unterwerfen, zusammen, so wird es zu den heftigsten Ausbrüchen des Sadismus kommen.

Sadismus ist also nichts anderes als eine pathologische Steigerung von - andeutungsweise auch unter normalen Umständen möglichen - Begleiterscheinungen der psychischen Vita sexualis, insbesondere der männlichen, ins Masslose und Monströse. Es ist aber selbstverständlich durchaus nicht notwendig und durchaus nicht die Regel, dass das sadistische Individuum sich dieser Elemente seines Triebes bewusst sei. Was es empfindet, ist in der Regel nur der Drang nach grausamen und gewalttätigen Handlungen am entgegengesetzten Geschlecht und die Betonung der Vorstellung solcher Akte mit wollüstigen Empfindungen. Daraus ergibt sich ein mächtiger Impuls, die vorgestellten Handlungen wirklich zu begehen. Insofern die eigentlichen Motive dieses Dranges dem Handelnden nicht bewusst werden, tragen die sadistischen Akte den Charakter impulsiver Handlungen.

Wenn die Assoziation zwischen Wollust und Grausamkeit vorhanden ist, so weckt nicht nur der wollüstige Affekt den Drang zur Grausamkeit, sondern auch umgekehrt: Vorstellung und besonders der Anhlick grausamer Handlungen wirken sexuell erregend und werden in diesem Sinne vom perversen Individuum benützt 1).

Eine empirische Unterscheidung zwischen originären und erworbenen Fällen von Sadismus ist nicht durchführbar. Viele ab origine belastete Individuen bieten geraume Zeit hindurch alles auf, um ihren perversen Trieben zu widerstehen. Ist die Potenz noch vorhanden, so führen sie anfangs, oft mit Zuhilfenahme innerlicher Vorstellungen perverser Art, eine normale Vita sexualis. Später erst, nach allmählicher Ueberwindung der ethischen und ästhetischen Gegenmotive und nach immer wiederholter Erfahrung, dass der normale Akt nicht voll befriedigt, kommt es zum Durchbruch des krankhaften Triebes nach aussen. Durch diese späte Umsetzung einer originären perversen Anlage in Handlungen kann der Schein einer vorhandenen Perversion


1) Es kommt auch vor, dass eine zufällige Wahrnehmung von Blutvergiessen u. dgl. den präformierten psychischen Mechanismus des Sadisten erst in Bewegung setzt und den latenten perversen Trieb weckt.

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