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Die Datenschlag-Chronik des Sadomasochismus
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Anfang 1995
In München formiert sich aus einem privaten Kreis der "Unlimited Club of Passion". Er veröffentlicht die viermal jährlich erscheinende "Unlimited Gazette", die über die Clubaktivitäten berichtet.
Ob Club und Magazin 2000 noch existieren, ist unklar.
(S/M-Depesche März 1995)

Anfang 1995
In der Schweiz erscheint die erste Ausgabe des Magazins "Full Size".
Full Size entsteht in Zusammenarbeit mit professionellen Dominas und beschäftigt sich praktisch ausschließlich mit kommerziellen Angeboten.
(S/M-Depesche März 1995)

Anfang 1995
In München wird die SM-Gruppe aktiveS/München als Splittergruppe von freieS/München gegründet. Für einen Mitgliedsbeitrag von 50 DM/Jahr werden "Informationen per Post bzw. Telefon, die freie Teilnahme an den Stammtischabenden sowie eine Eintrittsermäßigung bei den Parties im Studio" geboten.
freieS/München selbst bleibt weiterhin beitragsfrei und ohne feste Struktur. aktiveS/München löst sich noch vor 2000 wieder auf.
(S/M-Depesche Mai 1995)

Anfang 1995
In Zusammenarbeit mit dem Leder-Club Hamburg (LCH) wird in Hamburg das Mailboxsystem "SGBB-BBS" für die schwule SM- und Lederszene angeboten.
Der Mailboxbetrieb wurde vermutlich etwa 1997 eingestellt.
(S/M-Depesche April 1995)

Anfang 1995
Das französische SM-Magazin-Projekt "Projet X" nimmt die Arbeit auf. "Projet X" enthält Reportagen, Kleinanzeigen und Fotos und erscheint dreisprachig.
(S/M-Depesche Februar 1995)

Anfang 1995
Eine Prüfung der "Schlagzeilen" und der "Bösen Geschichten" aus dem Charon Verlag durch Juristen des "Bundesverbandes Erotik-Handel" (Hamburg) ergibt, dass die Schlagzeilen als juristisch unbedenklich einzustufen sind, die "Bösen Geschichten Nr. 1" aber eventuell als Gewaltpornographie nach §184(3) eingestuft werden könnten. Das Heft wird aus den Läden genommen und nicht weiter beworben.
(S/M-Depesche Februar 1995)

Anfang 1995
Die deutsche Illustrierte TANGO stellt in einer eigenen Umfrage fest, dass 28% der Hamburgerinnen und 17% der Dresdnerinnen "mal vom Partner unterworfen werden" wollen. 34% der Hamburgerinnen und 37% der Münchnerinnen möchten dagegen ihren Partner unterwerfen.
(S/M-Depesche April 1995)

12. Januar 1995
Das Schwulenreferat der Uni Oldenburg veranstaltet eine gut besuchte Podiumsdiskussion zum Thema Sadomasochismus.
(S/M-Szene Intern, März 1995)
(stachel.ffis.de/94.12/12term.html)

21. Januar 1995
Der "Hellweger Anzeiger" berichtet unter dem Titel "Mit Latex, Peitsche und Ketten auf dem ehrwürdigen Rittersitz" in diffamierendem Tonfall darüber, dass sich "ausgerechnet das kreiseigene 'Haus Opherdicke' zum Treffpunkt von Sado-Maso-Gruppen entwickelt". Tatsächlich waren die Räume an SMart-Rhein-Ruhr-Mitglied Christoph Vogl für eine private Feier mit Abendessen vermietet worden, die nichts mit den Aktivitäten von SMart Rhein-Ruhr e.V. zu tun hatte. SMart Rhein-Ruhr e.V. beantragt eine Gegendarstellung.
(S/M-Depesche Februar 1995)

Januar 1995
In Hamburg startet der schwule Info-Laden "Hein & Fiete" das "Abenteuer Lederszene": eine Tour durch die Lederszene in Hamburg mit der Möglichkeit, sich über Erfahrungen auszutauschen.
Das Angebot wird wegen mangelnder Nachfrage schon im Juni wieder eingestellt.
(S/M-Depesche Juni 1995)

Januar 1995
Die "S/M-Depesche" erwähnt eine Karlsruher Gruppe namens KAFKA (Karlsruher Fetisch-Kartell).
Die Gruppe gibt es zu diesem Zeitpunkt eventuell schon länger; sie scheint aber nicht lange existiert zu haben. Vermutlich noch vor 1996 wieder eingestellt.
(S/M-Depesche Januar 1995)

Januar 1995
Das Ruhrgebietsmagazin Marabo zeigt auf dem Titelblatt einen hochhackigen Damenschuh, der in eine Handschelle tritt. Die Titelstory heißt "Gesellschaft ohne Tabus: Sind wir alle pervers?" Die Autorin ist Elke Virginia Koch, als Sachverständige werden der Psychologe Dr. Stephan Lermer und der Partyveranstalter Randy zitiert. Der echte Perverse, so Lermer, braucht als unreifer Mensch seine Perversion zur Identitätsstärkung. Perversion sei aber inzwischen so alltäglich geworden, dass es dem Perversen nicht mehr gelingen könne, sich durch sein Anderssein von der Masse abzugrenzen und bestaunt zu werden. Lermer wiederholt die unbewiesene Vorstellung von der "Abstumpfung der ursprünglichen sexuellen Auslöser": es müssten immer sonderbarere und brutalere Rituale durchgeführt werden. Fazit des Beitrags ist: "Heute schockiert man alle am wirkungsvollsten so: 'Hey Leute, ich hab' ganz normalen Sex und mir reicht das auch.'".
(Marabo Januar 1995, S. 43-45)

März 1995
Philip Miller und Molly Devon veröffentlich in den USA das SM-Handbuch "Screw the Roses, Send Me the Thorns". Im Anhang werden die Adressen von 153 SM-Gruppen und 282 Fetisch-/SM-Läden in den USA angegeben.
Wegen seines humorvollen, intelligenten Ansatzes gilt "Screw the Roses" als eins der besten Handbücher für heterosexuelle Sadomasochisten.
(Miller P. und Devon M. "Screw the Roses, Send me the Thorns" Mystic Rose Books Fairfield 1995)

22.-23. April 1995
Die 4. Sprecherkonferenz findet in Neckargerach statt. Anwesend sind Vertreter der Gruppen SMbH (Hannover), Libertine (Wien), SMart Rhein-Ruhr, Schlagseite Mannheim, FreieS/München, Unlimited Club of Passion (München), Quälgeister (Berlin), Main Striem (Frankfurt), SMile (Marburg), Saar Bizarre (Saarbrücken), Chamäleon (Ulm), AG S/MÖFF (Neumünster), SM-Gruppe Tübingen, OSM (Stuttgart). Schwerpunktthema ist nach wie vor die Öffentlichkeitsarbeit. Zum Thema Datennetze wird festgestellt, dass derzeit "kein Bedarf an einem direkten Datenaustausch oder einer eigenen übergreifenden elektronischen Netzanbindung einzelner oder mehrerer Gruppen" besteht.
(S/M-Szene Intern, Mai 1995)
(S/M-Depesche, Juni 1995)

Mai 1995
Der Alpha-Comic Verlag entfernt aus dem Comic-Heft "Mandragora'' (aus der "Druuna''-Serie) von Paolo Eleuteri Serpieri neun Seiten und schwärzt zahlreiche Stellen, um einer Indizierung durch die BPjS zu entgehen.
(QUELLE FEHLT)

Mai 1995
Die AG S/MÖFF stellt ihren SM-Archiv-Service ein. Zugriff auf das Archiv sollen nur noch "Fachleute aus Wissenschaft und Medien" haben.
De facto scheint auch das Archiv ab diesem Zeitpunkt nicht mehr weitergeführt worden zu sein; in der zuletzt 1999 veröffentlichten Archivliste finden sich keine Beiträge, die nach 1995 erschienen sind.
(S/M-Depesche Mai 1995)

Frühjahr 1995
Der SM-Gesprächskreis Tübingen entsteht, damals noch unter dem Namen "SM-Gruppe Tübingen" und ist seit 1998 im WWW unter gk-tuebingen.playsite.de erreichbar.
Der Gesprächskreis wird im Mai 2002 wieder eingestellt. Zur Begründung heißt es, das Publikumsinteresse habe immer mehr abgenommen.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006a)
(Persönliche Mitteilung Rüdiger Happ, SM Gesprächskreis Tübingen, März 2000)
(Schlagworte 25. April 2002)

Frühjahr 1995
In Polen wird die Polish SM-Society in Nowy Sacz gegründet.
Erste bekannte SM-Gruppe in Polen.
(S/M-Depesche Juni 1995)

Frühjahr 1995
Die schleswig-holsteinische Landesmedienanstalt beanstandet einen Beitrag über SM-Callboys, der am 16. November 1994 in der Pro7-Sendung "Liebe Sünde" ausgestrahlt worden war. Der Beitrag habe die Jugendschutzbestimmungen verletzt und hätte erst nach 23.00 gesendet werden dürfen.
(S/M-Depesche Mai 1995)

Juni 1995
Die erste Ausgabe des Kontaktanzeigenmagazins "S/M-Kontakt" erscheint zum Preis von DM 10,- im Flensburger Beate Uhse Verlag. Formell beim "S/M-Kontaktservice" angesiedelt, enthält das Heft neben 60 Seiten SM-Kontaktanzeigen auch kommerzielle Anzeigen und erotische Geschichten.
(S/M-Depesche Juli 1995)

Juni 1995
Reimer Schölermann aus Hamburg bringt auf Diskette das SM-Lexikon "Eres-Samalex" mit über 2.000 Suchwörtern auf den Markt. Das Lexikon enthält Informationen über den Umgang mit SM-Spielzeug, Hinweise zu juristischen Fragen, Tips zum Verhalten auf Feten und viele Adressen von SM-Gruppen, -Medien und -Läden. Aufgeführt sind auch Spielfilme und Romane mit SM-Bezügen. Das Lexikon wird zum Preis von 40 DM vertrieben.
Die geplanten Updates scheint es nicht gegeben zu haben. Was später aus dem Datenbestand des Lexikons geworden ist, ist unklar.
(S/M-Depesche Juni 1995)
(S/M-Szene Intern, Juli 1995, November 1995)

Juli 1995
Das Obertshausener SM-Blatt "Pranger" wird nach nur einem Jahr wieder eingestellt.
(S/M-Depesche August 1995)

Juli 1995
Die letzte Ausgabe der "S/M-Szene Intern" erscheint.
(S/M-Szene Intern, Juli 1995)

