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Der Papiertiger: Snuff

 
   
   
   
   
   
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.



Von dem engl. Verb to snuff out auslöschen, umgangssprachlich für Töten. Bezeichnung für eine fiktive Klasse von Filmen, bei denen einer der Darsteller aus kommerziellem Interesse im und für den Film getötet geworden sein soll. Der Begriff selbst geht auf den 1976 gedrehten Film Snuff zurück, der eine gut belegte Fälschung ist. Wegen der alten Vorstellung, daß Sadomasochismus und reale Gewaltverbrechen nahtlos ineinander übergehen, fälschlicherweise häufig im Zusammenhang mit sadomasochistischer Pornographie erwähnt, vgl. EMMA .

Dass es Filme gibt, auf denen wirkliche Morde dargestellt werden, ist unbestritten. Solche Filme stammen zumeist aus Polizeiarchiven und sind von Mördern aufgenommen worden, also nicht mit dem Ziel des Verkaufs oder der Verbreitung und stellen somit kein Snuff im engeren Sinne dar. Die Existenz einer weltweiten Snuff-Industrie, wie sie unter einigen Feministinnen (s. Eintr.: Feminismus) zum Glaubensgrundsatz erhoben wurde (1; vgl. auch Susan Griffin, zitiert in2), konnte in keinem Fall bestätigt werden und gilt inzwischen als eine der klassischen Urban Legends, vergleichbar mit der Spinne in der Yuccapalme. Siehe3 für eine soziologische Bewertung,2,4 für den Bezug zur Diskussion von Pornographie und Vergewaltigung,5 für eine filmhistorische Diskussion und den Film Videodrome (1983) von David Cronenberg für eine filmische Umsetzung des Themas.

Deutlich von Snuff im engeren Sinne abzugrenzen sind solche Darstellungen, in denen das Opfer oder der Bottom zwar in einer Situation gezeigt wird, wo ein Mord als nächster Schritt folgen könnte, wo aber weder die Ermordung selbst noch jemals eine Leiche dargestellt werden. Hier geht es nicht um den Tod des Bottoms im Sinne des Snuffs, sondern um eine Demonstraton der absoluten Macht, die der Top über den Bottom hat. Weder der Tod des Bottoms noch seine Leiche werden gezeigt, sondern nur dessen Reaktion, seine Angst in Sinne eines Mind Fuck und das Erkennen seiner völligen Hilflosigkeit. Ziel der Darstellungen ist nicht, den Bottom auf dem nächsten Bild sterbend oder tot zu sehen, sondern zu zeigen, daß der Top so viel Macht über den Bottom hat, dass er ihn sogar töten könnte und dass der Bottom völlig außerstande ist, sich zu befreien. Das erklärt auch die oft minutiös ausgeklügelten Hinrichtungsmaschinen oder -arten, die in diesen Bildern oder Szenen ausführlich dargestellt werden und die dem Bottom unmissverständlich klar machen, wie auswegslos seine Lage ist.

Damit rücken solche Bilder eher in eine Kategorie mit dem üblichen Szenen in Aktionfilmen, wo die Heldinnen als Damsel in Distress vor einem Zug auf die Schienen gebunden wurde oder wo James Bond auf einen Tisch geschnallt wurde und mit einem Laser zerteilt werden soll. Warum solche Darstellungen, in denen zwar die Gefahr des Todes existiert, aber weder der Tod selbst eintritt noch eine Beschäftigung mit Leichen im Sinne der Nekrophilie vorliegt, in normalen Filmen wie selbstverständlich akzeptiert werden, aber bei Sadomasochisten plötzlich als Snuff gelten sollen, ist nicht einzusehen. Solange es nicht eindeutig zur Hinrichtung selbst kommt, ist die Faszination mit solchen Bildern nicht eine Faszination des Todes, sondern in der Regel die Faszination der extremen Macht, die eine solche Situation darstellt.

Es existieren auch (besonders in den Zeichnungen von Dolcett) Snuff-Inszenierungen, die mit der Faszination des Todes spielen und daher auch konsequent diesen Moment zeigen. Allerdings handelt es sich bei diesem Snuff im weiteren Sinne um Phantasien, für die das dort geschriebene gilt. Häufig (nicht immer) ist der Tod des Bottoms freiwillig, teilweise in der Form einer ritualisierten Opferung.

Literaturhinweise:

1 Barry, Kathleen:
    Female Sexual Slavery  [Details]
2 Kutchinsky, Berl:
    Pornography and Rape: Theory and Practice?  [Details]
3 Jenkins, Philip:
    Moral Panic: Changing Concepts of the Child Molester in Modern America  [Details]
4 Palys, T.S.:
    A Content Analysis of Sexually Explicit Videos in British Columbia  [Details]
5 Kolmes, K. / Stock, W. / Moser, Charles:
    Investigating bias in psychotherapy with BDSM clients  [Details]

 

Auf diesen Eintrag verweisen: Dolcett, EMMA, Pornographie, pornographische Filme

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Stand: 25.04.2001.

 

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