Bisam

16.12.1997

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    Jahresübersicht 1997 | Monatsübersicht Dezember

  1. Sexforscher Kinsey vermutlich Sadomasochist
  2. Geschichtliche Jahresdaten 1998

Sexforscher Kinsey vermutlich Sadomasochist

Der amerikanische Sexualforscher Alfred C. Kinsey, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die erste große Umfrage zum sexuellen Verhalten von Menschen erhob, war laut einer neun Biographie vermutlich Sadomasochist. Wie der /Spiegel/ in Heft 50/1997 auf Seite 198 berichtet, hat James H. Jones in "Alfred C. Kinsey" nicht nur die Vermutung belegt, Kinsey sei homosexuell gewesen, sondern gibt auch Beispiele für dessen sadomasochistischen Vorlieben.

Der /Spiegel/ schreibt

    Doch Kinsey war auch ein von Schuldgefühlen "tief gequälter Mann" (Jones) -- geprägt von homosexuellen und masochistischen Neigungen, der sich in der Badewanne eigenhändig die Vorhaut abschnitt und sich, nach Pfeifenreinigern und Bleistiften schließlich eine Zahnbürste, das Borstenende voran, in die Harnröhre einschob.

Und weiter:

    Seine wahren sexuellen Phantasien und Neigungen zu tarnen, hatte der angehende Wissenschaftler allerdings jeden Grund: Homosexualität galt nach der damals vorherrschenden Moralvorstellung als "sündhaft und kriminell", Masochismus als "pathologisch".

Schließlich erzähle Jones von SM-Parties, die Kinsey zusammen mit seiner Frau Clara organisiert habe:

    Zu Hause, in Bloomington, unter dem Dach seiner geräumigen Natursteinvilla, empfing er homosexuelle Freunde zu SM-Spielen.

Von Kinseys "masochistischer Masturbation" soll der New Yorker Fotograf William Dellenbeck Filme und Photographien angefertigt haben.

Der Wespenforscher Kinsey hatte zusammen mit seinen Mitarbeitern in über 12.000 persönlichen Interviews (keine Fragebögen) das erste systematische Datenmaterial zum menschlichen Sexualverhalten gesammelt. Seine Erkenntnis, daß etwa fünf Prozent der amerikanischen Bevölkerung homosexuelle Neigungen haben sorgte für einen Skandal in der westlichen Welt und legte die Grundlage für die Emanzipation der Homosexuellen. Bis Kinsey hatte die rein psychoanalytisch ausgerichtete und wissenschaftsfeindliche Sexualmedizin angenommen, bei Homosexuellen handele es sich um einzelne Kranke. Das nach ihm benannte Kinsey-Institut in Indiana gilt bis heute als einer der führenden Forschungstädten der Sexualmedizin. Sie hat eine Web-Seite unter www.indiana.edu/~kinsey.

Es ist bekannt, daß das Institut ausführliches Material über den Sadomasochismus gesammelt hat. Die Leather Archives & Museum in Chicago arbeitet mit ihnen zusammen [swl19970904-0002].

Titel der Biographie:

    "Alfred C. Kinsey" James H. Jones W.W. Norten Verlag New York 940 Seiten, 39,95 Dollar

    KOMMENTAR

Da Kinseys Interesse an allen sexuellen Dingen sehr breit gefächert war und die Biographie selbst noch nicht vorliegt, wäre es zu diesem Zeitpunkt gewagt, Kinsey direkt als Sadomasochist zu bezeichnen. Interessant ist die Formulierung des /Spiegel/ im zweiten Zitat, die nahlegt, daß Masochismus heute nicht mehr als pathologisch gilt.


Geschichtliche Jahresdaten 1998

Geschichtliche Jahresdaten 1998

Die Daten erscheinen einem so frühen Zeitpunkt, damit bis Sylvester noch etwaige Ergänzungen und Korrekturen eingebaut werden können.

=== JAHRESDATEN 1998



Vor 300 Jahren (1698) ...

.... bestätigt Kristian Franz Paullini die Theorie des deutschen Arztes Johann Heinrich Meibom, wie die Errektion bei Flagellanten entsteht. Meibom hatte behauptet, daß das in der Nierengegend erwärmte Sperma die Hoden erregt. Paullini ging allerdings davon aus, daß Blut, nicht Sperma in den Nieren erwärmt wäre [ACHTUNG: Die Medizin hat in den letzten 300 Jahren einige Fortschritte gemacht. Schläge auf die Nierengegend können zum Untergang des Organs führen und sollten von allen Sadomasochisten unbedingt vermieden werden].

Vor 210 Jahren (1788)...

....bestätigt der französische Arzt Francois Amedee Doppet nochmal die Theorie von Meibom und Paullini und gibt die ersten Sicherheitshinweise zu SM heraus.

Vor 60 Jahren (1938)...

....beginnt der amerikanische Zoologe Alfred C. Kinsey mit seinen monumentalen Studien über das sexuelle Verhalten von Amerikanern. Er und seine Mitarbeiter werden dazu über 12.000 persönliche Interviews führen.

Vor 50 Jahren (1948)...

....veröffentlicht Kinsey die ersten Ergebnisse seiner Umfragen als "Sexual Behaviour in the Human Male". Sein Ergebnis, etwa fünf Prozent der Bevölkerung Homosexuelle sind führt zu einem Aufschrei in der Gesellschaft und Jahre später zu einem Umdenken in der Wissenschaft.

Vor 40 Jahren (1958)...

....veröffentlicht der Amerikaner Bud Clifton seinen Roman "Muscle Boy", des erste bekannte Werk dieser Länge über schwulen SM.

Vor 30 Jahren (1968)...

....veröffentlicht der Amerikaner William Carney seinen Roman "The Real Thing", das in der schwulen SM-Subkultur spielt. Das Buch hat einen großen Einfluß auf die schwule SM-Subkultur in den USA.

....wird in Deutschland das erste schwule SM-Magazin in Europa, "Disziplin" zum ersten Mal herausgegeben.

Vor 20 Jahren (1978)...

....gründen am 13. Juni 1978 die Amerikanerinnen Pat Califia, Gayle Rubin und 16 andere lesbische Sadomasochistinnen in San Francisco die erste bekannte SM-Lesben Gruppe /Samois/.

....nimmt Samois am 10. Juli 1978 auf ihrem zweiten Treffen ihren Namen aus einem Ort in dem Roman "Geschichte der O" von Pauline Reage an.

....veröffentlicht der amerikanische Soziologe Thomas S. Weinberg einen Artikel über die "soziologischen Perspektiven" des Sadomasochismus. Weinberg ist einer der weltweit führenden SM-Forscher.

Vor 10 Jahren (1988)...

....erscheint im November die erste Ausgabe der "Schlagzeilen" als Zentralorgan des SM-Sündikats Hamburg mit einer Auflage von 154 (fotokopierten) Exemplaren.

....erscheint ebenfalls in Hamburg das erste deutsche SM-Lesben Magazin "Leather News". Nach fünf Ausgaben wird es eingestellt.

....wird in Wien die erste österreichische SM-Gruppe "Libertine" gegründet.

    KOMMENTAR

Die Daten stammen aus dem Timeline-Projekt (Arbeitstitel) von Datenschlag und dem Leather Archives & Museum Chicago. Jeder Ergänzung und Korrektur ist hochwillkommen.



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