die Beschimpfung von Menschen der Erhöhung der erotischen Ekstase.

Hinrichtungen gestalteten sich oft zu wahren Volksfesten. Besonders krass trat dies in England zu Tage, worüber Dühren im dritten Bande seines „Geschlechtsleben in England“ (S. 67) eingehende Mitteilungen macht. Man mietete sich dort zu den Exekutionen in Tyburn und Newgate Plätze wie zu einem Hahnenkampfe und Preisboxen. Eine englische Dame schilderte um 1850 einem deutschen Schriftsteller diese Zustände folgendermassen: „Die Fenster der Umgebung werden für teures Geld vermietet, Schaugerüste aufgeschlagen, Buden mit Esswaren und Getränken in der nächsten Nähe aufgepflanzt; Bier und Branntwein gehen zu vollen Preisen ab; meilenweit kommen sie gelaufen, geritten und gefahren, um das menschenschänderische Schauspiel zu sehen; und in vorderster Reihe die Frauen, meine Landsmänninnen, nicht etwa bloss die Weiber ärmerer Klassen, auch feine, zarte, blonde Köpfe.“ Bei der Hinrichtung auf dem Lande kam es oft unter der von weit und breit herbeigeströmten Landbevölkerung zu einem wahren Karneval von Ausschweifungen. Einzelne Individuen bekundeten oft noch speziell durch den eigentümlichen Eifer, mit dem sie kein Schauspiel dieser Art versäumten, dass ein sadistischer Instinkt, die Begierde nach einer ihnen oft selbst rätselhaften Wollust sie dazu antriebe. Solche Amateure waren, wie Dühren l.c. berichtet, bisweilen Personen aus vornehmem Stande, wie George Selwyn, der sogar zur Hinrichtung des Damiens im Jahre 1757 nach Paris reiste, James Boswell, der Schriftsteller und Biograph Johnson’s u. a. Hector France berichtet sogar von einem englischen Edelmanne, der freiwillig oft das Amt des Scharfrichters übernahm und mit besonderem Genüsse Frauen vom Leben zum Tode beförderte. Eine ähnliche Rolle als Volksbelustigungsmittel spielten die Hinrichtungen in Frankreich (vergl. Dühren „Der Marquis de Sade“ S. 248 ff.). Bei der

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