Juli 1995
Die Staatsanwaltschaft des thüringischen Meiningen unter Oberstaatsanwalt Hönninger durchsucht mit vierzig Polizisten die Räume der "Edition Kunst der Comics", des "Alpha Comic Verlag" und der verlagseigenen Auslieferung "Packwahn" in Sonneberg. Den Verlagen wird Verbreitung gewaltverherrlichender und pornographischer Schriften vorgeworfen. Rund 150 verschiedene Comics, Hefte, Alben, Bücher, Plakate und anderes Material werden beschlagnahmt, darunter Ralf Königs "Kondom des Grauens" sowie ein Plakat des jüdischen Zeichners Art Spiegelman zu seinem antifaschistischen Werk "Maus", das den Anfangsverdacht ironischerweise um den Vorwurf der Nazi-Propaganda erweitert.
Im Februar 1997 wird Anklage gegen die Verlage erhoben; von den ursprünglichen 150 Titeln tauchen in der Anklageschrift noch sieben auf. Der finanzielle Schaden für die beteiligten Verlage ist groß.
(www.info-box.com/stories/zensur.htm)

August 1995
Die S/M-Depesche berichtet über einen "Fetisch-Stammtisch" in Passau.
Weiteres ist über diesen Stammtisch nicht bekannt; er scheint bald wieder eingestellt worden zu sein.
(S/M-Depesche August 1995)

Sommer 1995
Die SM-Gruppe SMarti.e.s wird in Hamburg gegründet.
(AG S/MÖFF, "SM Adressbuch 95/96", Neumünster)

Sommer 1995
In Hanau entsteht ein "S/M-Gesprächskreis".
Dieser Gesprächskreis löst sich noch vor dem Jahr 2000 wieder auf.
(S/M-Depesche September 1995, S. 3)

Sommer 1995
In Linz entsteht die Libertine Linz.
Diese Gruppe löst sich etwa 2000 wieder auf.
(S/M-Depesche September 1995, S. 3)

Sommer 1995
In Innsbruck entsteht die Libertine Innsbruck (www.bdsm.at/libk/).
(S/M-Depesche September 1995, S. 3)

Sommer 1995
In Itzehoe entsteht eine SM-Gruppe.
(S/M-Depesche September 1995)

Sommer 1995
Als Folge eines Berichts der Fernsehzeitschrift "TV Today" säubert der Münchner Rundfunksender Antenne Bayern seine Mailbox. Betroffen ist unter anderem der Anbieter "Fetisch & Art Berlin", der Online-Shopping für Outfit und Toys, Kontaktecken und Softcore-Bilder angeboten hatte. TV Today hatte in einem Bericht über Chancen und Risiken des Internet Kinder- und "Gewalt"-Pornographie, Fetischangebote und SM-Informationen unterschiedslos genannt.
Ob es sich tatsächlich, wie die S/M-Depesche schreibt, um eine Mailbox handelte und nicht vielmehr um ein WWW-Angebot, ist unklar.
(S/M-Depesche August 1995)

4. September 1995
US-Premiere der Serie "Xena: Warrior Princess", ein Spinoff von "Hercules: The Legendary Journeys".
Zwar meiden beide Serien aus verständlichen Gründen explizite (Sex-)Szenen und Aussagen, aber mit erotischen Szenen und Kostümen gerade auch mit homosexuellem und SM-Bezug sind sie großzügig. Außerdem sind diese Elemente nicht nur den "Bösewichtern", sondern auch den "Helden" zu eigen. Zum Kostüm der Hauptdarstellerin Lucy Lawless gehören Attribute wie Pferdepeitsche und Brustdolch.
(Persönliche Mitteilung)

21. Oktober 1995
In Köln findet im "No Limits" zum ersten Mal die monatliche Party "Carpe Noctem" statt.
Die "Carpe Noctem" erweist sich als dauerhaft und erfreut sich auch 2000 noch großer Beliebtheit.
(SMart-Info 1/2 1996)

Oktober 1995
Nach Schätzungen der Schlagzeilen-Redaktion tragen maximal etwa 3.000 Personen in Deutschland den "Ring der O".
(Grimme, Matthias "Wer suchet, der findet (nicht so leicht)", Schlagzeilen Heft 25, S. 52)

Oktober 1995
Die FAQ (Häufige Fragen und Antworten) der Newsgroup alt.sex.bondage werden von "Wunibald" übersetzt und zunächst regelmäßig in der deutschsprachigen Newsgroup de.talk.sex gepostet.
(www.zarthart.com/neu.html)

4. November 1995
The Leather Archives & Museum (www.leatherarchives.org) wird in Chicago mit dem Ziel gegründet, die Geschichte und Kultur des Sadomasochimus zu dokumentieren. Das Museum hat bereits seit 1992 regelmäßige Ausstellungen veranstaltet.
(QUELLE FEHLT)

November 1995
Die Libertine Innsbruck, der Unlimited Club of Passion (München) und die Libertine Wien laden Vertreter von SM-Gruppen zu einem Treffen in einem Tiroler Skiort ein. Drei Tage vor dem Termin geht ein anonymer Anruf bei der Hotelleitung ein: Sollte die Veranstaltung stattfinden, müsse man mit einer Polizeirazzia rechnen. Das Treffen, zu dem sich etwa 50 Teilnehmer angemeldet hatten, wird abgesagt.
(S/M-Depesche Februar 1996)

1995
Aus einer Diskussion in einem Forum des Internetproviders AOL um ein nur für Eingeweihte erkennbares BDSM-Erkennungszeichen entsteht ein an das Yin-Yang-Symbol angelehntes Emblem.
Abwandlungen des Symbols werden später zur Grundlage von Logos wie dem von SMart Rhein-Ruhr e.V.
(members.aol.com/~quagmyr/)

1995
Der Lederclub Hamburg wird Vollmitglied der ECMC (European Community of Motorcycle Clubs).
(Schlagworte 19. April 1998)

1995
Der US-Spielzeughersteller Mattel geht vor Gericht gegen Fotos auf der Website des E-Zines desires.com vor, die gefesselte und geknebelte Barbie-Puppen zeigen. Die Bilder werden später durch Schattenrisse ersetzt.
Gefesselte Barbie-Puppen gehören auch nach dem Urteil zu den beliebtesten Formen der sadomasochistischen Kleinkunst.
(TV Movie Nr. 16/1995, 5. bis 18. August 1995 S. 5)

1995
Die schwedischen Psychologen Kurt E. Ernulf und Sune M. Innala veröffentlichen die Ergebnisse ihrer Analyse von 514 Beiträgen zum Thema Bondage, die 1990 in der Newsgroup alt.sex.bondage gepostet wurden. 71% der heterosexuellen Männer, 11% der heterosexuellen Frauen und 12% der homosexuellen Männer geben an, die dominante Seite zu bevorzugen. 29% der heterosexuellen Männer, 89% der heterosexuellen Frauen und 88% der homosexuellen Männer ziehen die submissive Seite vor. 33% geben an, Bondage zusammen mit sadomasochistischen Praktiken auszuüben oder die beiden Bereiche als zusammengehörig zu betrachten.
Es ist das erste Mal, dass sich Wissenschaftler dieses Mediums bedienen, um Daten über paraphile Verhaltensweisen zu sammeln.
(Ernulf, Kurt E. / Innala, Sune M. "Sexual Bondage: A Review and Unobtrusive Investigation", Archives of Sexual Behavior, Vol. 24, No. 6, 1995)

1995
Die amerikanische Juristin und Präsidentin der American Civil Liberties Union Nadine Strossen veröffentlicht "Defending Pornography. Free Speech, Sex and the Fight for Women's Rights". 1997 erscheint eine überarbeitete Version auf deutsch im Haffmans Verlag.
(Str95)
(Str97)

1995
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Hamburger Galeristen Reiner Kleszka. Ihm wird vorgeworfen, aus den USA gewaltpornographische Comics importiert zu haben. Kleszka vertritt die Ansicht, es handle sich bei den beschlagnahmten Comics um eine anerkannte Kunstform. Das Verfahren wird unter der Bedingung eingestellt, dass Kleszka auf die Rückgabe der beschlagnahmten etwa 180 Comics verzichtet, deren Einkaufswert rund 4000 DM beträgt.
(S/M-Depesche November 1995, S. 1)

1995
In Hamburg entsteht die Gruppe "leder positiv", die sich an HIV-Positive aus den schwulen Lederszenen wendet.
(Schlagworte 3. Oktober 2000)

1995
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Larry Everett (USA), Alec Reese (USA) und Peter Schoonheim (Niederlande) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)

1995 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1995

Anfang 1996
In Nürnberg löst sich die Gruppe ActivSM auf. Ehemalige Mitglieder gründen die Gruppe SMania.
(S/M-Depesche April 1996)

Januar 1996
Bob "Supermasochist" Flanagan stirbt im Alter von 42 Jahren an Zystischer Fibrose.
(QUELLE FEHLT)

Januar 1996
Die Website "Zart & Hart" entsteht und entwickelt sich schnell zu einer der führenden deutschsprachigen Anlaufstellen für heterosexuelle Sadomasochisten im Internet. Die im Juli 1997 eingerichtete offene Mailingliste hat Anfang 2001 knapp 800 Teilnehmer.
(www.zarthart.com/neu.html)

Januar 1996
Die Münchner Boulevardzeitung "az münchen" und die "Süddeutsche Zeitung" berichten über die "Räumung" eines "Sado-Maso-Clubs", bei der es zu "massiven Auseinandersetzungen" zwischen Clubbesuchern und Polizei gekommen sei.
Tatsächlich hatte eine Routinekontrolle der Räume des "Tempel", einer Münchner Diskothek, stattgefunden, in der regelmäßige Treffen der SM-Gruppe "aktiveSMünchen" stattfanden. Bei aktiveSMünchen, so Polizeisprecher Scherer, werde allerdings weder die Prostitution gefördert, noch habe man pornographisches Material gefunden. Beanstandet wird lediglich das Fehlen einer Konzession für den Verkauf von Getränken. Bei den "massiven Auseinandersetzungen" handelte es sich um Widerstand der Besucher an der Tür des Clubs.
(Twilight 12/1996, S. 66)

Februar 1996
Das deutsche Fetisch-Magazin "Barbara's Fetish Journal" erscheint zum ersten Mal. Es enthält überwiegend Farbphotos und einige erotische "Erlebnis-Stories" und soll sechsmal im Jahr erscheinen.
Ob es das Magazin 2000 noch gibt, ist uns unbekannt.
(S/M-Depesche April 1996)

