se in puellam coniecit, quae per totum tempus mortuam se esse simulare debuit [um sich dann zu dem Mädchen zu legen, das sich während der ganzen Zeit tot stellen musste.] 1).

Durchsichtiger sind die Fälle, in denen der Täter die Leiche rnisshandelt und zerstückelt. Solche Fälle schliessen sich unmittelbar an die Lustmörder an, indem Grausamkeit, wenigstens ein Drang, sich am weiblichen Körper zu vergreifen, mit der Wollust dieser Individuen verbunden ist. Vielleicht schreckt ein Rest moralischer Bedenken von der Vorstellung grausamer Akte am lebenden Weibe ab, vielleicht überspringt die Phantasie den Lustmord und hängt sich gleich an sein Resultat, die Leiche. Möglicherweise spielt auch hier die Vorstellung der Willenlosigkeit der Leiche eine Rolle (Nekrosadismus.)

Beobachtung 23. Sergeant Bertrand ist ein Mensch von zartem Körperbau, von auffälligem Charakter, von Kindheit auf verschlossen und die Einsamkeit liebend.
Die Gesundheitsverhältnisse seiner Familie sind nicht genügend bekannt, das Vorkommen von Geisteskrankheiten in der Aszendenz ist jedoch sichergestellt. Schon als Kind will er mit einem ihm unerklärlichen Zerstörungsdrang behaftet gewesen sein. Er habe zerbrochen, was er gerade zur Hand hatte.
Schon in früher Kindheit kam er ohne alle Verführung zur Onanie. Mit 9 Jahren begann er Hinneigung zu Personen des anderen Geschlechts zu verspüren. Mit 13 Jahren erwachte mächtig in ihm der Drang zu geschlechtlicher Befriedigung an Weibern; er onanierte nun sehr viel. Wenn er dies tat, stellte er sich in seiner Phantasie jeweils ein Zimmer, erfüllt mit Frauen, vor. Er stellte sich vor, er übe den Geschlechtsakt mit denselben, wie er sie als Leichen befleckte. Gelegentlich kam bei solcher Situation auch die Vorstellung, es mit männlichen Leichen zu tun zu haben, aber sie war mit Ekel betont.
Mit der Zeit empfand er den Drang, mit wirklichen Leichen derartige Situationen durchzumachen.
Aus Mangel an menschlichen Leichen verschaffte er sich Tierleichen, schlitzte ihnen den Leib auf, riss die Eingeweide heraus und masturbierte dabei. Er will damit einen unsäglichen Genuss empfunden haben. 1846 genügten ihm nicht mehr Leichen. Er tötete nun Hunde und verfuhr dann mit ihnen wie früher. Ende 1846 bekam er zum ersten Male das Gelüste, Menschenleichen zu benutzen. Er scheute sich anfangs davor. 1847, als er zufällig auf dem Kirchhof das Grab einer frisch beerdigten Leiche gewahr wurde, kam dieser Drang unter Kopfweh und Herzklopfen mit solcher Macht, dass er, obwohl Leute in der Nähe waren und Gefahr der Entdeckung bestand, die Leiche ausgrub. Beim Abgang eines geeigneten Instruments, um sie zu zerstückeln, begnügte er sich, dieselbe mit der Totengräberschaufel voll Wut zu hauen.

1847 und 1848 kam, angeblich in Zwischenräumen von etwa 14 Tagen und unter heftigen Kopfschmerzen, der Drang, an Leichen Brutalitäten zu verüben. Mitten unter den grössten Gefahren und mit den grössten Schwierig-


1) Simon (Crimes et délits p. 209) teilt eine Erfahrung Lacassagnes mit, dem ein anständiger Mann berichtete, er sei jeweils, aber nur dann rnächtig sexuell erregt, wenn er Zuschauer bei einem - Leichenbegängnis sei.

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