„When Francus comes to solace with his whore,
He sents for rods and strips himself stark naked;
For his lust sleeps and will not rise before
By whipping of the wench it be awaked.
I envy him not, but wish I had the power
To make myself his wench but one half hour.“

Wie England überhaupt sich rühmen darf, bis in die neueste Zeit hinein das gelobte Land, die Hochburg des Flagellantismus (auch in seiner Anwendung als pädagogisches und häusliches Zucht- und Strafmittel) gewesen und geblieben zu sein, so hat es auch in der Entwickelung des Flagellationskultus an den der Venus vulgivaga geweihten Stätten offenbar stets in erster Reihe gestanden und das Zeremoniell dieses Kulturs der „fortschreitenden Zivilisation“ und den Anforderungen neuzeitlichen Komforts entsprechend stetig weiter entwickelt 1).

Schon im Anfange des 19. Jahrhunderts gab es in London luxuriös ausgestattete Etablissements, die vorzugsweise der Flagellation dienten und in denen geschickte, berufsmässig ausgebildete Hände - wie die unserer heutigen „Masseusen“ - über den danach lüsternen Männern die Rute schwangen. So wird u.a. die Anstalt einer Mrs. Collett, zu deren Frequentanten auch der nachmalige Georg der Vierte als Prinzregent gehörte, und ihrer Nachfolgerin Mrs. Mitchell, ebenso die einer Mrs. James und noch anderer Kolleginnen in den zeitgenössischen Annalen rühmlichst hervorgehoben. Die „Königing“ dieses Gewerbszweiges scheint aber nach allgemeinem sachkennerischen Urteil die unsterbliche Erfinderin des „Berkeley horse“ 1), Mrs. Therese Berkeley (oder Berkley) gewesen zu sein, die in Nr. 28 Charlotte Street, Portland Place, ihr Geschäft eröffnete, das sie mit einer stattlichen Anzahl wohlgeschulter, auch noch mit ihren Kosenamen und allen ihren spezialistischen Talenten der Nachwelt überlieferter Gehilfinnen betrieb, und von dem sie sich mit dem anständigen Vermögen von 100 000 Pfund zurückzog, um in der so ehrenvoll verdienten Musse ihre (leider unveröffentlicht gebliebenen und, wie es scheint, abhanden gekommenen) Denkwürdigkeiten zu schreiben. Diese Dame, die 1836 starb, beschenkte die Welt mit dem als „Berkeley-Pferd“ (The Berkeley horse) zu pornographischer Berühmtheit gelangten Apparate, der in der flagellantistischen Literatur


1)Vgl. darüber u.a. Pisanus Fraxi „index librorum prohibitorum“, London (1877) introduction XLIII-XLVI; auch Venus schoolmistress; Curiosities of flagellation, London 1875 und andere in dem Literaturverzeichnis aufgeführte Werke, vor allem Eugen Dührens (Iwan Blochs) dreibändiges „Geschlechtsleben in England“. Berlin 1901-1903.

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