Februar 1996
Die deutsche Illustrierte STERN veröffentlicht die Titelgeschichte "Ich quäle Männer. Für Geld. Die Geschichte der Sadomasochistin Marlene". Das Titelbild zeigt eine Frau in ledernen Handfesseln. Autor des zweiteiligen Beitrags ist Kai Hermann. Die 25jährige ehemalige Domina "Marlene" war bereits in der ARD-Reportage "Das soll Liebe sein?" aufgetreten. In dem Beitrag berichtet sie über ihre schwierige Kindheit und die gestörte Beziehung zu ihrer Mutter, ihre Abtreibung, einen Selbstmordversuch, den Weg in die Prostitution ("Für mich waren mittlerweile alle Männer kriechende, winselnde Würmer, fertige Kotzlappen") und ihren Aufenthalt in der Psychiatrie.
"Marlene" war zuvor Coverlady der SM-Zeitschrift Twilight (Nr. 10) gewesen. SMart-Rhein-Ruhr-Vorstands Christoph Boger schreibt einen Leserbrief an den STERN, in dem er die reißerische Manier kritisiert, in der die Reportage ein Einzelschicksal darstellt, das nicht repräsentativ für die SM-Subkultur sei. Der letzte Satz wird abgedruckt: "Ich persönlich kenne zumindest mehrere hundert Leute, die S/M als eine partnerschaftliche, gleichberechtigte und erfüllende Art des sexuellen Liebesspiels betrachten und als eine geistige wie sexuelle Bereicherung." Das zentrale Wort "hundert" streicht der STERN.
(STERN 6/1996, S.36-46 / STERN 7/1996, S. 100-104)
(Twilight 12/1996, S. 10)

Februar 1996
Die deutsche Illustrierte STERN veröffentlicht im Rahmen der Serie "Jugendszene Deutschland" einen Beitrag über "Grufties". "Sadomaso" heißt es in der Reportage von Christian Krug mehrfach, sei "schwer angesagt".
Der oberflächliche Bericht bedient alle Klischees, die bei diesem Thema zu erwarten sind.
(STERN 8/1996, S. 72-80)

März 1996
In Erfurt entsteht die Gruppe Bizarr!.
Bizarr! löst sich noch vor dem Jahr 2000 wieder auf.
(S/M-Depesche August 1996)

17. April 1996
Auf dem Privatsender tm3 wird eine Talkshow zum Thema Sadomasochismus ausgestrahlt. Als Sachverständige ist die Literaturwissenschaftlerin und Psychologin Dr. B. Gerisch eingeladen.
Gerischs Forschungsschwerpunkt ist der Zusammenhang zwischen Masochismus und Selbstmordgefährdung bei Frauen.
(http://www.uke.uni-hamburg.de/kliniken/psychiatrie/kernklinik/tzs/publikationen/publikationen1996.de.html)

April 1996
Die Staatsanwaltschaft im thüringischen Meiningen ordnet unter dem Vorwurf der Verbreitung gewaltverherrlichender und pornographischer Schriften eine deutschlandweite Beschlagnahmeaktion mehrerer frei verkäuflicher Comics an, darunter Walter Moers' "Kleines Arschloch" und Ralf Königs "Kondom des Grauens". Keines der beschlagnahmten Werke war von der BPjS indiziert.
Auslöser ist eine Strafanzeige des christlich-fundamentalistischen Vereins "Mensch, Umwelt, Tier" (MUT), einer Initiative des arbeitslosen Erziehers Michael Brenner aus Neckargmünd. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels protestiert gegen die Beschlagnahmeaktion und nennt sie "die größte Welle an Durchsuchungen und Beschlagnahmungen im deutschen Buchhandel seit 1933". Der bereits durch eine im Juli 1995 vorangegangene Beschlagnahmeaktion schwer angeschlagene "Alpha Comics Verlag" steht jetzt vor dem finanziellen Ruin.
(S/M-Depesche Mai 1996)
(www.info-box.com/stories/zensur.htm)
(hinternet.de/comic/zensur.htm)

Anfang Mai 1996
In Nürnberg findet die SM-Party "Fetish Revolution" mit mehr als 1000 Besuchern statt.
(Twilight 13/1996, S. 7)

Mai 1996
Während des Cannes-Filmfestivals posiert Eva Herzigova als Domina mit Reitgerte in triumphaler Pose. Helmut Newton fotografiert.
(Quelle fehlt)

Frühjahr 1996
Auf der Frühjahrsitzung der SKVdC in Wien gründet sich der Idealverein Leder-Community e.V. und bildet die rechtliche Basis der SKVdC.
(stadt.gay-web.de/skvdc/skvdc.htm)

Frühjahr 1996
In Hamburg entsteht die Gruppe SMart Hamburg.
Die Namenswahl führt zu vorübergehenden Verstimmungen bei SMart Rhein-Ruhr e.V. SMart Hamburg löst sich noch vor dem Jahr 2000 wieder auf.
(S/M-Depesche Juni-Juli 1996)

16. Juni 1996
SMart Rhein-Ruhr e.V. ist erstmals mit einem Stand beim Selbsthilfetag Nordrhein-Westfalen in Lünen vertreten.
(S/M-Depesche Juni-Juli 1996)

Juli 1996
SMart Bremen-Oldenburg wird eingetragener Verein.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006a vom 2. März 2000)

Juli 1996
Der Internetprovider Compuserve USA löscht unangekündigt die Webseiten der S/M-Depesche. Compuserve hatte zuvor erklärt, es gebe keine Probleme mit dem Inhalt der Seiten. Als Begründung für die Löschung wird angegeben, sie verstießen gegen die Betriebsbestimmungen der Firma; es handle sich um nicht zugelassenen "text advocating sexual acts". Erst wenn die Seiten "familientauglich" gestaltet würden, könne die Löschung aufgehoben werden.
Die S/M-Depesche zieht in der Folge zum Provider GeoCities um.
(S/M-Depesche August 1996)

September 1996
Tania Oudemans und Denya Cascio rufen die Women at Amsterdam Leather Pride (WALP) ins Leben. In ihren ersten beiden Jahren war die Amsterdam Leather Pride völlig ohne Frauen-SM-Veranstaltungen ausgekommen. Die erste reguläre WALP findet allerdings erst 1998 statt.
(Einladung zur WALP 2000)

September 1996
Die SM-Gruppe SMiLE Leipzig entsteht.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A vom 2. März 2000)

September 1996
Die SM Gruppe Braunschweig entsteht.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006a vom 2. März 2000)

12. Oktober 1996
Der Versuch der Veranstalter der SM-Parties "Soirée im Wasserschloß" scheitert, in der Stadthalle Johannisberg in Wuppertal-Elberfeld eine SM-/Fetischparty mit 800 bis 1.000 Teilnehmern zu organisieren. Zum "Grand bal d'arc en ciel" (Regenbogenball) mit Eintrittspreisen von bis zu 400 DM bleibt die zur Kostendeckung erforderliche Zahl der Besucher aus.
Im Vorfeld waren Gerüchte laut geworden, es dürfe auf dem Ball nicht gespielt werden.
(Einladung zum Regenbogenball, Schlagzeilen Heft 31, Oktober/November 1996, Seite 42)

12. Oktober 1996
In Wien wird Eat Me, Beat Me (www.bdsm.at/embm) nach dem Vorbild der amerikanischen Munches ins Leben gerufen.
(Schlagworte 26. Mai 1997)
(Schlagworte 6. Oktober 1997)

25. Oktober 1996
In einem Interview des deutschen Nachrichtenmagazins "Spiegel" erklärt Helmut Newton, er habe seine SM-Bilder eigentlich für sich selbst gemacht: "SM interessierte mich enorm, seit ich den fesselnden Porno "Geschichte der O" gelesen hatte."
("Ich will Sex, nicht Erotik. Fotograf Helmut Newton über seine Berliner Jugend, Mode und Models". Spiegel Heft 48 vom 25. Oktober 1996, S. 228-233)

Herbst 1996
Der Lederclub Hamburg richtet die Herbstsitzung der SKVdC aus.
(Schlagworte 19. April 1998)

November 1996
Das überregionale Lesbennetzwerk SchMacht! (stadt.gay-web.de/schmacht) entsteht.
Erste bekannte Vernetzung von SM-Lesben in Deutschland. Zuvor hatte es vereinzelte SM-Frauenveranstaltungen und Gesprächskreise gegeben.
(stadt.gay-web.de/schmacht/sm_fem.html)
(S/M-Depesche Januar 1998)

November 1996
In der deutschen Frauenzeitschrift "Amica" wird der Fotograf Markus M. Mey vorgestellt. Seine Arbeiten stellen weibliche Dominanz in den Mittelpunkt.
(Amica November 1996)

5. Dezember 1996
Der 31jährige Mikrobiologe Oliver Jovanovic wird verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, bei einer Verabredung am 22. November die 20jährige Studentin Jamie Rzucek in seiner New Yorker Wohnung 20 Stunden lang gefangengehalten zu haben. Er habe sie an sein Bett gefesselt und mit flüssigem Wachs übergossen, ihre Brust blutig gebissen und ihr ein sechzig Zentimeter langes Objekt in den Anus eingeführt. Drei Tage nach der angeblichen Vergewaltigung können bei einer ärztlichen Untersuchung keine Spuren dieser Vorgänge an ihrem Körper festgestellt werden. Jovanovic und Rzucek hatten sich im Internet kennengelernt und zahlreiche E-Mails gewechselt. Rzuceks E-Mails, in denen sie sich als Sadomasochistin und "pushy bottom" bezeichnet, werden nach dem New Yorker "Rape Shield Law" vor Gericht nicht zugelassen. Jovanovic wird im April 1998 zu 15 Jahren bis lebenslänglich verurteilt. Erst am 21. Dezember 1999 hat seine Berufung Erfolg. Bei einer neuen Verhandlung werden die bisher zurückgehaltenen E-Mails in die Beurteilung des Falles einfließen müssen.
(www.cybercase.org)

11. Dezember 1996
Wegen des Auftritts eines Sklaven im Latexanzug und eines Windelfetischisten in der Talk-Show "Vera am Mittag" muss Sat.1 als erster deutscher Privatsender eine Rüge einer Medienanstalt verlesen. Die rheinland-pfälzische Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter (LPR) beurteilt die Sendung mit dem Titel "Sex, das Spiel ohne Grenzen" am 14. März 1996 als Beeinträchtigung des "körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls von Kindern oder Jugendlichen".
("Liederliche Windeln. Sat.1 muß Programmrüge verlesen lassen." Frankfurter Allgemeine Zeitung 10. Dezember 1996)

