gleich stürmischer Reaktion herausgefordert wird), aber keineswegs notwendig eine Entartung des sittlichen Empfindens oder des Verhältnisses zum anderen Geschlecht, zu dem ja jede Beziehung bei algolagnistischer Erregung im jugendlichen Alter noch fehlen kann. Die vielen jugendlichen Personen also, denen Misshandlungs-Vorstellungen (gleichmässig in der Rolle des herrschenden oder des unterworfenen Teils, oder auch nur des Zuschauers) unwillkürlich einen angenehmen Nervenreiz mit schwächerer oder stärkerer Ausstrahlung in die Geschlechtssphäre verursachen, sind noch nicht „Sadisten“ oder „Masochisten“. Sie fassen ihre ihnen selbst rätselhafte Erregung oft nur als Entrüstung oder Mitleid auf und suchen das damit verbundene sinnliche Lustgefühl zu unterdrücken, was auch trotz der oft vorhandenen Willensschwäche und krankhaften Neigungen zu Autosuggestionen fast immer gelingen dürfte, besonders in der Ehe.

Physiologische Elemente im Sadismus.

Diese geistreiche Theorie unseres Anonymus läuft im letzten Grunde auch darauf hinaus, dass bis zu einem gewissen Grade der Sadismus eine natürliche im animalischen Leben begründete Erscheinung ist, dass er gewiss rein physiologische Elemente enthält, die als Ingredienzien der normalen Liebe zu betrachten sind.

Schon bei Tieren, denen man ja auch im allgemeinen ein bewusstes Raffinement in der Steigerung der Geschlechtslust absprechen muss, finden sich sogar Vorrichtungen am Körper, die dazu dienen, während des Geschlechtsverkehrs eine Art von Misshandlung auszuüben. Dr. Eugen Dühren citiert im zweiten Bande seines Werkes über das „Geschlechtsleben in England“ eine interessante Stelle des Physiologen Burdach über diese erotischen Marterwerkzeuge der Tiere. Es heisst daselbst:

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