches System gebracht hat, worüber gleich Näheres mitgeteilt werden soll, konstruiert, wie Dühren in seinem bekannten Werke über den „Marquis de Sade und seine Zeit“ ausführt, den folgenden Zusammenhang zwischen Wollust und Grausamkeit: Die Wollust ist das Primäre. Sie erstickt das Mitleid im Menschen und macht ihn hart und gefühllos. Deshalb bedarf der in der Wollust ganz aufgehende Mensch immer stärkerer Reize, um befriedigt zu werden. Die Nervenmasse muss durch einen sehr starken Schlag aufgerüttelt und erschüttert werden. Es ist aber unzweifelhaft, dass der Schmerz die Nerven heftiger angreift, als die Freude und daher dieselben lebhafter erregt. Der Schmerz anderer erzeugt in dem Wüstling eine angenehme Empfindung. Die Natur spricht uns niemals von anderen, sondern nur von uns. Sie preist uns das Suchen der Lust an. und es ist ihr einerlei, ob das anderen angenehm ist oder nicht.

Aehnliche Ideen über den Zusammenhang zwischen Wollust und Grausamkeit entwickelt ein englischer Autor. In dem interessanten Kapitel über Sadismus, welches den dritten Band seines „Geschlechtslebens in England“ einleitet, teilt Dühren die folgende Stelle aus dieser „Experimental Lecture by Colonel Spanker“ mit:

„Das Gefühl der Wollust kann nur durch zwei Dinge erregt werden, nämlich erstens dadurch, dass wir glauben, dass der Gegenstand unserer Liebe sich unserem Schönheitsideal nähert, oder zweitens dadurch, dass wir diese Person möglichst starke Sensationen fühlen sehen. Kein Gefühl ist aber lebhafter, als das des Schmerzes, seine Erschütterung ist wirklich und gewiss. Er leitet nie irre, wie die Komödie der Wollust, die von Weibern ewig gespielt, aber niemals wirklich gefühlt wird. Derjenige,

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