1996
Aus einer Mailingliste entsteht die Internet-SM-Gruppe Datenschlag (www.datenschlag.org).
(QUELLE FEHLT)

1996
Auf dem Cannes Film Festival trägt die traditionelle Stripperin Edwina Beth Williams eine Peitsche, eine Reitgerte und ein Lederhalsband. Es ist offenbar ihre erster Auftritt mit SM-Spielzeug.
Die etwa 50 Jahre alte Amerikanerin und Ex-Frau von Regisseur Russ Meyer zieht sich seit 26 Jahren während der Festspiele immer zur gleichen Zeit aus.
(Linke, Claudia "Und ewig fällt der Bikini" TV Movie Heft 10 / 1997)

1996
1996 Die deutsche Gothic-Band "Seelenkrank" bringt ihr Album "Silent Pleasures" mit SM-Themen heraus.
(Kuhnle, Volkmar "Gothic Lexikon. The Cure, Bauhaus & Co: Das große Nachschlagewerk zur Gothic-Szene", Lexikon Imprint Verlag Berlin 1999, S. 259-260)

1996
Umbra et Imago bauen eine SM-Performance in ihre Bühnenacts ein. Dies bringt ihnen den Vorwurf der Obszönität ein. Ein Landratsamt erzwingt unter Androhung eines Auftrittsverbots, dass die SM-Elemente aus einem Auftritt herausgenommen werden.
(Kuhnle, Volkmar "Gothic Lexikon. The Cure, Bauhaus & Co: Das große Nachschlagewerk zur Gothic-Szene", Lexikon Imprint Verlag Berlin 1999, S. 298-299)

1996
Pat Califia und Robin Sweeney veröffentlichen "The Second Coming", den zweiten Teil von "Coming to Power".
(Califia, Pat & Sweeney, Robin "The Second Coming. A Leatherdyke Reader", Alyson Publications, 1996)

1996
Im Internet entsteht der IRC-Channel #bdsm.de (bdsm-de.home.pages.de). Aus dem Gesprächsforum entsteht, zum größten Teil unabhängig von den bis dahin entstandenen Gruppen, eine Vielzahl von Mailinglisten und Stammtischen in ganz Deutschland. Aus diesen wiederum bilden sich neue Gruppen wie Schlagwerk Hamburg und BDSM Berlin.
Erst Ende der 90er Jahre verschmelzen die verbliebenen etablierten Gruppen zum Teil mit den neuen Gruppen aus dem Internet.
(Persönliche Mitteilungen)

1996
Matthias T.J. Grimme veröffentlicht im Charon-Verlag das "SM-Handbuch".
Das erste deutsche SM-Handbuch. Der Inhalt beruht zum Großteil auf Grimmes in den "Schlagzeilen" erscheinendem "Sicherheitsbrevier". Anfang 2000 liegt die verkaufte Auflage bei ca. 22.000 Exemplaren.
(Gri96)
(Persönliche Mitteilung Matthias T.J. Grimme, Charon Verlag, März 2000)

1996
In Österreich werden § 220 und § 221 StGB abgeschafft, die bis dahin die positive Darstellung von Homosexualität unter Strafe stellen und Organisationen verbieten, deren - wenn auch nicht ausschließlicher - Zweck es ist, gleichgeschlechtliche Unzucht zu begünstigen und die geeignet sind, öffentliches Ärgernis zu erregen. Schon die bloße Mitgliedschaft in einer solchen Vereinigung war mit Strafdrohung belegt.
(QUELLE FEHLT)

1996
Der deutsche Journalist und Psychoanalytiker Wolfgang Bergmann beschreibt in seinem Buch "Fesseln des Eros" Sadomasochisten als schwer gestörte Menschen. Als Belege zieht er Werke von Freud (Sigmund und Anna) sowie Nietzsche und dem Dichter Rainer Maria Rilke zu Hilfe. Die neuere Forschung wird völlig ignoriert.
Offenbar hatte Bergmann Gespräche mit Mitgliedern der Subkultur in Hamburg und Berlin geführt. Das Buch gilt als eine der schlechtesten Darstellungen des Sadomasochismus in Deutschland. Der staatliche deutsch-französische TV-Sender arte empfiehlt es trotz der Proteste von Sadomasochisten noch 1999.
(Ber96)
(Schlagzeilen Heft 39, März/April 1998, Seite 49)
(Schlagworte 1. Mai 1997)
(Bergmann-Interview in "Amica" Heft 5/97)

1996
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Joe Gallagher (USA), Mark A. Norton (USA) und Antonio Sanchez (Spanien) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)

vor 1997
Die US-Zigarettenfirma Camel zeigt als Teil einer Werbekampagne ein Kamel in Lackstiefeln und mit einer Peitsche zu dem Untertitel "Laß dich von deiner Camel verwöhnen".
Das Kamel wird auch als Stofftier herausgebracht, das wie die Bilder unter Sadomasochisten zum beliebten Sammelobjekt wird. Die Kampagne läuft noch im Jahr 2000.
(Schlagworte 31. März 1997)

1996 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1996

Januar 1997
Der 30jähriger Kraftfahrer Bernd M. und seine 36jährige Lebensgefährtin Sabine P aus Stephanskirchen bei Rosenheim vereinbaren in einem T-Online-Chat unter den Pseudonymen "Sado-Henker" und "Lederhexe" mit dem vermeintlichen Kunden D. gegen Geld die Beschaffung eines Kindes für extreme sexuelle Praktiken bis hin zur Tötung. Der Journalist D. geht zum Schein auf das Angebot ein und wendet sich an die Polizei. Vor Gericht erklären die Angeklagten, es habe sich um ein Spiel gehandelt, das außer Kontrolle geraten sei; man habe die Offerten lediglich auf Drängen des D. hin gemacht. Der im Internet beworbene ausgebaute Folterkeller ihres Wohnhauses sei zum Privatgebrauch gedacht, langfristig habe man jedoch dort ein Domina-Studio einrichten wollen. Bisher sei er lediglich zweimal kommerziell von erwachsenen Kunden genutzt worden. Sachverständige erklären die beiden für seelisch gestört. Das Landgericht Traunstein verurteilt am 19. August 1997 den Angeklagten M. wegen verbotener Ausübung der Prostitution und Untreue in zwei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten sowie die Angeklagte P. wegen verbotener Ausübung der Prostitution zu einer Freiheitsstrafe von zwei Monaten, jeweils zur Bewährung. Von den Vorwürfen des Menschenraubs, des Mordes, des sexuellen Missbrauchs von Kindern, der Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung werden die Angeklagten freigesprochen, da das Landgericht nicht feststellen kann, dass das Angebot tatsächlich ernst gemeint war. Die Revision der Staatsanwaltschaft gegen diesen Freispruch wird mit Urteil des Bundesgerichtshofs vom 7. April 1998 verworfen.
Die Boulevardpresse berichtet ausführlich über den Fall. Er trägt nicht gerade dazu bei, das Ansehen von Sadomasochisten in der Öffentlichkeit zu verbessern und heizt die Diskussion über Kinderpornographie im Internet weiter an. Der Freispruch zeigt aber, dass deutsche Gerichte durchaus in der Lage sind, zwischen sadomasochistischen Phantasien und der Realität zu unterscheiden.
(www.netlaw.de/urteile/bgh_1.htm)
(www.anti-kinderporno.de/websexprozess.htm)

19. Februar 1997
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bestätigt das Urteil der britischen Richter im "Spanner"-Fall mit der Begründung, es sei grundsätzlich Sache des jeweiligen Staates, festzulegen, was er für strafwürdig hält und was nicht.
("Sado-Maso-Klage abgewiesen" Frankfurter Rundschau, 20. Februar 1997)
(www.sexuality.org/l/bdsm/laskey.html)

Februar 1997
Die Libertine Innsbruck e.V. (www.bdsm.at/libk) entsteht.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A)

Februar 1997
Deutsche Erstaufführung des Dokumentarfilms "Sick: The Life and Death of Bob Flanagan, Supermasochist" (USA 1997, Regie: Kirby Dick) auf den Berliner Filmfestspielen.
Der Autor und Performancekünstler Bob Flanagan starb 1996 im Alter von 46 Jahren an Mukoviszidose. Sein Leben war durch die chronische Erkrankung von Anfang an durch große Schmerzen geprägt. Seine Art, mit dieser Situation umzugehen, war, sich selber Schmerzen zuzufügen, um somit nicht nur Kontrolle über sie zu gewinnen, sondern auch zu versuchen, diese Qual in Lust zu verwandeln. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sheree Rose entwickelte er sadomasochistische Praktiken, die er auch in Performances umsetzte. So entstanden eine Reihe von SM-Videos, die Teil dieser Dokumentation sind. Regisseur Kirby Dick begleitete Flanagan und Rose während der letzten beiden Jahre mit der Kamera und stellte so ein Porträt des ungewöhnlichen Künstlers her.
(Quelle fehlt)

24. April 1997
Datenschlag stellt den Text "Ein Minimum an sadomasochistischer Sicherheit" (MINSI) fertig. Er wendet sich mit elementaren Sicherheitshinweisen an Nichtsadomasochisten und an Sadomasochisten, die bisher keinen Kontakt zur Subkultur hatten.
Mehrere Gruppen wie SMart Rhein-Ruhr e.V. und BDSM Berlin e.V. übernehmen ihn in teilweise leicht abgeänderter Fassung.
(Schlagworte 24. April 1997)
(www.datenschlag.org/txt/minsi.htm)

Ostern 1997
Zum schwulen Ledertreffen in Berlin erscheinen mehr als 1200 Gäste.
(QUELLE FEHLT)

7. Mai 1997
Die Nachrichten-Mailingliste Schlagworte (www.schlagworte.org) nimmt die Arbeit auf.
Schlagworte entsteht als Reaktion auf den Zusammenbruch des Informationsflusses zwischen den deutschsprachigen SM-Gruppen nach dem "Spanner"-Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Alle SM-Gruppen sollen Zugriff auf diesen einen gemeinsamen Informationskanal erhalten können, auf dem nur Nachrichten, jedoch keine Diskussionen, Aufrufe oder Werbung erlaubt sind. Im Juli 2000 nehmen 79 BDSM-Organisationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden teil.
(Schlagworte Manifest Version 1.0A 17. August 1999)
(Schlagworte Ressourcen 00007A, 22. Juli 2000)

12. Mai 1997
Im Internet wird die englischsprachige Newsgruppe soc.subculture.bondage-bdsm als Ersatz für die völlig mit Werbung (Spam) verstopfte Gruppe alt.sex.bondage geschaffen.
alt.sex.bondage hört als Informationsmedium faktisch auf zu existieren. Ein Teil der Diskussion verlagert sich auch in die Newsgroup alt.torture.
(Schlagworte 20. Juni 1997)

