Mädchens zum Laster, wobei theoretisch und praktisch die ärgsten geschlechtlichen Ausschweifungen zur Darstellung kommen. Das Werk ist den Wüstlingen beider Geschlechter und jeden Alters gewidmet und predigt geschlechtliche Freiheit im weitesten Sinne des Wortes. Während der grösste Teil des Werkes von eigentlichen Grausamkeiten frei ist, nähert sich der Schluss ganz der Tendenz der „Justine“ und „Juliette“, indem hier eine Tochter die Mutter den grausamsten Misshandlungen unterwirft, um ihre eigene geschlechtliche Lust dadurch zu erhöhen.

Wichtigste Litteratur des Sadismus

Wenn auch diese drei Schriften de Sade’s wichtigste selbst immer die Hauptquelle der Kenntnis des „Sadismus“ bilden werden, zu dessen genauerer Definition wir alsbald übergehen, so hat doch die systematische wissenschaftliche Erforschung dieser geschlechtlichen Phänomene in den letzten Jahren eine ziemlich reiche Litteratur gezeitigt, aus der wir im folgenden nur die bedeutendsten Schriften hervorheben. Vor allem ist das grosse Werk des Dr. Eugen Dühren „Der Marquis de Sade und seine Zeit“ (3. Auflage. Berlin 1901) zu nennen, dessen ausserordentlicher Erfolg auf die sehr originelle Auffassung des Themas zurückzuführen ist, indem der Verfasser die Sittengeschichte der Zeit in breitester Weise zur Erklärung der Persönlichkeit und der Werke de Sade’s herangezogen hat, so dass letztere nicht mehr als durchaus bizarre und isolierte Produkte dastehen, sondern als in ihrer Epoche wurzelnd erkannt werden. - Ebenderselbe Autor hat diese Auffassung des Sadismus noch weiter vertieft in seinem grossen und vielleicht noch interessanteren Werke über das „Geschlechtsleben in England“, speziell in dessem dritten Bande (Berlin 1903), wo er auf S. 64-100 den englischen Sadismus einer ausführlichen Besprechung unterzieht und seinen Zusammenhang mit dem englischen Nationalcharakter sehr einleuchtend

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