ist vor allem der der oben p. 114 aufgenommenen Beob. 57, dann der der Beob. 62. Solche ideelle Fälle sind ferner die beiden folgenden. Der erste betrifft ein geistig und körperlich belastetes, mit Degenerationszeichen behaftetes Individuum, bei dem frühzeitig psychische und physische Impotenz eingetreten ist.

Beobachtung 67. Herr Z., 22 Jahre, ledig, wurde mir von seinem Vormund zugeführt behufs ärztlichen Rates, da er höchst nervös und offenbar sexuell nicht normal sei. Mutter und Muttersmutter waren geisteskrank gewesen. Der Vater zeugte ihn zu einer Zeit, wo er sehr nervenleidend war.
Pat. soll ein sehr lebhaftes und talentiertes Kind gewesen sein. Schon mit 7 Jahren bemerkte man bei ihm Masturbation. Er wurde vom 9. Jahr ab zerstreut, vergesslich, kam mit seinen Studien nicht recht vorwärts, bedurfte beständiger Nachhilfe und Protektion, absolvierte mühsam das Realgymnasium und fiel während seines Freiwilligenjahres durch Indolenz, Vergesslichkeit und verschiedene dumme Streiche auf.
Anlass zur Konsultation bot ein Vorfall auf der Strasse, indem Z. sich an eine junge Dame angedrängt hatte und in höchst zudringlicher Weise und in grosser Aufregung dieselbe zu einer Konversation mit ihm hatte bestimmen wollen.
Pat. motiviert diesen Auftritt damit, dass er durch ein Gespräch mit einem anständigen Mädchen sich habe aufregen wollen, um dann zum Koitus mit einer Prostituierten potent zu sein!
Z.s Vater bezeichnet ihn als einen von Hause aus gutartigen, moralischen, aber schlaffen, faden, mit sich zerfallenen, über seine schlechten Erfolge in der bisherigen Lebensführung oft desperaten, gleichwohl indolenten Menschen, der sich für nichts, ausser für Musik, interessiere, zu welcher er grosse Begabung besitze.
Das Aeussere des Pat. - sein plagiozephaler Schädel, seine grossen, abstehenden Ohren, die mangelhafte Innervation des r. Mundfazialis, der neuropathische Ausdruck der Augen deuten auf eine degenerative neuropathologische Persönlichkeit.
Z. ist gross von Statur, von kräftigem Körperbau, eine durchaus männliche Erscheinung. Becken männlich, Hoden gut entwickelt, Penis auffallend gross. Mons veneris reichlich behaart, der rechte Hode hängt tiefer herab als der linke, der Kremasterreflex ist beiderseits schwach. Intellektuell ist Pat unter dem Durchschnittsmittel. Er fühlt selbst seine Insuffizienz, klagt über Indolenz und bittet, man möge ihn willensstark machen. Linkisches, verlegenes Benehmen, scheuer Blick, schlaffe Haltung deuten auf Masturbation. Pat. gesteht zu, dass er vom 7. Jahr ab bis vor 1½ Jahren ihr ergeben war, jahrelang 8-12mal täglich onanierte. Bis vor einigen Jahren, wo er neurasthenisch wurde (Kopfdruck, geistige Unfähigkeit, Spinalirritation usw.), will er dabei immer grosses Wollustgefühl empfunden haben. Seither habe sich dieses verloren und der Reiz zur Masturbation sei von ihm gewichen. Er sei immer schüchterner, schlaffer, energieloser geworden, furchtsam, habe an nichts Interesse, besorge seine Geschäfte nur aus Pflicht, fühle sich sehr abgespannt. An Koitus habe er nie gedacht, er begreife auch von seinem Standpunkt aus als Onanist nicht, wie andere am Koitus Vergnügen finden können.
Forschungen nach konträrer Sexualempfindung ergaben ein negatives Resultat.
Er will sich nie zu Personen des eigenen Geschlechts hingezogen gefühlt haben. Eher glaubte er hie und da eine übrigens schwache Inklination zu Frauenzimmern gehabt zu haben. Zur Onanie will er ganz von selbst ge-

125 126 127

Index & Copyrighthinweise