15. Mai 1997
In einem Kino-Sonderheft des kostenlosen Ruhrgebietsmagazins "coolibri" (Auflage 72.000) erscheint ohne Quellenangabe ein Coverfoto des "Schlagzeilen"-Hefts 32 (Dezember 1996 / Januar 1997).
Der Zusammenhang bleibt unklar.
(Schlagzeilen 21. Mai 1997)

28. Mai 1997
SMart Rhein-Ruhr e.V. nimmt als erste SM-Gruppe Deutschlands Kontakt mit der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS, www.sexologie.org) in Düsseldorf auf.
Der Verein wird später als erste SM-Gruppe Mitglied in der DGSS.
(Schlagworte 1. Juni 1997)

Mai 1997
Datenschlag erstellt die erste Karte heterosexueller SM-Gruppen in Deutschland. Zu dieser Zeit gibt es 53 Gruppen in 45 Städten.
(Datenschlag "Die Karte sadomasochistischer Gruppen in Deutschland" Version BETA 1.0, Mai 1997)
(Schlagworte 6. Mai 1997)

Frühjahr 1997
Beim Lesbenfrühlingstreffen in Stuttgart gibt es erstmals einen SM-Playroom. Veranstaltungen, in denen SM oder SM-Inhalte vorkommen, müssen gekennzeichnet werden; die SM-Verkaufsstände werden getrennt von den anderen aufgestellt.
(stadt.gay-web.de/schmacht/sm_fem.html)

Anfang Juni 1997
Im tschechischen Cerna wird das kommerzielle "Other World Kingdom" (OWK, www.owk.cz) eröffnet, ein "Frauenstaat" unter der Leitung von "Königin Patricia I", in dem alle Männer Sklaven sind. Offiziell gegründet wurde das OWK bereits 1996.
Die Eröffnungsfeiern werden offenbar schlecht besucht. Ab Dezember 1997 muss von Männern eine "Mannessteuer" errichtet werden, die sich nach der Länge des Penis bemessen soll.
(Schlagzeilen Heft 42, September/Oktober 1998, S. 48)
(Persönliche Mitteilung Rüdiger Happ, Marterpfahl Verlag, März 2000)

4. Juni 1997
Der Berliner Stammtisch des IRC-Channels #bdsm.de findet zum ersten Mal statt.
(Persönliche Mitteilung Wido Günther, BDSM Berlin e.V., März 2000)

7. Juni 1997
Erster Wiener Fetisch, Toys & Tools Nachtflohmarkt.
(Schlagworte 27. Mai 1997)

14. Juni 1997
Die Bochumer Lesbengruppe "Lesben und Anhang" (LUNA) verteilt auf dem Christopher Street Day in Bochum Flugblätter mit einer Selbstdarstellung, in der es heisst: "Wir wollen gemeinsamer (sic) Austausch und Solidarität unter allen Lesben (außer SM und Kanalratten)."
(Schlagworte 16. Juni 1997)

24. Juni 1997
Datenschlag veröffentlicht die erste Hauptversion des Textes "Sadomasochismus - Was ist das? Eine kurze Einleitung für Neugierige".
Das Heft, das Nichtsadomasochisten die grundlegenden Fakten über SM vermitteln soll, wird von Gruppen wie SMart Rhein-Ruhr e.V., Eat Me Beat Me und BDSM Berlin e.V. übernommen und verteilt.
(Datenschlag "Sadomasochismus - Was ist das? Eine kurze Einleitung für Neugierige", www.datenschlag.org/txt/smwid.htm)

Juni 1997
Das deutsche Stadtmagazin "Bremer" veröffentlicht einen Artikel mit dem Titel "Blick hinter die Maske" über SMart Bremen-Oldenburg e.V., den Partytreff S/Meeting Point und die Schlagzeilen.
(Schlagworte 4. Juni 1997)

Juni 1997
Der britisch-amerikanische Film "Preaching to the Perverted" läuft in den USA an. Mit klaren Anspielungen auf den "Spanner"-Fall behandelt er die Versuche der britischen Regierung, den Sadomasochismus zu bekämpfen..
(Schlagworte 29. Juni 1997)

Juni 1997
Die SM- und Fetisch-Website www.golden-gate.de wird wegen "Verbreitung gewaltverherrlichender und pornografischer Schriften über das Internet" angezeigt und muss alle Stories und Reports überarbeiten und in einen geschlossenen Nutzerbereich verlagern. Das Verfahren wird kurze Zeit später gegen die Zahlung einer Geldbuße von DM 1000,- eingestellt.
(Schlagworte 30. Juni und 20. August 1997)

Juni 1997
Der SM-Stammtisch SMOCHE (www.smoche.de) entsteht in Aachen.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006a)

1. Juli 1997
Der deutsche Privatsender RTL2 sendet eine Reportage über "Fetisch, Lack, Leder, Sado-Maso".
(Schlagworte 25. Juni 1997)

29. Juli 1997
AOL beanstandet eine Zeichnung von Ralf König, einem der bekanntesten Comiczeichner Deutschlands, auf den Webseiten der Berliner SM-Gruppe Quälgeist. Schon Wochen vorher war das Angebot zeitweise nicht abrufbar gewesen. Kurz nach dem 29. Juli löscht AOL das gesamte Quälgeist-Angebot.
(Schlagworte 24. August 1997)

Juli 1997
Die Schlagzeilen geben bekannt, dass ihre Literaturliste LiSA (Les Livres du Mal) nicht mehr neu aufgelegt wird. Als Begründung hierfür wird unter anderem das rechtliche Argument angeführt, dass die Erwähnung von indizierten Büchern in einer solchen Liste als - verbotene - Werbung angesehen werden kann.
(Schlagworte 2. Juli 1997)

Juli 1997
Der Fetisch- und SM-Photograph Günter Blum stirbt an Lungenkrebs.
Blum ist am besten bekannt für seine s/w-Aufnahmen von Frauen in Fetischkleidung vor Maschinen. Das Magazin SPIEGEL Spezial benutzte das Bild eines mit Stahldornen umwickelten Frauenhintern in Netzstrümpfen als Titelbild für die Ausgabe Nr. 8/1996 "Liebe und Triebe - Was ist normal?".
(Schlagworte 21. August 1997)

1. August 1997
Aufgrund einer Gesetzesänderung gelten inhaltsgleiche Neuausgaben einstmals indizierter Titel jetzt automatisch als mitindiziert. Das hat zur Folge, dass eine große Anzahl von Titeln, die früher als jugendgefährdend eingestuft wurden und in neueren Ausgaben seit Jahren wieder frei auf dem Buchmarkt erhältlich waren, wieder indiziert sind. Bereits die Erwähnung dieser Titel in SM-Literaturlisten ist verbotene Werbung.
(Männerschwarm SM-Katalog 1998/99)

30. September 1997
Ein belgisches Gericht in Antwerpen verurteilt einen 52-jährigen Richter wegen der Ausübung sadomasochistischer Praktiken zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldbuße von 100.000 Franken (etwa 5000 DM), obwohl die Frau des Richters vor Gericht ihre freiwillige Beteiligung versichert hatte. Das Urteil wird mit "Anstachelung zu moralisch verwerflichem Verhalten" begründet.
(Schlagworte 03. Oktober 1997)

September 1997
Die SM-Gruppe smigo München (www.smigo.de) entsteht.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A)

8. Oktober 1997
Zur "1. deutschen Bondage-Convention" (1. BdC) in Viernheim bei Mannheim kommen den Veranstaltern zufolge 25 Personen zu den Workshops und 60 Personen zur anschließenden Fete.
Diese erste Bondage-Convention scheint bisher auch die letzte geblieben zu sein.
(Schlagworte 8. Oktober 1997)
(Schlagworte 27. November 1997)

27. Oktober 1997
Datenschlag veröffentlicht die erste Version einer Chronik des Sadomasochismus, die später mit der englischsprachigen Leather History TimeLine von Anthony DeBlase verschmolzen wird.
(Datenschlag "A Time Line of Sadomasochism", Version Beta 1.0)

Oktober 1997
Die SM-Gruppe SMASH entsteht in Frankfurt am Main.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A vom 2. März 2000)

Oktober 1997
Die Hamburger Buchhandlung "Männerschwarm" kann ihre Literaturliste "Sadomasochismus" auf Grund eines schwebenden Verfahrens vorerst nicht weiter anbieten. Die Staatsanwaltschaft hatte verschiedene Titel beanstandet; später stellt sich heraus, dass zwei davon tatsächlich indiziert sind.
Im Frühjahr 1998 wird die Liste neu aufgelegt - mit welchen Änderungen, ist unbekannt.
(Schlagworte 19. Oktober 1997, 15. März 1998)

Oktober 1997
Der WDR-Talkhost und Lebensberater Jürgen Domian rät einer 26jährigen Frau mit sadomasochistischen Neigungen zur einem Besuch beim Sexualtherapeuten.
Die Frau habe seit ihrer Kindheit sexuelle Phantasien gehabt, aber noch keine persönliche Erfahrung. Von einem Leidensdruck oder anderen Problemen war nicht berichtet worden. SM-Gruppen wurden nicht erwähnt. Domian hatte sich in der Radiosendung ansonsten meist aufgeschlossen gegenüber sexuellen Minderheiten gezeigt.
(Schlagworte 5. November 1997)

Oktober 1997
Lucy Lawless, Hauptdarstellerin der TV-Serie "Xena: Warrior Princess", posiert für die US-Zeitschrift "Esquire" als Domina.
(Esquire 10/1997)
(http://www.geocities.com/TelevisionCity/8715/esquire1097.html))
(http://www.xenafan.com/images/lucy/)

Herbst 1997
In Bielefeld entsteht die SM-Gruppe "ScHauMal".
Die Gruppe löst sich Ende 1998 wieder auf.
(S/M-Depesche Dezember 1998)

Herbst 1997
Die Anzeigenabteilung des Hamburger Stadtmagazins "Szene Hamburg" lehnt eine SM-Kontaktanzeige mit der Begründung ab: "Der eingesandte Text ist sittenwidrig / beinhaltet Werbung für gewerblichen Sex oder verstößt gegen das Jugendschutzgesetz". Auf Nachfragen der S/M-Depesche erklärt der Verlagsleiter jedoch, die aufnehmende Mitarbeiterin sei noch neu im Geschäft und etwas überkritisch. Grundsätzlich habe der Verlag keine Probleme mit SM-Kontaktanzeigen.
(S/M-Depesche September 1997)

