Menschen, die schönes Ohr haben, über die Ohren zu streichen. Bei Männern gewährt ihm dies einen sehr geringen, bei Weibern einen hohen Genuss.
Auch habe er eine Faible für Katzen. Er finde sie einfach schön, jede ihrer Bewegungen sei ihm sympathisch. Der Anblick einer Katze könne ihn sogar aus der tiefsten Gemütsdepression herausreissen. Die Katze erscheine ihm heilig, er sehe in einer solchen geradezu ein göttliches Wesen! Des Grundes dieser sonderbaren Idiosynkrasie ist er sich nicht bewusst.
Neuerlich habe er häufig auch sadistische Vorstellungen im Sinne der Prügelung eines Knaben. Bei diesen Flagellationsphantasien spielen sowohl Männer als Weiber eine Rolle, vorwiegend aber letztere, und dabei ist sein Genuss ein weit grösserer.
Pat. findet, dass neben dem, was er als Masochismus kenne und empfinde, noch etwas anderes bestehe, das er am liebsten mit "Pagismus" bezeichnen möchte.
Während seine masochistischen Schwelgereien und Akte durchaus grobsinnlicher Art und Betonung seien, bestehe sein "Pagismus" in der Idee, Page eines schönen Mädchens zu sein. Er stelle sich dieses ganz keusch vor, aber pikant, seine Stellung ihm gegenüber als die eines Sklaven, aber in ganz keuschem Verhältnisse, rein "platonischer" Hingebung. Dies Schwelgen in der Idee, einem solchen "schönen Geschöpf" als Page zu dienen, sei mit einem köstlichen, aber durchaus nicht sexuellen Gefühl betont. Er empfinde davon eine exquisite moralische Befriedigung im Gegensatz zum sinnlich betonten Masochismus, und deshalb müsse er seinen "Pagismus" für etwas Andersartiges halten.
Pat. bietet in seinem Aeusseren auf den ersten Blick nichts Auffälliges, aber sein Becken ist abnorm weit, hat flache Darmbeinschaufeln, ist abnorm geneigt und entschieden weiblich. Neuropathisches Auge. Er weist auch darauf hin, dass er oft Kitzel und Wollustreiz im Anus habe, auch von da aus (erogene Zone) sich Befriedigung ope digiti [mit dem Finger] verschaffen könne.
Pat. zweifelt an seiner Zukunft. Hilfe wäre für ihn nur möglich, wenn er ein rechtes Interesse am Weibe bekommen könnte, aber sein Wille, seine Phantasie seien dazu zu schwach.

Was der Patient dieser Beobachtung als "Pagismus" bezeichnet, ist nichts vom Wesen des Masochismus Verschiedenes, wie sich aus dem Vergleich mit den unten folgenden Fällen von "symbolischem" Masochismus und anderen ergibt, ferner aus der Erwägung, dass der Koitus bei dieser Perversion mitunter als inadäquater Akt verschmäht wird, und aus der Tatsache, dass es in solchen Fällen öfters zu einer phantastischen Exaltierung des perversen Ideals kommt.

Beobachtung 51. Ideeller Masochismus. Herr X., Techniker, 26 Jahre alt, stammt von nervöser, mit Migräne behafteter Mutter. In der väterlichen Aszendenz ist ein Fall von Rückenmarkskrankheit und ein solcher von Psychose vorgekommen.
Ein Bruder ist "nervös".
Herr X. hat unerhebliche Kinderkrankheiten überstanden, studierte leicht, entwickelte sich normal. Er ist eine durchaus männliche Erscheinung, jedoch etwas schwächlich und unter mittelgross. Der Deszensus des rechten Hodens blieb unvollkommen, indem er im Leistenkanal fühlbar ist. Penis normal gebildet, jedoch etwas klein.
Mit 5 Jahren entdeckte X. wollüstige Gefühle, als er mit übereinandergeschlagenen gestreckten Beinen Schwingungen an einem kleinen Barren machte.

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