Patient über den Anblick einer genagelten Damensohle vor dem Laden eines Schusters zur Masturbation hinreissen und wurde dadurch kriminell (Blanche, Archives de Neurologie, 1882, Nr. 22).

Hier ist auch auf den weiter unten darzustellenden Fall (Beob. 137) eines Konträrsexualen hinzuweisen, dessen sexuelles Interesse hauptsächlich von den Stiefeln männlicher Diener in Anspruch genommen wird. Er möchte sich von ihnen treten lassen usw.

Ein masochistisches Element liegt noch in dem folgenden Falle:

Beobachtung 76. (Dr. Pascal, Igiene dell' amore.) X., Kaufmann, bekam von Zeit zu Zeit, besonders bei schlechter Witterung, folgendes Gelüste: Er redete eine beliebige Prostituierte an und ersuchte sie, mit ihm zu einem Schuster zu gehen, wo er ihr das schönste Paar Lackstiefeletten kaufte, unter der Bedingung, dass sie dieselben sofort anziehe. Nachdem dies geschehen, musste die Betreffende auf der Strasse möglichst in Kot und in Pfützen treten, um die Stiefel recht zu beschmutzen. War dies geschehen, so führte X. die Person in ein Hotel und, kaum mit ihr in einem Zimmer, stürzte er auf ihre Füsse los und empfand ein ausserordentliches Vergnügen dabei, an diesen seine Lippen zu wetzen. Nachdem die Stiefel auf diese Weise gereinigt waren, gab er ein Geldgeschenk und ging seiner Wege.

Aus diesen Fällen ergibt sich deutlich, dass der Schuh ein Fetisch des Masochisten ist und zwar offenbar wegen der Beziehung des bekleideten weiblichen Fusses zur Vorstellung des Getretenwordens und anderen Akten der Demütigung.

Wenn also in anderen Fällen von Schubfetischismus der Frauenschuh allein als Erreger sexueller Begierden erscheint, so lässt sich wohl annehmen, dass in solchen Fällen masochistische Motive latent geblieben sind. Die Idee des Getretenwerdens usw. bleibt in der Tiefe des Unbewussten, und die Vorstellung des Schuhes allein, des Mittels zu solchen Dingen, taucht im Bewusstsein auf. Fälle, welche sonst ganz unerklärlich bleiben würden, finden so eine genügende Aufklärung 1), Es handelt sich hier um larvierten Masochismus, und dieser dürfte stets als unbewusstes Motiv anzunehmen sein, wenn nicht ausnahmsweise die Entstehung des Fetischismus aus einer Assoziation von Vorstellungen bei Gelegenheit eines bestimmten Erlebnisses nachweisbar ist, wie im Falle der Beobachtungen 117 und 118.

Derartige Fälle von Trieb zu Frauenschuhen, ohne bewusstes Motiv und ohne nachweisbare Entstehung, sind aber geradezu zahllos 2)

Als Beispiele mögen hier drei Fälle angeführt werden.


1) Vgl. den instruktiven Fall bei Moll, Libido sexualis p. 320.

2) Mit dem Fussfetischismus hängt es offenbar zusammen, dass einzelne derartige Individuen den Koitus, der sie nicht befriedigt oder den zu leisten sie nicht imstande sind, durch Tritus membri inter pedes mulieris [Reiben des Gliedes zwischen den Füßen der Frau] ersetzen.

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