11. November 1997
Der Internetprovider Global Entrepreneurs Network (www.gen.com) löscht die Website der "Schlagzeilen" mit der Begründung, die Site enthalte gesetzeswidrige Inhalte.
Laut Schlagzeilen-Redakteur Matthias Grimme erfolgte keine detaillierte Mitteilung, welche Inhalte konkret Anlass zur Beanstandung gegeben hätten.
(Schlagworte 13. November 1997)

Ende November 1997 (Buß- und Bettag)
Der Privatsender RTL setzt den bereits in den Programmzeitschriften angekündigten Spielfilm "Die heilige Hure" in letzter Minute ab. Der schon während der Dreharbeiten mehrfach entschärfte Film behandelt die Geschichte der Domina und Theologin Heidemarie Emmermann. Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen hatte interveniert, unter anderem mit der Begründung: "Hier wird die Verbindung von Sex und Gewalt im Grunde gerechtfertigt. Für Jugendliche ist das problematisch."
Das Nachrichtenmagazin SPIEGEL begründet die Verschiebung dagegen damit, dem "sonst wenig zimperlichen Sender" seien wegen der am Buß- und Bettag vermuteten religiösen Sensibilitäten Bedenken gegen die Ausstrahlung gekommen. Am 11. Februar 1998 wird der Film schließlich um 20.15 Uhr gezeigt; am 8. Juni 2000 läuft im Nachtprogramm der Director's Cut.
(S/M-Depesche Dezember 1997)
("Laudate Dominam", Spiegel 7/1998, S. 206)

Dezember 1997
Der Internetprovider geocities.com löscht die Homepage der Libertine Wien wegen Verstosses gegen die "Nudity/Pornography"-Richtlinien des Providers.
(Schlagworte 4. Dezember 1997)

1997
In New York findet die erste Leather Leadership Conference (LLC) statt. Sie hat das Ziel, den Gruppenleitern der Subkultur Kenntnisse über Organisationsmethoden, Führungsqualitäten und Pressearbeit zu vermitteln.
In ihrem dritten Jahr zieht die LLC in San Francisco knapp 300 Teilnehmer an.
(QUELLE FEHLT)

1997
In den USA wird die "National Coalition for Sexual Freedom" (NCSF) gegründet. Ziele der Organisation sind es, "Medienklischees über sexuelle Vielfalt zu bekämpfen und für eine Politik einzutreten, die 'safe, sane, and consensual' gestalteten sexuellen Ausdrucksformen entgegenkommt. Unsere gegenwärtigen Projekte beschäftigen sich mit Diskriminierung am Arbeitsplatz und mit Fällen des Sorgerechtsentzugs auf Grund sexueller Identität, Orientierung oder Neigungen. Außerdem stellen wir uns gegen eine Zensur sexueller Vielfalt in Kunst und Bildung."
(www.ncsfreedom.org)

1997
Die Autorinnen Alexandra Berger und Andrea Ketterer veröffentlichen "Warum nur davon träumen? Was Frauen über Sex wissen wollen". Im Kapitel "Sexuelle Perversionen" heisst es, Perversion benutze Sexualität, um psychische Defizite auszugleichen. Der Kern der Perversionen sei die panische Angst vor der Hingabe. Der Anteil der Frauen in der Subkultur, die keine Prostituierten seien, sei sehr klein.
(Berger, Alexandra / Ketterer, Andrea "Warum nur davon träumen? Was Frauen über Sex wissen wollen", Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997, S. 322-333)

1997
Der deutsche Jurist Olaf May kommt in seinem Buch "Strafrecht und Sadomasochismus" zu dem Schluss, dass einvernehmliche SM-Praktiken nach deutschem Recht nicht strafbar sind.
Damit bestätigt er die Analyse von Sitzmann.
(May97)
(Schlagzeilen Heft 43, November/Dezember 1998, S. 49)

1997
Die deutsche Teenie-Zeitschrift "Pop/Rocky" rät Jugendlichen als Antwort auf Leserbriefe, wegen SM-Neigungen zum Psychiater zu gehen, um sich heilen zu lassen. "Ansonsten kann es Dir passieren, daß Du im Dschungel der Sado-Maso-Szene landest, wo schon mancher seiner Würde verloren hat und untergegangen ist."
In zwei Fotostorys im selben Jahr werden Sadomasochisten als Drogensüchtige dargestellt, die ihre Neigung gegen den Willen ihrer Partner ausleben.
(Schlagzeilen Heft 42, September/Oktober 1998, S. 60)

1997
Die Hamburger Filmemacherin Monika Treut dokumentiert mit dem Film "Didn't Do It For Love" das Leben der Schauspielerin, Journalistin, Fotografin und Domina Eva Norvind.
(taz 13.5.1998, S. 23)

1997
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen C. Kevin Kwayna, Mark Malan und Paul Eric Zinsor (alle USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)

1997 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1997

Anfang 1998
Die SM-Gruppe SMall Giessen entsteht.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A, Schlagworte 23. April 1998)

Anfang 1998
Rüdiger Happ, Mitarbeiter der S/M-Depesche und der Schlagzeilen, gründet in Nehren bei Tübingen den Marterpfahl Verlag.
(Persönliche Mitteilung Rüdiger Happ)

Januar 1998
Der Internetprovider gen.com löscht die Homepage der "Schlagzeilen" ein zweites Mal mit der Begründung, die Seiten seien immer noch pornographisch.
Schon bei der ersten Löschung hatte der Provider versprochen, die Redaktion zu informieren, was konkret beanstandet werde; das war allerdings nicht geschehen.
(Schlagzeilen, 23. Januar 1998)

11. März 1998
In der WDR-Sendereihe "Lust und Liebe" läuft ein Beitrag zum Thema "Sado-Maso in der Partnerschaft". In der 30 Minuten langen Sendung zeigt die Moderatorin Randi Crott Interviews mit einem SM-Paar (Christoph und Bea von SMart Rhein-Ruhr e.V.) und einer Single (Marita von SMart Rhein-Ruhr e.V.), ein Spiel eines anonymen Hetero-Paars, ein Interview mit Andrea Klein (von der Boutique "Secrets) und Dagmar Fedderke (Autorin der "Geschichte mit A"). Als Experte war der Diplompsychologe Dr. Andreas Rose im Studio.
Klare Aussagen der Gäste, ein fähiger Experte, stimmungsvolle Bilder und eine gemäßigte Moderation machen diese Sendung zu einem der besten Beiträge über SM im deutschen Fernsehen.
(Schlagzeilen 12. März 1998)

26. April 1998
Anne Declos (alias Pauline Réage, alias Dominique Aury) stirbt.
(Quelle fehlt)

April 1998
Der IRC-Channel #bdsm.de veranstaltet ein Treffen auf einer Burg Bayern in der Nähe von Nürnberg mit 60 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Trägerverein der Burg, der bayerische Kreisjugendring, macht von seinem Hausrecht Gebrauch, da er sich nicht ausreichend über die wahre Natur des Treffens unterrichtet fühlt. Zur Begründung heißt es unter anderem, die Nachbarschaft sei durch einen Kindesmord sensibilisiert und man wolle nicht ins Gerede kommen.
(Persönliche Mitteilung Kathrin Passig, BDSM Berlin e.V., März 2000)

April 1998
Die SM-Website www.zarthart.com wird vom Serverbetreiber unangekündigt und ohne Nennung von Gründen geschlossen.
Erst im Juni ist die Website bei einem neuen Provider wieder verfügbar.
(Schlagworte 26. Juni 1998)

April 1998
Auf der Berliner Bühne "Charlottchen" wird das Theaterstück "Ach, Hilde" aufgeführt. Story: Als Hilde schwanger ist, läßt ihr Freund sie sitzen. Sie wird später zur professionellen Domina und erhält die Gelegenheit, dem Kindsvater noch einmal zu begegnen. Anna Schwemmer schrieb das Stück und spielt die Titelrolle. "Ich gebe keine traurige Milieu-Studie, sondern 70 Minuten lustig-frivole Einblicke ins Domina-Dasein."
(BILD-Zeitung, Berlin-Ausgabe, 15.4.1998)

April 1998
In Paderborn entsteht ein SM-Gesprächskreis.
Dieser Gesprächskreis hat sich vermutlich vor 2000 wieder aufgelöst.
(Schlagworte 21. April 1998)

Ostern 1998
Berlin Leder und Fetisch e.V. richtet die ersten Wahlen zum German Mr. Leather aus. Andreas F. aus Bayreuth wird German Mr. Leather 1998.
(www.blf.de)
(Sergej 04/2000)

20. Mai 1998
Die Fotosammlerin Baronin Marion Lambert begründet ihre mehrjährige Leidenschaft für Bilder des japanischen Bondage-Fotografen Nobuyoshi Araki mit dem Hinweis, dass seine Werke auf mehreren Ebenen und als Kommentar über die Rolle der Frau gesehen werden können.
Lampert besitzt die weltweit größte Privatsammlung moderner Fotografie.
(Sager, Peter "Sammeln ist ein Trip", Die Zeit Magazin Nr. 22, 20. Mai 1998, S. 12)

Mai 1998
In der Zeitschrift "Emma" heißt es: "Der Sado-Masochismus ist nicht grenzüberschreitend. Er kommt direkt aus den Kerkern der Inquisition."
("Die Lust am Quälen", Emma Mai/Juni 1998)

Frühjahr 1998
Die Berliner Staatsanwaltschaft schließt nach Intervention einer Sonderkommission des bayerischen Landeskriminalamts eine private schwule SM-Homepage. Der Betreiber der Website, ein schwuler Berliner Sadomasochist, hatte erotische Fotos zu künstlerischen Collagen verfremdet ins Web gestellt. Bei einer Durchsuchung wurde seine Computeranlage im Wert von DM 12.000 beschlagnahmt. In der Durchsuchungsanordnung des Amtsgerichts Tiergarten heißt es: "Der Beschuldigte steht in dem Verdacht, am 18.4.1997 im Internet Bilddateien - für jedermann zugänglich - abgelegt zu haben, die Fotos von homosexuellen/sadomasochistischen Praktiken, wie z.B. Analverkehr, enthalten..."
(S/M-Depesche März 1998)

Frühjahr 1998
In Kiel entsteht als Abspaltung aus der Gruppe GibS/Mir die Gruppe SaMba (Sado-Maso bös und artig).
(S/M-Depesche Juni 1998)

2. Juni 1998
Das "SZ-Magazin", die TV-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, sendet auf VOX den ersten Teil des Beitrags "Fetischfieber - Die Lust an Latex, Lack und Leder". Der zweite Teil folgt am 9. Juni.
(Schlagworte 2. Juni 1998)

