man ihn für nicht richtig im Kopfe hielt. Endlich liess man ihn laufen. Er wurde wieder Totengräber. Anlässlich der Beerdigung eines 17jährigen Mädchens mit schönem Busen erwachte in ihm der Drang, die Leiche wieder auszugraben. Solche Profanationen beging er in der Folge eine Unzahl.
Einen Kopf, den er mit heimnahm, küsste er oftmals und nannte ihn seine Braut. Attrapiert wurde er, indem er den Kadaver eines 3½ Jahre alten Kindes daheim in Stroh versteckte, nachts an demselben seine geschlechtliche Brunst befriedigte , selbst als die Fäulnis schon die Wohnung verpestete und ihn verriet. Unumwunden, lachend gestand er alles. A. ist klein, prognath, hat symmetrischen Gesichtsschädel, allgemeinen Tremor, ist schwächlich, Genitalien normal, sexuelle Erregung nicht vorhanden, Intelligenz sehr gering, moralischer Sinn fehlt gänzlich. Es gefiel ihm im Gefängnis. (Epaulard op. cit.)

c) Misshandeln von Weibern (Blutigstechen, Flagellieren usw.)

An die Lustmörder und Leichenschänder, und den ersteren noch nahestehend, reihen sich solche Fälle an, wo Verletzungen des Opfers und der Anblick des fliessenden Blutes desselben Reiz und Genuss für entartete Menschen ist.

Ein solches Ungeheuer war der berüchtigte Marquis de Sade 1), nach welchem die Verbindung von Wollust und Grausamkeit deshalb genannt wird. Coitus venerem suam non stimulavit, nisi quam futuabat ita pungere potuit ut sanguis flueret. Summa ei voluptas erat meretrices nudatas vulnerare et vulnera hoc modo facta obligare. [Der Koitus erregte seine Lust nicht, wenn er nicht beim Verkehr so zustoßen (zustechen?) konnte, dass Blut floß. Der Gipfel der Wollust war es für ihn, entblößte Prostituierte zu verwunden und die so erzeugten Wunden ... ja, was? zu betrachten vermutlich, aber "obligare" gibt das nach meinen Wörterbüchern nicht her. Bin für Korrekturen dankbar. K.P.]
Hierher gehört wohl auch der Fall eines Kapitäns, von dem Brierre de Boismont (a. a. O.) erzählt, der seine Geliebte zwang, jeweils vor dem sehr


1) Taxil (op. cit. p. 180) gibt nähere Mitteilungen über dieses psychosexuale Monstrum, das einen Fall von habitueller Satyriasis, zugleich mit Paraesthesia sexualis sein dürfte.
S. war so zynisch, dass er ernstlich eine grausame Lüsternheit idealisieren und sich zum Apostel einer darauf bezüglichen Lehre machen wollte. Er trieb es so arg (u. a. machte er eine geladene Gesellschaft von Herren und Damen liebestoll, indem er ihr mit Kanthariden versetzte Schokoladenbonbons servieren liess), dass man ihn in die Irrenanstalt Charenton sperrte. In der Revolution (1790) wurde er frei. Er schrieb nun obszöne Romane, die von Wollust und Grausamkeit triefen. Als Bonaparte Konsul wurde, machte ihm S. seine Romane, prachtvoll gebunden, zum Geschenk. Der Konsul lies seine Werke vernichten und den Verfasser neuerdings in Charenton internieren, wo er 1814, 64 Jahre alt, starb. De Sade war unerschöpflich in seinen lasziven, offenbar auf Propaganda abzielenden Publikationen. Sie sind heutzutage glücklicherweise recht selten geworden. Erhalten sind: "Histoire de Justine", 4 Bde., "Histoire de Juliette", 6 Bde., "Philosophie dans le boudoir". London 1805. Interessant ist Sades Biographie von J. Janin 1835.
Eine neue wissenschaftliche und sehr gründliche Studie über S. hat Dr. Marciat in "Bibliothèque de Criminologie" XIX. 1899 (Paris, Masson) geliefert. Im Eingang derselben findet sich eine Analyse und ein Inhaltsverzeichnis von Sades Schriften. S. f. Dühren, Der "Marquis de Sade" 1900 (zugleich ein wertvoller Beitrag zur Kultur- und Sittengeschichte des 18. Jahrh., der alle Beachtung verdient).

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