finden konnte, tötete er selbst ein Tier, was ihm jedesmal ein vikariierendes Gefühl des Geschlechtsgenusses verschaffte.
Erst um die Zeit der vollen Entwicklung kam er zur Erkenntnis seiner Abnormität. Weibern war Pat. nicht gerade abgeneigt, aber nähere Berührung mit ihnen schien ihm ein Greuel. - Auf Anraten eines Arztes heiratete er mit 25 Jahren eine ihm sympathische Frau, in der Hoffnung, seinen abnormen Zustand los zu werden. Obwohl er seiner Frau sehr zugetan war, konnte er nur selten und nur nach langer Bemühung und Anspannung seiner Phantasie mit ihr den Koitus ausüben. Trotzdem zeugte er 2 Kinder. Im Jahre 1860 machte er den Krieg mit Böhmen mit. Seine Briefe von dort an seine Frau waren in einem exaltiert enthusiastischen Tone geschrieben. Seit der Schlacht von Königgrätz ist er verschollen.

War die Fähigkeit zum normalen Beischlafe in diesem Falle durch das Ueberwiegen der perversen Vorstellungen sehr beeinträchtigt, so erscheint sie im folgenden Falle gänzlich unterdrückt.

Beobachtung 46. (Dr. Pascal, Igiene dell' amore.) Ein Herr erschien bei Prostituierten, liess von ihnen lebendes Geflügel oder ein Kaninchen kaufen und verlangte, dass die Person das Tier martere. Er hatte es abgesehen auf Köpfen, Augenausreissen, Ausreissen der Eingeweide. Fand er eine Puella, die sich zu derlei herbeiliess und recht grausam vorging, so war er entzückt, zahlte und ging, ohne von der Person etwas weiter zu verlangen oder sie zu berühren, seiner Wege.

Interessant ist die Weckung sadistischer Gefühle Tieren gegenüber in folgendem Fall von Féré.

Beobachtung 47. B., 37 Jahre, Gerber, belastet, Masturbant seit dem 9. Jahre, war eines Tages mit einem andern Jungen im Begriffe, an der Böschung einer Strasse, die an dieser Stelle sehr steil war, zu masturbieren, als ein schwerer vierspänniger Wagen diese Stelle passierte. Der Kutscher schrie und hieb auf die Pferde ein, die sich anstrengten, so dass es Funken gab. B. wurde von diesem Anblick aufs höchste sexuell erregt und ejakulierte, als ein Pferd stürzte. Seither hatte ein derartiger Anblick jeweils denselben Effekt und er konnte nicht widerstehen, Zeuge solcher Szenen zu sein und sie aufzusuchen. Ging es dabei zwar mit Mühe, aber ohne äusserste Anstrengung der Tiere und ohne Prügel ab, so wurde B. nur sehr erregt, musste aber mit Masturbation oder Koitus zur Befriedigung gelangen. Selbst nachdem er Ehemann und Vater geworden war, dauerte dieser Sadismus fort. Als eines seiner Kinder an Chorea erkrankte, bekam B. hysterische Anfälle. (Féré, l'instinct sexuel p. 255.)

Aus den beiden letzten Abschnitten g) und h) ergibt sich, dass das Leiden eines jeden empfindenden Wesens für sadistisch veranlagte Naturen zur Quelle eines perversen sexuellen Genusses werden kann, dass es einen Sadismus an beliebigem Objekt gibt.

Es wäre jedoch durchaus falsch und übertrieben, überall da, wo ausserordentliche, überraschende Grausamkeit sich findet, diese aus sadistischer Perversion erklären zu wollen, und, wie es hie und da geschieht, in den zahllosen Greueln der Geschichte oder auch in gewissen massenpsychologischen Erscheinungen der Gegenwart das Sadismus als Motiv vorauszusetzen.

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