Papiertiger

Der Papiertiger: Absprache

 
   
   
   
   
   
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Absturz

Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.



Kommunikation zwischen Top und Bottom vor einem Spiel, bei der die einzelnen Vorlieben von Top und Bottom sowie Aspekte der Sicherheit besprochen werden.
Wie auch das Safeword ist das Prinzip der Absprache neueren Ursprungs. Daß man sich vorher ausspricht, ist vermutlich schon immer in Gruppen von Sadomasochisten vorgekommen, die Formulierung als Prinzip wurde zuerst in den USA vorgenommen. Dort spricht man von Negotiation.

Eine vollständige Absprache wird mindestens folgende Punkte ansprechen:

Vorlieben des Bottoms.

Das klassische Thema der Absprache. Der Bottom lässt den Top wissen, welche Praktiken, Rollenspiele u.a. er besonders mag oder im Gegenteil völlig ablehnt. Dabei reicht es nicht, Schlagwörter zu benutzen. Unter Erniedrigung (s. Eintr.: Statusspiel) kann der Bottom verstehen, daß er zu einem aktiv dienenden Sklaven erzogen werden soll, der Top stellt sich darunter aber vielleicht eher den Bottom als passiven "Gegenstand" vor.

Der Bottom muß bei diesem Teil der Absprache nicht unbedingt selbst sprechen. Manchmal reicht es, wenn der Top verschiedene Szenarien ausmalt und dabei darauf achtet, welche den Bottom besonders ansprechen. Je direkter die Kommunikation, desto eher wird das Spiel sich mit den Phantasien decken.

Es gibt auch schriftliche Formen der Absprache, entweder in der Form, daß der Bottom eine Art Gesuch an den Top richtet oder als Fragebogen, auf dem für jede Praktik eine Skala von "wird immer gewünscht" bis "auf gar keinen Fall" angelegt ist und der vom Bottom ausgefüllt wird.

Grenzen

Da die wenigsten Tops sich als Wunscherfüller ihrer Bottoms ansehen, werden sie den Katalog der Vorlieben des Bottoms auch nicht abarbeiten sondern versuchen, ihre eigenen Vorstellungen möglichst weitgehend umzusetzen. Hierfür muss ungefähr geklärt sein, wo die Grenzen des Bottoms liegen und wieviel Macht er an den Top abtreten will.
Die Grenzziehung wird dabei irgendwo zwischen den Polen "nur bekannte Praktiken mit bekannter Härte" und "Top soll einfach tun was er will" verlaufen.

Medizinische Fragen

Oft übersehen, aber für die Sicherheit von fundamentaler Bedeutung. Hier teilt der Bottom dem Top mögliche Probleme im Voraus mit: Eine chronisch verstopfte Nase (keine Knebel), Bandscheibenschäden (kein Hogtie), Platzangst (keine Kapuzen), Durchblutungsprobleme bzw. Thromboseneigungen (kein längeres Hinknien), Blutungsneigungen (keine Schneidespiele), ob der Bottom beim Orgasmus schon mal das Bewusstsein verloren hat (vgl. Notfälle), etc.
Im weiteren Sinn kann hier herausgefunden werden, ob der Bottom zu gewissen Praktiken körperlich in der Lage ist, z.B. ob sich seine Ellenbogen für eine Fesselung hinter dem Rücken bequem zusammen führen lassen. Im Extremfall werden gewisse Praktiken durch die Absprache ganz ausgeschlossen werden müssen. So ist es fraglich, ob man jemanden mit einer starken Neigung zu epileptischen Anfallen überhaupt wird fesseln wollen.

Festlegung des Safewords

Das Safeword wird dort und auch unter Sicherheit genauer besprochen. Allen Mitspielern muß vor einem Spiel klar sein, ob ein Safeword verwendet wird und wie es heißt, im Zweifelsfall ist Mayday das wohl Gebräuchlichste. Daneben können hier auch Slowwords festgelegt werden, die dem Bottom während des Spiels eine Möglichkeit zur verbalen Steuerung der Intensität geben.

Die Bedeutung einer ausführlichen Absprache kann an einem Beispiel gezeigt werden. Schlagspiele können mit dem Ziel der Schmerzerzeugung (siehe SM) oder weniger intensiv zur Erniedrigung des Bottoms (siehe DS) vorgenommen werden. Weiss der Top nicht, in welche Richtung die Vorliebe des Bottoms geht, kann er nur durch Probieren herausfinden, was besser ankommt.

Gegen die Absprache haben einige Sadomasochisten Vorbehalte. Einer der häufigsten ist, daß der Vorgang die Spontanität zerstören würde, da das Überraschungsmoment verloren gehe. Dem ist in der Tat nicht viel entgegenzusetzen, speziell da eine "Auslieferung an das Unbekannte" Bestandteil vieler Phantasien ist. Hier kann ein Konflikt zwischen Sicherheitsbedürfnis und Phantasien entstehen, der von den Beteiligten gelöst werden muß.
Dem Bottom den Wunsch, Grenzen zu setzen, abzuschlagen zeugt mindestens von schlechtem Stil - eher ist es eine emotionale Nötigung. Ein paar Worte über seine Vorlieben und Grenzen verlieren zu wollen hat jedenfalls nichts mit fehlender Hingabe zu tun.
Im Zweifelsfall muss man die unüberbrückbaren Gegensätze akzeptieren und sich andere Spielpartner suchen.

Eine einmalige, gründliche Absprache kann vielleicht dem nachfolgenden Spiel etwas die Atmosphäre nehmen, bietet aber für alle folgenden Spiele eine solide Basis, auf der auf Jahre hinaus aufgebaut werden kann. Die Absprache kann auch einige Zeit vorher stattfinden und zumindest der erste Teil kann in anderer Form als "ich will..." verpackt werden - eine Geschichte, der Hinweis auf eine Filmszene, eine Szene, bei denen beide zugesehen hatten tut es auch.

Mit der Zeit wird es von manchen gewünscht und auch notwendig, daß eine erneute Absprache (Renegotiation) stattfindet, bei der die Partner ihre Vorlieben auf den aktuellen Stand bringen - andere lernen sich so gut kennen, daß das Bedürfnis nach weiteren Absprachen verschwindet.

 

Synonyme: Negotiation, Renegotiation

Auf diesen Eintrag verweisen: Fehlspiel, Kitzelmodell, Machtaustausch, Notfälle, Sadomasochismus, Sicherheit, Sklavenvertrag, Strafprotokolle, Subkultur, Vorurteile

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Stand: 06.03.2003.

 

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