Schon im Falle Hammonds (Beob. 59) besteht die Befriedigung eines Masochisten im Sichtretenlassen. Auch Beob. 55 lässt sich treten, Beob. 58, Equus eroticus, schwärmt für den Fuss des Weibes, und so fort. In den meisten Fällen von Masochismus spielt das Treten mit Füssen als ein naheliegendes Ausdrucksmittel des Unterwerfungsverhältnisses eine Rolle 1).

Die folgende Beobachtung von durch Züchtigung gewecktem Masochismus, zu welchem früh Schuhfetischismus hinzutritt und seine Motivierung durch jenen deutlich erkennbar macht, ist für die obige Annahme geradezu beweisend.

Beobachtung 69. Z., 28 J., hereditär und konstitutionell neuropathisch, behauptet, schon mit 11 Jahren eine Pollution gehabt zu haben. Um jene Zeit erfuhr er eine Züchtigung durch die Mutter ad podicem, welche damals nur schmerzhaft empfunden wurde, in der Erinnerung aber sich mit wollüstigen Gefühlen verband. Um dieser willen reproduzierte er jenes Erinnerungsbild immer häufiger und versetzte sich dabei selbst verbera ad podicem [Schläge aufs Gesäß]. Etwa mit 13 Jahren bekam er eine Faible für elegante Damenstiefel mit hohen Absätzen. Indem er solche inter femora [zwischen die Schenkel] presste, gelangte er zur Ejakulation. Allmählich genügte dazu schon dar blosse Gedanke. Diesen Stiefelphantasien gesellte sich aber bald ein ihn noch viel mehr befriedigender masochistischer Vorstellungskreis hinzu. Er schwelgte in Gedanken, zu Füssen einer hübschen jungen Dame zu liegen und von ihr mit ihren schönen Stiefeln getreten zu werden. Dabei trat Ejakulation ein. So trieb er es bis zum 21. Jahre, ohne jemals ein Gelüste nach Koitus oder ein Interesse für weibliche Genitalien zu empfinden. Vom 21.-25. Jahre, während schwerer Tuberkulose Zurücktreten der masochistischen Neigungen. Genesen hatte Z. ein erstmaliges Rencontre mit einer Puella. Es fiel unglücklich aus, da, als er sie denudata [entkleidet] erblickte, jegliche Libido schwand und Erektion nicht zu erzielen war. Er zog sich nun auf sein masochistisch-fetischistisches Gebiet zurück. Seine Hoffnung bleibt, dass er einmal das Ideal seiner masochistischen Phantasien - ein sadistisches Weib finde und mit dessen Hilfe zum normalen Geschlechtsverkehr gelange.

Solche Fälle 2), in denen innerhalb eines ausgebildeten maso-


1) Auch die Begierde, sich mit Füssen treten zu lassen, findet sich bei religiösen Schwärmern wieder; vgl. Turgenjew, "Sonderbare Geschichten".

2) Es sei hier ganz besonders hingewiesen auf den von Moll "Untersuchungen über Libido sexualis" Bd. I 2. Teil Beob. 36 veröffentlichten und auch in der 10. Aufl. von Psychopathie sex. als Beob. 56 mitgeteilten Fall.
Dr. Moll wendet a. a. O. p. 136 gegen die Auffassung das Fuss- und Schuh-Fetischismus überhaupt als einer Erscheinung des (mitunter latenten) Masochismus nur ein, dass es rätselhaft bleibe, warum der Fetischist so oft Stiefel mit hohen Absätzen, dann Stiefel oder Schuhe gerade von einer besonderen Beschaffenheit, z. B. zum Knöpfen, oder Lackstiefel, vorzieht. Gegen diesen Einwand ist zu bemerken, dass erstens die hohen Absätze den Schuh eben als weiblichen charakterisieren, und dass zweitens der Fetischist an seinen Fetisch, unbeschadet des sexuellen Charakters einer Neigung, auch allerlei Ansprüche ästhetischer Natur zu stellen pflegt. Vgl. unten Beob. 89, ferner die interessante Theorie, welche Restiv de la Bretonne, selbst Fussfetischist, aufgestellt hat, bei Moll, Untersuchungen über Libido sexualis p. 498 und 499, Fussnote.

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