Flagellationsträume, oder auch bezügliche Phantasien des wachen Lebens, mit Onanie. Vor 1 Jahren Zwang, sich von einer Puelle prügeln zu lassen. Pat. war enttäuscht, da dabei Erektion und Ejakulation ausblieben. Neuer Versuch mit 27 Jahren in der Absicht, dadurch Erektion und Koitus zu erzwingen. Dies gelang erst allmählich durch folgenden Kunstgriff. Die Puella musste, während er Koitus versuchte, ihm erzählen, wie sie andere Impotente unbarmherzig schlage, und ihm Gleiches androhen. Ueberdies musste er sich vorstellen, er sei gefesselt, ganz in der Gewalt des Weibes, hilflos, werde von demselben aufs schmerzlichste geschlagen. Gelegentlich musste er, um potent zu sein, sich auch wirklich binden lassen. So gelang ihm Koitus. Pollutionen waren nur dann von Wollustgefühl begleitet, wenn er (selten) träumte, er werde misshandelt oder sei Zuschauer, wie eine Puella die andere geisselte. Beim Koitus hatte er nie ein rechtes Wollustgefühl. Am Weibe interessieren ihn nur die Hände. Kräftige, handfeste Frauenzimmer mit derben Fäusten sind ihm die liebsten. Gleichwohl ist sein Flagellationsbedürfnis nur ein ideelles, denn bei seiner grossen Hautempfindlichkeit genügen im schlimmsten Falle einige Hiebe. Männerhiebe wären ihm zuwider. Er möchte heiraten. Aus der Unmöglichkeit, von einer honetten Frau Flagellation zu verlangen, und dem Zweifel, ob er ohne solche potent sei, entspringt seine Verlegenheit und sein Bedürfnis zu genesen.

Beobachtung 58. D., 32 J., Bildhauer, erblich belastet, mit Degenerationszeichen, konstitutionell neuropathisch, neurasthenisch. schwächlich zart in der Jugend, erfuhr die ersten Regungen seiner Sexualität erst mit 17 J. Sie entwickelte sich nie mächtig, gestaltete sich ausschliesslich heterosexual, aber in masochistischer Weise.
Er sehnte sich nach Flagellation durch schöne Frauenhand, jedoch entstand kein Handfetischismus Auch schwärmte er für stolz und herrisch auftretende Frauengestalten. Seine masochistischen Gelüste suchte er niemals zu verwirklichen. Zu erklären vermochte er sie nicht.
Viermal versuchte er vergeblich Koitus, sonst trieb er Masturbation. Infolge von dadurch und durch Surmenage entstandener schwerer Neurasthenie mit Phobien wandte er sich an den Arzt.

Passive Flagellation und Masochismus

In drei von den bis jetzt angeführten Fällen diente den von der Perversion des Masochismus Beherrschten, als Ausdruck der von ihnen ersehnten Situation der Unterwerfung unter das Weib, hauptsächlich die passive Flagellation. Das gleiche Mittel wird von einer grossen Zahl von Masochisten benutzt.

Nun ist aber passive Flagellation ein Vorgang, welcher bekanntlich geeignet ist, durch mechanische Reizung der Gesässnerven reflektorisch Erektionen auszulösen 1) Diese Wirkung der Flagellation wird von geschwächten Wüstlingen dazu benützt, ihrer gesunkenen Potenz durch diese Prozedur nachzuhelfen, und diese Perversität - nicht Perversion - ist eine ungemein häufige.


1) Vgl. oben Einleitung p. 29.

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