2. Juni 1998
Auf RTL2 läuft in "Redaktion Spezial" ein Beitrag zu "Liebe total - Peitschen und Gummidress".
(Schlagworte 3. Juni 1998)

Juni 1998
Die Mailingliste "Schlagfertig" entsteht und wendet sich an SM-interessierte Frauen im deutschsprachigen Raum.
(www.bdsm.at/schlagfertig/)

Juli 1998
Die vorwiegend heterosexuell orientierte BDSM-Mailingliste "Zartbitter", eine Abspaltung der Mailingliste "Zarthart" wird eingerichtet. Die Liste wird später in "Bittersweet" umbenannt.
Im April 2000 hat Bittersweet etwa 350 Teilnehmer.
(Schlagworte 17. August 1998)

Juli 1998
In Friedrichshafen entsteht die Gruppe Schlagabtausch.
(S/M-Depesche Oktober 1998)

20. August 1998
Deutscher Kinostart von "Lola rennt" (BRD 1997, Regie: Tom Tykwer), der zum deutschen Film des Jahres und zum internationalen Erfolg wird. In einer kurzen Szene sieht man Suzanne von Borsody als Domina, die ihren Partner peitscht.
(Quelle fehlt)

August 1998
Ein parteiübergreifendes Frauenbündnis veröffentlicht einen Aufruf, nach dem die Herstellung und der Konsum von Pornographie künftig schärfer geahndet werden sollen. Die Unterzeichnerinnen schlagen eine juristische Neudefinition vor, nach der nur "erniedrigende Darstellungen" von Frauen und Kindern künftig zur Pornographie zählen sollen. "Schon der Besitz von Pornographie, Gewaltpornographie mit Frauen und Kinderpornographie" soll "international verboten, verfolgt und bestraft" werden. Unterzeichnet haben den Aufruf unter anderem die Berliner Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD), die Brandenburger Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD), die Bundestagsabgeordnete Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), mehrere CDU- und CSU-Politikerinnen, darunter die Präsidentin des Deutschen Bundestages, Rita Süssmuth (CDU), und die Grünen-Abgeordneten Rita Griesshaber und Andrea Fischer. Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer hat nicht nur mitunterzeichnet, sondern auch an der Erklärung ganz entscheidend mitgeschrieben.
Dieses Vorhaben war bereits 1987 zum ersten Mal von Alice Schwarzer und u.a. Rita Süßmuth angepackt worden (siehe dort) und erfolglos geblieben. Nach anfänglich großem Medienecho scheint es auch diesmal ziemlich bald stillschweigend wieder zu den Akten gelegt worden zu sein.
(taz 19.8.1998, S. 6)

Sommer 1998
In Berlin entsteht die SM-Gruppe BDSM Berlin (www.bdsm-berlin.de) aus einem Stammtisch des IRC-Channels #bdsm.de.
(www.bdsm-berlin.de)

Sommer 1998
In Dortmund entsteht eine SM-Gruppe. (www.bdsm-nrw.de)
(QUELLE FEHLT)

9. September 1998
In Zürich wird der schwule Verein "xplore experimental sexuality" (x-es, www.x-es.ch) gegründet. X-es befasst sich unter anderem mit Sadomasochismus.
(www.x-es.ch)

17. September 1998
Dt. Kinostart von "Bin ich schön" (BRD 1997, Regie: Doris Dörrie) Gustav Peter Wöhler wird von Franka Potente mit einem Gürtel einvernehmlich gepeitscht. Das Ganze entwicklelt sich in wortloser Übereinkunft.
(Quelle fehlt)

27. September 1998
Zu 15. jährlichen SM-Straßenfest Folsom Street Fair in San Francisco erscheinen nach übereinstimmenden Schätzungen der Veranstalter und der Polizei mehr als 300.000 Besucher.
Die Veranstaltung soll Geld für AIDS-Projekte einbringen.
(Ulis "Die Folsom Street Fair in San Francisco", Schlagzeilen Heft 43 November/Dezember 1998, S. 45)
(www.folsomstreetfair.com)

September 1998
Im Berliner Querverlag erscheint "SM. Die schwule Lederszene und das Phänomen SM. Eine Annäherung von innen" von H.-P. Neuner.
Das Buch propagiert hauptsächlich die persönlichen Ansichten des Autors über "richtigen" und "falschen" SM. Unter "Adressen von Lederclubs und Organisationen" sind 34 (ausschließlich schwule) Organisationen im deutschsprachigen Raum aufgeführt.
(Neu98)

23. Oktober bis 1. November 1998
An der dritten Amsterdam Leather Pride nehmen laut der Schwulenzeitung "Queer" rund tausend Personen teil. Der amtierende European Mr. Leather Rob Scheers aus Antwerpen gewinnt den Wettbewerb zum Mr. Drummer Europa.
(Schlagworte 5. Dezember 1998)

23. Oktober bis 1. November 1998
In Amsterdam findet erstmals parallel zur Amsterdam Leather Pride die Women at Leather Pride (WALP) mit 85 Teilnehmerinnen statt.
(WALP Einladung 2000)

1. November 1998
In der Schweiz wird die Datenbank "Falschgeld, Menschenhandel, Pornographie" (FAMP) angelegt, in der unter anderem die Besitzer harter Pornographie registriert werden. Der Inhalt der Datenbank ist nicht begrenzt auf Daten aus Ermittlungsverfahren, sondern bezieht das Vorfeld, die Phase "vor Einleitung eines gerichtspolizeilichen Ermittlungsverfahrens" mit ein. Zu diesem Zweck werden öffentlich zugängliche Quellen - vermutlich unter anderem das Internet - ausgewertet, Auskünfte eingeholt, Denunziationen entgegengenommen und amtliche Akten eingesehen. Betroffene haben kein Einsichtsrecht in diese Liste und können weder erfahren, ob sie darin erfasst sind, noch welche Daten gegebenenfalls über sie gespeichert sind. Bereits ein Jahr nach Einführung der FAMP-Datenbank sind dort über 7000 Personen erfasst.
Unter "harte Pornographie" fallen in der Schweiz nicht nur viele sadomasochistische Darstellungen, sondern auch Darstellungen sexueller Handlungen mit menschlichen Ausscheidungen. In Anbetracht der Tatsache, dass in absehbarer Zeit auch der Besitz harter Pornographie illegal werden soll, kann sich diese Datenbank noch als fatal für Schweizer Sadomasochisten erweisen.
(www.cilip.de/ausgabe/62/ch-bka.htm)

9. November 1998
In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Spiegel" fordert die deutsche Bundesfamilienministerin Christine Bergmann ein Verbot der Arten der sadomasochistischer Pornographie, in denen Frauen als Bottom dargestellt werden. Unterstützt wird sie dabei vom überparteilichen "Frauenbündnis gegen Pornographie".
(Spiegel 46/1998)

30. November 1998
In der Sendereihe "Planetopia" auf SAT1 wird ein Beitrag zu "Lust und Schmerz" gezeigt. Im Beitrag heißt es, es gebe 700.000 Deutsche mit SM-Fantasien; eine Quelle für diese Zahl wird nicht genannt. Als Experte ist Thomas Flöter, ein Anästhesiologe, geladen.
Die eingangs von der Moderatorin aufgestellte Behauptung, der Bericht werde die Frage beantworten, warum manche Menschen die Verbindung von Lust und Schmerz schätzen, bewahrheitet sich nicht.
(Schlagworte 5. Dezember 1998)

November 1998
Nach einer Zählung der Nachrichtenmailingliste Schlagworte gibt es in Deutschland insgesamt 121 SM-Gruppen oder Regionalgruppen, davon 4 lesbische oder überwiegend lesbische, 39 schwule oder überwiegend schwule und 78 heterosexuelle oder überwiegend heterosexuelle. Das einzige Bundesland ohne Anlaufstelle ist Mecklenburg-Vorpommern.
(Schlagworte 22. November 1998)

12. Dezember 1998
Die Website www.bdsm.at wird als Anlaufstelle für die österreichische SM-Subkultur eingerichtet.
(www.datenschlag.org/new.html)

17. Dezember 1998
Unter dem Titel "Mach! Mich! An! - Trotz erhöhter Medienpräsenz ist der Sado-Maso Alltag nicht alltäglich" nehmen die Autoren Marcus Meier und Thomas Schad in der Ruhrgebiets-Lokalausgabe der Tageszeitung taz die Pläne des parteienübergreifenden "Frauenbündnisses gegen Pornographie" als Aufhänger für einen Bericht und ein Interview mit Mitgliedern von SMart Rhein-Ruhr e.V.
Der Artikel ist einer der wenigen sachlichen und informierten Texte, die bisher zum Thema SM erschienen sind.
(taz Ruhrgebiet, 17. Dezember 1998)

1998
Im Sonderheft "Die Welt der Gefühle" des populärwissenschaftlichen Magazins "P.M." erscheint der Beitrag "Was ist denn hier pervers?", in dem verschiedene psychoanalytische Theorien zur Entstehung des Sadomasochismus stark verkürzt wiedergegeben werden. Eine Perversion sei erst dann gegeben, wenn die betreffende Person keine Wahl habe und andernfalls von Ängsten, Depressionen oder einer Psychose überwältigt würde. Perversionen seien "verquere Selbstheilungsversuche der Psyche", mit denen ein Defizit aus der Kindheit ("entsetzliche Ereignisse") gemeistert werden solle. Im Unterschied zur normalen menschlichen Neigung, Grenzen auszuloten und auch zu überschreiten, sei eine Perversion unausweichlich und beständig.
("Was ist denn hier pervers?", P.M. Perspektive "Die Welt der Gefühle", 1998, S. 78-83)

1998
Eine Neuauflage des "S/M-Adressbuchs" der AG S/MÖFF erscheint und verzeichnet 69 öffentliche, überwiegend heterosexuelle SM-Gruppen in Deutschland.
Unglücklicherweise wurden zahlreiche Angaben offenbar unüberprüft aus anderen Quellen übernommen und sind schon bei Erscheinen des Adressbuchs veraltet oder falsch.
(S/M-Adressbuch 1998/99, AGSMÖFF, Neumünster)

1998
Die SM-Gruppe Berlin Leder und Fetisch e.V. wird gegründet.
(www.blf.de)

1998
Zu den "Clubs ohne Grenzen" COG 1998 in Hannover erscheinen über 5000 Besucher. Der Sieg geht nach Mannheim.
Ursprünglich hatte COG 1998 in Zürich stattfinden sollen, Ausrichter waren die Clubs Loge 70 und LMZ. Dies scheiterte an den Schweizer Gesetzen. Die Ersatzspiele wurden unter der Leitung der Leder Com e.V., LCH, LCNW, Leguan Hannover und MSC Hannover organisiert.
(hannover.gay-web.de/msc/cogstor.htm)
(Schlagworte 17. Juli 1998)

