die Beschimpfung von Menschen der Erhöhung der erotischen Ekstase.

Wir wollen in Kürze auf einige dieser „sadistischen Kulturphänomene“ hinweisen.

Welch’ eine jauchzende Grausamkeit lag nicht in dem Jubelrufe der Zuschauer: „Er hat’s!“, wenn bei den römischen Gladiatorenkämpfen ein Fechter getroffen war, welch’ ein brutaler Appell an die sadistischen Instinkte derselben war nicht die ihnen überlassene Entscheidung, ob ein überwundener Gladiator getötet werden sollte oder nicht, was durch Erheben (in negativem) oder Wenden des Daumens nach unten (in positivem Sinne) entschieden wurde. Nicht selten ertönte aus den Reihen des mordgierigen Volkes der Ruf: „Töte, peitsche, brenne!“, wenn es sich um die Bestrafung eines zaghaften Fechters handelte.

Noch scheusslicher waren die theatralischen Hinrichtungen durch wilde Tiere, bei welchen Menschen im Amphitheater, teils an Pfähle gebunden und völlig wehrlos, teils zur Verlängerung ihrer Qual mit Waffen versehen, den wilden Bestien überliefert wurden, die zuweilen überdies zum Menschenfressen abgerichtet waren. Und dies alles als Theaterszene!

Bezeichnend ist, dass Ovid solche Schauspiele, in denen man sich am Anblicke von Mord, Hinrichtung und schauerlichen Qualen ergötzt, zur Förderung von Liebesverhältnissen besonders empfahl! (Ars amandi, I, 164 ff.).

In der Neuzeit entsprechen diesen blutigen Schauspielen einigermassen die Stierkämpfe in Spanien und die öffentlichen grausamen Hinrichtungen, die bis zum Anfange des 19. Jahrhunderts die Quelle eines seltsam-wollüstigen Genusses für Tausende waren. Die unheimliche Anziehungskraft dieser blutigen Schauspiele spiegelt sich wieder in den Volks- und Bänkelliedern, mit denen diese Hinrichtungen gewissermassen poetisch verklärt und noch im Worte dem Jahrmarktspöbel schmackhaft gemacht wurden.

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