Jugend und an die prahlerische Feindesverhöhnung an den Marterpfahl geketteter Indianer) stolze Befriedigung findet.

Wie aus diesem antizipierten Hinweise auf später noch eingehender zu erörternde Fragen sich wohl ergibt, lassen sich die Krafft-Ebingschen Definitionen, soweit damit nicht bloss gewisse substitutive Geschlechtsakte als solche charakterisiert, sondern auch verschiedene Typen und Kategorien sexualperverser Individuen gekennzeichnet werden sollten, in so scharfer Umrissenheit nicht aufrecht erhalten. Die angegebenen Begriffsfassungen erscheinen übrigens auch insofern zu eng, als danach unter „Sadismus“ lediglich grausame Handlungen, die von Männern verübt - unter „Masochismus“ nur solche, die von Männern freiwillig erduldet werden, zu gehören scheinen; während doch oft genug auch Männer gegen Männer, Weiber gegen Weiber, und (last not least) in völliger Umkehr der Krafft-Ebingschen Formel, Weiber gegen Männer sadistisch wüten - ja der „masochistische“ Mann genau genommen das „sadistische“ Weib zur Voraussetzung hat, da er (wie u.a. auch die eigene Lebensgeschichte und das literarische Schaffen Sacher-Masochs bestätigt) nur bei diesem die Erfüllung seiner Wünsche, die Krönung des seiner Phantasie vorschwebenden Frauen-Ideals findet. Tatsächlich sind die meisten Romane Sacher-Masochs und seiner Nachahmer (Schlichtegroll, Bröhmeck, Curt Rombach, Irene Brug, L. Robinson - und recht vieler anderen, da die masochistische Novellistik in jüngster Zeit bei der grossen Verbreitung der Sekte zu einem offenbar einträglichen Geschäfte geworden ist) im Grunde weit mehr drastische Illustrationen und, wenn man will, Glorifikationen dieses sadistischen Weibtypus als des masochistischen Mannes. Der Mann ist dabei zwar immer der „geschlagene“, aber recht oft doch der unfreiwillig und ungern geschlagene, das schwächlich duldende Opfer einer siegberauschten sadistischen Tyrannin, das seinerseits nur selten auf die Dauer in diesem Opferspiele etwas Beglückendes oder auch nur Befriedigendes findet. - Es ist also ein Mangel der Krafft-Ebingschen Definition, dass sie nur Akte heterosexueller, nicht auch homosexueller Grausamkeit, und dass sie nicht auch den weiblichen Sadismus - der vielleicht häufiger ist, als man ahnt - einschliesst. Man muss ferner von der Erfahrungstatsache ausgehen, dass der im Krafft-Ebingschen Sinne als „Sadist“ zu Bezeichnende in zahlreichen Fällen eben nicht rein typischer Sadist ist, sondern zugleich Masochist, zugleich aber auch „sexual-pervers“ in noch allen möglichen anderen Richtungen sein kann - Päderast, Nekrophile und Zoophile, Exhibitionist, Koprophage und tout le reste, wofür gerade die de Sadeschen Schriften eine an Beispielen überreiche, in ihrer Art unerschöpfliche Fundgrube bilden.

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