schlagen zu misshandeln und überdies zu den niedrigsten Arbeiten für sie zu zwingen; später soll sie auch dem Manne, als dieser sich seiner Frau anzunehmen versuchte, den Stock zu kosten gegeben haben. Die Sache erscheint nicht durchsichtig genug; wohl möglich, dass hier neben Eifersucht und befriedigtem Hochmut auch wirklich sadistische Triebfedern hineinspielten. Von einer Bezugnahme auf weitere, nach der Seite des tatsächlichen Verlaufes wie der psychologischen Analyse gleich wenig klarliegende Fälle mag hier Abstand genommen werden.

Als Ergebnis sei am Schlüsse dieser Betrachtungen nochmals wiederholt, dass, wenn auch ein natürlicher Hang zur Grausamkeit - und zwar überwiegend dem eigenen Geschlechte gegenüber - dem Weibe nicht abgesprochen werden kann, doch die algolagnistischen Erscheinungsformen beim Weibe Ausnahmezustände und in ihren höheren Graden wohl immer krankhafter Natur sind - gerade wie beim Manne; nur dass sie eben ausserordentlich viel seltener vorkommen als beim Manne. Rein sadistische Züge mögen dem Weibe als solchem ursprünglich vielleicht gar nicht eigen, sondern, wo sie sich finden, erst durch den entnervten, schwachen, verliebten und in der Verliebtheit unmännlich und verächtlich gewordenen Mann provoziert sein. Für den sexuell geknechteten Mann mag das brünstig begehrte Weib dann freilich zum blutsaugenden Vampyr, zur Lorelei oder zur männerwürgenden Eussalka sich gestalten - in welchen schönen und tiefsinnigen Schöpfungen der Volkspoesie man ja auch Darstellungen von weiblichem Sadismus zu finden gemeint hat, während sie in Wahrheit doch nur die Macht des auf den Mann verhängnisvoll und verderblich einwirkenden Weibzaubers symbolisch verkörpern.


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