V., geb. 1869, von ehrenwerten Eltern, aus geistesgesunder Familie, nie schwer krank gewesen, von Kindesbeinen an bösartig, faul, unhaltbar in Diensten, hatte sich mit 20 Jahren eines Versuchs der Unzucht mit einem Kinde schuldig gemacht, während seiner Militärzeit den Ruf eines bösartigen Menschen sich erworben und war 1893 wegen "psychischer Störungen" (verwirrte Reden, zeitweises Verfolgungsdelirium, Drohungen, extreme Reizbarkeit) entlassen worden. 1893 verwundete er ein Mädchen, das ihn nicht heiraten wollte, machte dann einen Selbstmordversuch (Kopfschuss durchs rechte Ohr mit restierender rechtsseitiger Taubheit und Fazialislähmung). Er kam in eine Irrenanstalt, wo man "délire de persécution" fand. Am 1. April 1894 wurde er genesen entlassen. In der Folge vagabondierte er herum und beging folgende schreckliche Untaten: Am 20. März 1894 erwürgte er die 21jährige Delhomme, schnitt ihr dann den Hals ab, trat ihr auf dem Leibe herum, riss ihr einen Teil der rechten Brust aus und vollzog dann an der Leiche den Koitus. Dasselbe, ausser der Schändung, beging er am 20. November 1894 mit der 13jährigen Marcel, ferner am 12. Mai 1895 an einem 17jährigen Mädchen Mortureux. Am 24. August 1895 erwürgte und darauf schändete er eine 58jährige alte Dame Morand, am 22. schnitt er einem 16jährigen Mädchen Alaise den Hals ab und versuchte den Bauch aufzuschlitzen. Am 29. September beging er an einem 14jährigen Schäferknaben Pelet dasselbe Verbrechen wie später an Portalier, indem er zugleich dessen Genitalien verwundete und an der Leiche ein unsittliches Attentat beging.

Am 1. März 1896 hatte er an der 11 Jahre alten Derouet einen Notzuchtsakt begehen wollen, wurde aber durch einen Flurwächter verscheucht. Am 10. September beging er seine gewöhnliche Untat an einer 19jährigen jungverheirateten Frau Mounier, am 1. Oktober 1896 an einer 14jährigen Hirtin Rodier, bei der er die äusseren Genitalien ausschnitt und mit sich nahm. Ende Mai 1897 tötete er einen 14jährigen Landstreicher Beaupied, indem er ihm den Hals abschnitt und die Leiche dann in den Brunnen warf. Am 18. Juni mordete er den 13jährigen Hirten Laurent und päderastierte die Leiche. Bald darauf versuchte er ein Attentat auf eine Frau Plantier, die aber Sukkurs bekam. Leider liess man V. laufen.

Lacassagne, Prof. der gerichtlichen Medizin in Lyon, Pierrel, Prof. der Psychiatrie, und Rebatel, Irrenarzt, waren die Experten in diesem monströsen Gerichtsfall. Sie konstatieren den Mangel hereditärer Belastung, finden keine zerebralen Krankheiten, auch nicht Epilepsie in V.s Lebensgeschichte. Er war nicht besonders intelligent, von Kindesbeinen an reizbar, bösartig, jähzornig, Tierschinder. Niemand wollte ihn im Dienst behalten. Er trat in ein Kloster als Postulant ein, musste dasselbe aber bald verlassen, weil er Kameraden masturbierte. Wegen seiner Immoralität und Reizbarkeit behielt ihn niemand im Dienst. Trinker war er nicht. Beim Militär war er gefürchtet und gemieden. Eines Tages, als er nicht Korporal wurde, geriet er in Wut, wollte sich an seinem Vorgesetzten vergreifen, fing an zu delirieren, so dass er ins Truppenspital und dann in die Irrenanstalt kam. Die Kameraden hielten ihn für nicht normal. In seinen Zornaffekten war er unberechenhar und äusserst gefährlich gewesen. Er drohte gleich mit Halsabschneiden und jeder traute ihm so etwas zu. Er schlief schlecht, träumte nur von Umbringen, delirierte oft nachts, so dass niemand in seiner Nähe schlafen mochte.

In der Irrenanstalt fand man V. mit Persekutionsdelirium behaftet und hielt ihn für gefährlich. Auch hatte er einen neuen Selbstmordversuch gemacht. Tatsächlich wurde er eines Tages genesen entlassen.

In der Folge hat er 11 Mordtaten begangen. Sie sind Akte des Sadismus, Lustmorde. Sie bestehen in Erwürgen oder Halsabschneiden, dem Aufschlitzen oder Verstümmeln der Leiche, besonders an den Geni-

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