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Der Papiertiger: Sacher-Masoch, Leopold von

 
   
   
   
   
   
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Sadanas
Sadism and Masochism

Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.



Voller Name: Leopold von Sacher-Masoch
Geboren: 17.Jan 1836, Lemberg in Galizien [Chronik: 27. Januar 1836].
Gestorben: 1895 im hessischen Dorf Lindheim [Chronik: 9. März 1895].
Mutter: Charlotte von Masoch, eine polnische Adelige.
Vater: Hofrat und Polizeipräsident von Lemberg (heute Lwow).

Sacher-Masoch studierte Jura, Geschichte und Mathematik in Graz. Mit 19 promovierte er zum Doktor (was damals allerdings nicht ungebräuchlich war) und habilitierte sich wenig später. Ab 1860 Prof. für Geschichte in Lemberg. Ab Mitte Zwanzig widmete er sich der Literatur: 80 Romane, mehr als 100 Novellen. Schrieb auch unter den Pseudonymen Charlotte Arand, Zoë von Rodenbach. Vorliebe für dämonische Frauengestalten. Große Erfolge in Paris, Zurückhaltung der deutschen Kritiker, als "Turgenjew Klein-Russlands" bekannt.

Sacher-Masoch versuchte zeitlebens, seine Phantasien auszuleben. Von 1861-1865 hatte er eine erste masochistische Beziehung mit Anna von Kottwitz (literarisch aufgearbeitet in Die geschiedene Frau1). Ab 1867 schließt er einen 6-monatigen Unterwerfungsvertrag mit Fanny von Pistor, als deren Sklave er eine Italienreise unternimmt. Mit seiner Frau Aurora Rümelin, genannt Wanda, versucht er seine Phantasien ab 1873 umzusetzen; die Ehe scheitert 1886.

Sacher-Masoch und Fanny von Pistor

Unfreiwilliger Namensgeber des Masochismus. Seine Schriften spiegeln allerdings weniger masochistische Tendenzen als eher eine Vorliebe für Dominanz und Unterwerfung, für einen Krieg der Geschlechter in der Liebe, wider. Sein bekanntestes Werk ist Venus im Pelz2, Titelheld Severin. Es war als Teil eines 36 Arbeiten umfassenden Gesamtwerks gedacht, das in sechs Zyklen die verschiedenen Aspekte der menschlichen Existenz ausleuchten sollte. Die anderen 11 fertiggestellten Schriften sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten.

Wie unter Geschichte der Forschung beschrieben, lebte von Sacher-Masoch noch, als Krafft-Ebing, Richard 1890 seinen Namen zur Benennung seines Begriff der Krankheit des Passivismus verwendete. Sacher-Masoch kämpfte sehr dagegen an, da er nicht auf diesen Teil seiner Werke reduziert werden wollte, aber vergeblich. Im Vorwort zu Szenen und Rituale3 kommentiert Erwin Haeberle:

Ja, (von Sacher-Masoch) war empört, seine persönlichen erotischen Vorlieben in eine diagnostische Kategorie umgewandelt zu sehen. Damit hatte die Medizin ihn, einen angesehenen Literaten, seines höchsten Gutes beraubt - seiner Individualität. Jetzt war er nur noch ein Typus und sein Name war zum wissenschaftlich verbrämten Schimpfwort für Tausende geworden.

Krafft-Ebing schrieb dazu4:

In den letzten Jahren wurden mir übrigens Beweise dafür beigebracht, dass S.-Masoch nicht bloss der Dichter des Masochismus gewesen, sondern auch selbst mit der in Rede stehenden Anomalie behaftet sei. [..] Den Tadel, den einzelne Verehrer des Dichters und gewisse Kritiker meines Buches mir dafür zuteil werden liessen, dass ich den Names eines geachteten Schriftstellers mit einer Perversion des Sexuallebens verquickte, muss ich zurückweisen. Als Mensch verliert S.-Masoch doch sicher nichts in den Augen jedes Gebildeten durch die Tatsache, dass er mit einer Anomalie seines sexuellen Fühlens schuldlos behaftet war.

Siehe dazu auch Geschichte der Forschung.

Werkauswahl:

1857 Der Aufstand in Gent unter Kaiser Carl V.5
1858 Eine galizische Geschichte6
1867 Der letzte König der Magyaren
1870-1877 Das Vermächtnis Kains
1870 Venus im Pelz2 [Chronik: 1870]
1873-1879 Falscher Hermelin
1874 Die Messalinen
1876 Galizische Geschichten
1878 Judengeschichten
1886 Die Seelenfängerin
1886 Ewige Jugend
1886 Polnische Judengeschichten
1890 Die Schlange im Paradies
1893 Bühnenzauber
1907 Grausame Frauen

Einige seiner Werke sind beim Projekt Gutenberg (www.gutenberg.org) verfügbar.

Literaturhinweise:

1 Sacher-Masoch, Leopold von:
    Die geschiedene Frau: Passionsgeschichte eines Idealisten  [Details]
2Dieser Literaturverweis ist noch ungültig.
  Wir arbeiten dran.
3 Wetzstein, Thomas A. / Steinmetz, Linda / Reis, Christa / Eckert, Roland:
    Sadomasochismus - Szenen und Rituale  [Details]
4 Krafft-Ebing, Richard von:
    Psychopathia sexualis. Mit besonderer Berücksichtigung der conträren Sexualempfindung. Eine medizinisch-gerichtliche Studie für Ärzte und Juristen.  [Details]
5 Sacher-Masoch, Leopold von:
    Der Aufstand in Gent unter Kaiser Carl V  [Details]
6 Sacher-Masoch, Leopold von:
    Eine Galizische Geschichte  [Details]

 

Auf diesen Eintrag verweisen: Fetischismus, Geschichte der Forschung, Krafft-Ebing, Richard, Leder, Legendenbildung, Masochist, Severin, Wanda, Wicked Wanda

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Stand: 20.11.2002.

 

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