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Praktiken

Nunmehr ist es notwendig, die verschiedenen Praktiken und Techniken kurz zu erläutern, um auftretende Körperverletzungen so exakt wie möglich dem objektiven Tatbestand des § 83 Abs 1 und 2 StGB zuordnen zu können.

Es ist aber ziemlich schwierig, eine Grenzlinie zwischen sogenanntem "üblichen", "normalen" oder - wie von Sadomasochisten bezeichnet -"Vanille"^2.16 Praktiken und Sexualität mit SM Anteilen zu ziehen.

Schon die dünnste Augenbinde oder auch nur Kratzen und Beißen gehören schon in den Sadomasochismus. Nur würden sich die meisten Leute niemals als Sadomasochisten bezeichnen, die Gefallen an diversen Bereicherungen wie Fesseln mit Handschellen an das Bette, Augenbinde etc ihres Sexuallebens finden, obwohl auch diese unter dem Oberbegriff SM zusammengefaßt gehören. Die Beschreibung der diversen Praktiken des SM reicht von harmlosen Phänomenen bis zu makaberen. Koprophagie^2.17 zB ist beunruhigend, andere hingegen sind vielleicht harmlos, aber muten seltsam an.

Demutspiele
Spiele, welche sich unter diesem Oberbegriff subsumieren lassen treten in den verschiedensten Intensitätsgraden auf. Es kann sich um einfache Befehle - der/die M muß stehen, während alle anderen Sitzen, es darf ohne Aufforderung kein Wort gesprochen werden, die Anrede der/des S muß in der Höflichkeitsform erfolgen etc. handeln und bis zu absoluter Unterwerfung - als Fußbank oder Tisch zu "dienen", auf jedes Wort "gehorchen", aus einem Napf vom Fußboden essen, bei Tisch alle bedienen etc - reichen.

Bondage (Fesselspiele)
Darunter wird das Verschnüren des M mit Stricken, Lederbändern oder Riemen verstanden. Auch kann der passive Partner an ein "Andreaskreuz" oder an Haken oder Ösen, welche in die Zimmerdecke oder Wände eingelassen sind, gebunden werden. Ziel ist es entweder, den Partner so bewegungsunfähig wie möglich zu machen und so das Gefühl des Ausgeliefertseins zu verstärken oder/und durch die Fesselung eine bestimmte Körperhaltung zu "erzwingen". Auch werden optisch ästhetische Effekte erreicht. Durch das in der unbequemen Stellung Ausharren, kommt es zu einem gewissen "Foltereffekt", wenn das Spiel über lange Zeit fortdauert. Eine weitere Variante besteht darin, enge Gummikleidung zu tragen oder eine Gesichtsmaske aus Gummi oder Leder. Dies führt zu sehr starkem Schwitzen.

Spanking (Schlagspiele)
Hier werden meist mit der flachen Hand oder einem Gürtel oder ähnlichem dem Gesäß, den Oberschenkeln oder anderen Körperteilen mehr oder weniger harte Schläge zugefügt. Zeckgedanke ist das Geschlagenwerden an sich, nicht so sehr das Entgegennehmen einer "Bestrafung" oder der Schmerz. Auch gehört hier das Gefühl der Unterwerfung, der Ausgeliefertheit dazu.

Flagellation (Auspeitschung)
Dies ist die Steigerungsstufe zum Spanking, hier wird der Körper des M mit diversen Schlagwerkzeugen "bearbeitet". Dabei kann es sich um Peitschen, Reitgerten, Rohrstöcken oder Ähnliches handeln. Die dabei erzielten Wirkungen reichen von leichten Hautrötungen über blaue Flecken und Platzwunden bis zu blutigen Striemen. Es werden aber auch zB Brennessel verwendet oder Disteln. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Folterspiele
Der Körper des M wird im Rahmen der Folter, welche die sexuelle Stimulation bewirkt, mit Nadeln, Rasierklingen, heißem Wachs, dem Anbringen von Metallklammern und Gewichten an Brustwarzen und im Genitalbereich oder mit einer Brandmarkung "behandelt". Es kann zur Durchbohrung der Haut und das Befestigen von Ketten oder Ringen an diesen Sellen - dies hat aber nichts mit dem Körperschmuck des Piercings zu tun, da nach Beendigung des Spiels die Ringe etc wieder entfernt und die Wunden behandelt werden!- zur Verwendung von Stromschlägen, das Einführen von div Gegenständen in Vagina, Anus oder Rektum, um einen Dehnungseffekt zu erzielen etc kommen. Auch durch die Einschränkung der Atmung (dosiertes Würgen) wird sexuelle Erregung erzeugt (Knebel, Gummimaske, Plastiksack über dem Kopf).

Darüber hinaus kommt es auch zu Extremformen wie Akrotomophilie - sexuelles Interesse an Personen mit verkrüppelten oder amputierten Gliedmaßen -, Apotemnophilie - Erreichen sexueller Erregung durch Amputation der eigenen Glieder-, Koprophagie oder Urophilie - sexuelle Befriedigung durch Essen oder Spielen mit Exkrementen oder darin masturbieren -, Vampirismus - sexuelle Stimulation durch das Zu-sich-nehmen von Blut^2.18-. In diesen Zusammenhängen ist es aber schwierig festzustellen, ob es sich hier überhaupt noch um SM handelt oder ob die betreffende Person auf das Material oder Objekt fixiert ist und "nur" Symptome des Fetischismus aufweist.

Auch das Kapitel der Autoerotik möchte ich hier noch ansprechen. Dabei handelt es sich um Einzelpersonen, die eine sexuelle Manipulation an sich vornehmen und, dh durch geeignete Konstruktionen oder ähnlichem sich selbst Schmerz, Angst oder anderes zufügen. Diese Variante ist aber sehr gefährlich, weil es nicht möglich ist, ein Safeword oder Slowword im eigentlichen Sinne zu verwenden. Es ist ja niemand anwesend, der einem helfen kann, wenn es zu viel wird. In solchen Situationen kann es daher zu schweren Unfällen kommen - bei Interesse empfehle ich ein Gespräch mit einem Gerichtsmediziner.

Diese Aufzählung beansprucht für sich nicht das Attribut der Vollständigkeit, da dem Einfallsreichtum des einzelnen keine Grenzen gesetzt sind.

Die von Sadomasochisten bevorzugten Praktiken wurden von Spengler^2.19 im Manifest "Sadomasochism of Males; Results of an Empirical Study" wie folgt erfaßt: 66 % der 233 Befragten führen Auspeitschungen, 60 % Fesselspiele durch. 27 % arbeiten mit Folterinstrumenten, 7 % mit glühenden Gegenständen, 6 % mit Nadeln und 4 % mit Rasierklingen. Leder ist bei 50 % ein begehrtes Objekt und 12 % ziehen Gummi vor. 10 % praktizieren Urophilie und 5 % Koprophilie.

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