er es verlange, dürfe sie auf seine masochistischen Ideen nicht mehr eingehen.
Um sich von seinem Schuhfetischismus zu befreien, verfiel er auf die originelle Idee, sich einen eleganten Damenschuh nach seinem Geschmack zu kaufen und in folgender Weise sich selbst geeignete Suggestionen zu geben:
Er küsste täglich wiederholt diese Schuhe und stellte sich dazu die Frage: "Warum soll ich eigentlich Erektionen haben, wenn ich einen Schuh küsse, der doch nichts anderes ist, als ein Stück verarbeitetes Leder?" Diese immer wieder angestrebte Entkleidung des Objektes von seinem Fetischzauber half endlich. Die Erektionen schwanden und der Schuh wurde schliesslich einfach Schuh. Neben dieser Autosuggestion ging ein intimer Verkehr mit der sympathischen Person vor sich, der anfangs masochistischer Phantasien zur Erzielung der Potenz nicht entbehren konnte. Allmählich verlor sich auch der Masochismus.
In diesem befriedigenden Zustand kam M. stolz auf seinen selbst erzielten Erfolg zu mir, um mir für die aus meinem Buche geschöpfte Aufklärung, die ihm den richtigen Weg zur Sanierung seiner Vita sexualis gezeigt habe, zu danken. Es blieb mir nur übrig, Herrn M. zu seinem Erfolg Glück zu wünschen.
Einige Monate später berichtete er mir, dass er sich ganz hergestellt fühle, ohne alle Schwierigkeit sexuell verkehre und dass nur noch selten, flüchtig und ohne Gefühlsbetonung, in seinem Bewusstsein frühere masochistische Vorstellungen auftauchen.

Beobachtung 73, mitgeteilt von Mantegazza in seinen "Anthropologischen Studien" 1856, p. 110. X., Amerikaner, aus guter Familie, physisch und moralisch gut konstituiert, war von der Zeit der erwachenden Pubertät an sexuell nur erregbar durch den Schuh des Weibes. Dessen Körper, oder auch speziell der nackte oder mit dem Strumpf bekleidete Fuss machten ihm keinen Eindruck, aber der mit dem Schuh bekleidete Fuss oder auch der Schuh allein machten ihm Erektion, selbst Ejakulation. Es genügte ihm der blosse Anblick, falls ihm elegante Stiefel zur Disposition standen, d. h. solche aus schwarzem Leder. auf der Seite zum Knöpfen und mit möglichst hohen Absätzen. Sein genitaler Trieb wird mächtig erregt. indem er solche Stiefel berührt, küsst, anzieht. Sein Genuss wird erhöht, indem er in die Sohlen durchdringende Nägel einschlägt, so dass die Spitzen der Nägel beim Gehen in sein Fleisch eindringen. Fr empfindet davon furchtbare Schmerzen. aber zugleich wahre Wollust. Sein höchster Genuss ist es, vor schönen, elegant bekleideten Damenfüssen niederzuknieen, sich von ihnen treten zu lassen. Ist die Trägerin der Schuhe eine hässliche Frau, so wirken sie nicht und erkaltet seine Phantasie. Hat Patient bloss Schuhe zur Disposition, so schafft seine Phantasie eine schöne Frau hinzu und die Ejakulation erfolgt. Seine nächtlichen Träume drehen sich um die Stiefeletten schöner Frauen. Anblick von Damenschuhen in Schaufenstern kommt demselben unmoralisch vor, während das Sprechen über die Natur des Weibes ihm harmlos und geschmacklos erscheint. Verschiedene Male versuchte X. Koitus, aber erfolglos. Es kam nie zu einer Ejakulation.

Auch in dem folgenden Falle ist das masochistische Element noch deutlich genug - daneben aber auch gleichzeitig das sadistische (vgl. oben p. 101 Tierquäler).

Beobachtung 74. Junger, kräftiger Mann. 26 Jahre alt. Am schönen Geschlecht reizt ihn sinnlich absolut nichts, als elegante Stiefel am

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