Hofe des altpersischen Xerxes und Artaxerxes so gut wie bei den islamitischen Sultanen und den heutigen Fürstenhöfen des fernen Ostasiens; an die phönizische Isebel und Athalia, die kyrenäische Pheretima, die persische Parysatis, die makedonische Olimpias, die syrische Laodike (Gemahlin des zweiten Antiochus), die römische Messalina und Agrippina, die Byzantinerinnen Zoe, Theodora und Irene, die Gepidin Rosamunde, die Frankenköniginnen Fredegunde und Brunhilde, die Westgotin Goswinthe und so viele Zeit- und Volksgenossinnen dieser gekrönten Furien. Man denke an die als Heilige verehrte Grossfürstin von Kiew, Olga, die den Tod ihres Gatten Igor an dem ganzen Volk der Drewalier auf so furchtbare Weise rächte; an die „im Maienblut badende“ Agnes von Ungarn, Albrechts des Ersten Tochter und Rächerin; an die portugiesische Eleonora Tellez, die englische Isabella, Gemahlin Eduards des Zweiten, an die prachtvollen weiblichen Renaissance-Bestien, eine Katharina Sforza, Lucrezia Borgia, Katharina von Medici, Maria Stuart, Maria und Elisabeth Tudor; an die russischen Autokratinnen des 18. Jahrhunderts, an die dänische Marie Juliane, an Karoline von Neapel, die würdige Genossin einer Lady Hamilton. - In Erfindung und langjähriger Verübung raffinierter Untaten gegen ihre zahlreichen Dienerinnen fast einzig dastehend erscheint jene berüchtigte „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory, deren zutreffende psychologische Analyse freilich noch aussteht (es scheint sich um ein Produkt eigenartigen Blutaberglaubens - vielleicht aber auch um einen Fall von weiblichem Sadismus auf hysterisch-degenerativer Grundlage gehandelt zu haben)1). Ein schwaches Seitenstück dazu bietet, aus neuerer Zeit die (wegen Marterung ihrer Lehrmädchen durch den Strang hingerichtete) schottische Mrs. Brownrigg2).

Begreiflicherweise spielt gerade bei den vom Weibe ausgehenden und verübten Grausamkeiten die im voraufgehenden Abschnitte charakterisierte Form der Flagellation eine hervorragende Rolle, als mit Fug und Recht geschätztes und begierig herangezogenes Mittel, um die Gegnerin nicht nur körperlich zu martern, sondern auch zugleich durch die ihr angetane Schmach auf das Tiefste zu demütigen. Venus geisselt die gebundene Psyche, Gerlinde lässt Gudrun mit Ruten streichen; Fredegunde peitscht die mit den Haaren an einen Bettpfosten gebundene Geliebte ihres Stiefsohnes Chlodevech, Goswintha ihre Schwiegertochter Ingundis, die sie bei den Haaren herumschleift. Elisabeth Báthory lässt ihre unglücklichen Opfer entkleidet zu Tode


1) Vgl. „Die Blutgräfin“ (Elisabeth Báthory}, ein Sitten- und Charakterbild von R.A. Elsberg. Breslau, Schottländer, 1893.

2) Eine neuere Massenmörderin, die amerikanische Krankenwärterin Jane Toppan, hat, nach eigenem Geständnis, „fast lauter Frauen“ zu ihren Opfern, erkoren; um Männer hat sie sich, wie sie sagt, nie bekümmert.

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