1998
An der Leather Pride Night in New York nehmen 900 Personen teil.
(QUELLE FEHLT)

1998
Die deutsche Electro-Band Dark Voices bringt auf ihrem Album G-Punkt das Lied "Ich bin dein Sklave" heraus, eine ironische Sicht des SM.
(Kuhnle, Volkmar "Gothic Lexikon. The Cure, Bauhaus & Co: Das große Nachschlagewerk zur Gothic-Szene", Lexikon Imprint Verlag Berlin 1999, S. 71)

1998
Im Querverlag erscheint "Das Lederhandbuch", eine deutsche Übersetzung der überarbeiteten Jubiläumsausgabe von Larry Townsends "Leatherman's Handbook".
Im Anhang "Adressen im deutschsprachigen Raum" sind 84 Gruppen und Organisationen aufgeführt, darunter etwa zehn, die sich auch an Heteros wenden.
(Tow98)

1998
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Tony Mills (USA), Andrew Lennox (Australien) und Ed Ryder (USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)

1998 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1998

Anfang 1999
In Mannheim wird der schwule Gummiklub "Rubclub e.V." (www.rubclub.de) gegründet. Ziel des Vereins ist die Zusammenführung von Gummimännern in ganz Deutschland.
(Queer Januar 1999)

Anfang 1999
In Schwerte wird eine Hotline zu SM und Aids eingerichtet. Jeden ersten Freitag im Monat stehen bei der privaten Initiative "teamBOOTSBW" (bootsbw.com/home/goerke) Tom (SM, Fetisch, Sex) und Uwe Görke (HIV, Aids) für vertrauliche Gespräche bereit.
(Queer Januar 1999)

Anfang 1999
Die kanadische Regisseurin Christine Richey dreht die Dokumentation "Tops and Bottoms". In etwa eineinhalb Stunden verfolgt sie in Sprüngen die gesellschaftliche Entwicklung vom mittelalterlichem Europa über Deutschland zur Nazi-Zeit bis zu den USA in den 50er Jahren, vermischt mit Bildern aus der heutigen kommerziellen SM-Szene der USA. Ihre Grundthese ist die Vorstellung des deutschen Psychoanalytikers Erich Fromm, dass SM das sichtbarste Symptom einer gesellschaftlichen Krankheit ist: Der Unfähigkeit, in Freiheit zu leben.
Richey stellt die Behauptung auf, dass eine vor ihr postulierte Zunahme von SM-Praktiken in der Weimarer Republik den Aufstieg der Nazis begünstigt hat und zieht eine Verbindung zwischen Sadomasochismus und Faschismus. Sexualwissenschaftler kommen in dem Film nicht zu Wort.
(Schlagworte, 24. November 1999)

Anfang Februar 1999
Bei einem nichtkommerziellen Anbieter von BDSM-Webseiten mit dem Pseudonym Urian findet eine Hausdurchsuchung statt. Der Vorwurf lautet auf Verbreitung harter Pornographie. Die Webseiten waren 1998 von der BPjS indiziert worden, im Januar allerdings mit harmloseren Bildern und durch X-Check geschützt wieder online gegangen. Die Anwaltsgebühren für das Ermittlungsverfahren betragen etwa 5000 DM.
(Schlagworte 24. Februar 1999)

1. Februar 1999
Einrichtung von de.soc.subkultur.bdsm, der ersten deutschsprachigen Newsgroup zum Thema BDSM.
(Schlagworte 3. Februar 1999)

16. Februar 1999
Die deutsche Boulevardzeitung BILD berichtet über die Rosenmontagsumzüge am Rhein: "Jede Menge Spott für Schröder & Co.". Ein Foto zeigt einen Wagen mit großen Figuren von Oskar Lafontaine und seiner Ehefrau Christa Müller. Sie hält eine Peitsche in der Hand, trägt schwarze Netzstrümpfe mit Strapsen, lange schwarze Handschuhe und einen schwarzen Body. Fotounterschrift: "Christa Müller, die Ehefrau von Oskar Lafontaine, als Domina in enger schwarzer Korsage. Streng straft sie den Finanzminister - Anspielung darauf, daß er auch politisch unter ihrer Knute steht."
(BILD 16. Februar 1999)

Februar 1999
In Hamburg entsteht die SM-Gruppe Schlagwerk (www.schlagwerk.org) aus einem im April 1998 gegründeten Stammtisch des IRC-Channels #bdsm.de. Die erste Ausgabe der von Schlagwerk herausgegebenen "Kleinen Freiheit" erscheint.
(smorgasbord-Vorstellung Schlagwerk Juli 1999)
(Kleine Freiheit 1, Februar/März 1999)

Februar 1999
In Winterthur entsteht die SM-Gruppe Torthur (www.torthur.org)
Torthur war die erste Gruppe in der Schweiz mit einem offenen und nicht- kommerziellen Angebot, das sich explizit auch an Einsteiger richtete. Sie löst sich mangels Beteiligung im Sommer 2001 wieder auf.
(smorgasbord-Vorstellung Torthur Juni 1999)
(Schlagworte 6. Juni 2001)

4. März 1999
Der Künstler Kurt Ingerl stirbt in Österreich.
Korsette waren ein zentrales Thema seines Werks; unter anderem modellierte er aus Gips die Körper vieler korsettierter Frauen.
(Les Gracieuses Modernes: www.lgm-club.de)

17. März 1999
Eric Stanton stirbt.
("Eric Stanton Taschen Diary 2000", Benedikt Taschen Verlag Köln 1999)

1. April 1999
Deutscher Kinostart von "Acht Millimeter" (8MM - Eight Millimeter, USA 1998, Regie: Joel Schumacher). Thriller mit Nicolas Cage, der ermitteln soll, ob ein Snuff-Todes-Video echt ist. Er macht dabei Bekanntschaft mit kriminellen Sadomasochisten. SM-Gruppen in den USA protestierten gegen diesen diskreditierenden Film.
(Quelle fehlt)

Ostern 1999
In Berlin findet zum ersten Mal die International Women's SM Leather Conference mit etwa 50 Teilnehmerinnen statt.
(Persönliche Mitteilung Birgit/Berlin 1999)

Ostern 1999
Dirk Grundmann aus Hannover wird zum German Mr. Leather 1999 gewählt.
(Stiefel-Online 2/99)

April 1999
In Mainz entsteht die Gruppe BDSMayence mit 4 Gründungsmitgliedern.
Im März 2000 besteht BDSMayence aus 10-30 Leuten.
(Persönliche Mitteilung Beate/BDSMayence, März 2000)

28.-30. Mai 1999
In Hannover findet das erste Bundestreffen des Human Horse Riding Club (HHRC) statt.
(S/M-Depesche April/Mai/Juni 1999)

Mai 1999
Stefan Pokroppa legt am Institut für Psychologie der RWTH Aachen seine Diplomarbeit zum Thema "Sado-Masochismus. Die sadomasochistischen Rollen in Beziehung zu relevanten Persönlichkeitsvariablen" vor. Mit Hilfe eines SM-Fragebogens hatte er in einer empirischen Studie an 110 Sadomasochisten und 44 Sadomasochistinnen überprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen SM und den Persönlichkeitsvariablen Dominanz /Unterwürfigkeit im sozialen Alltag sowie Neurotizismus und Extraversion gibt. Kein Zusammenhang lässt sich nachweisen.
(Pokroppa, Stefan "Sado-Masochismus. Die sadomasochistischen Rollen in Beziehung zu relevanten Persönlichkeitsvariablen", Unveröffentlichte Diplomarbeit, Aachen 1999)

Mai 1999
Nach fast 9 Jahren findet die SM-Party "Les Fleurs du Mal" im Hamburger "Molotow" zum letzten Mal statt.
(Persönliche Mitteilung Matthias T.J. Grimme, Redaktion Schlagzeilen, März 2000)

Mai 1999
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Bruce Chopnik, Sean Reilly und Mike Hargiss (alle USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)

Frühjahr 1999
Auf der Suche nach einem großen Gelände, auf dem sich ein mehrtägiges Treffen des IRC-Channels #bdsm.de mit über hundert Teilnehmern veranstalten lässt, wenden sich Berliner Channelteilnehmer an das "Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung" (ZEGG) in Belzig bei Berlin. Das ZEGG bezeichnet sich als "soziales und künstlerisches Experiment, in dessen Kern eine Gemeinschaft steht, die neue Formen des Zusammenlebens entwickelt". "Sexualität", heißt es in den dort vertretenen Thesen, "ist frei, sie kann nicht durch Eheverträge und ängstliche Zäune reglementiert werden." Nach persönlicher Vorstellung der Organisatoren und langwieriger Beratung im Plenum beschließt das ZEGG jedoch, das Gelände nicht an Sadomasochisten zu vermieten, da sich andere Gäste gestört fühlen könnten. Erst im Folgejahr, wenn durch frühzeitige Buchung sichergestellt sei, dass keine anderen Gäste gleichzeitig anwesend sind, könne das Gelände genutzt werden. Die Verhandlungen werden eingestellt; ein offenes Channeltreffen gibt es 1999 nicht.
(Persönliche Mitteilung Johannes Jander, BDSM Berlin)

Frühjahr 1999
In Weißenfels bei Halle/Saale entsteht ein "Gesprächskreis für Fetisch und S/M".
(S/M-Depesche April/Mai/Juni 1999)

Juni 1999
In Göttingen entsteht die SM-Gruppe SMaragd e.V.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A vom 2. März 2000)

Juni 1999
Die Mailingliste smorgasbord zur Vernetzung der Organisatoren von SM-Gruppen entsteht. Im Mai 2001 hat die Liste 78 Teilnehmer aus ca. 40 - heterosexuellen - SM-Gruppen.
(Persönliche Mitteilung der Listenadministratorin)

Juni 1999
Aus der SM-Frauenmailingliste "Schlagfertig" entsteht ein Frauenstammtisch in Wien.
(Persönliche Mitteilung Siegfried/Wien, März 2000)

Mitte 1999
In Heidelberg entsteht die Gruppe Schlagabtausch.
(Schlagworte 24. August 2000)

7. Juli 1999
Das Arbeitsgericht Berlin entscheidet (Aktenzeichen 36 Ca 30545/98), dass von der Norm abweichende Sexualpraktiken keine Kündigung rechtfertigen. Wenn ein Arbeitnehmer zum Sadomasochismus neige, lasse dies noch nicht den Schluss zu, dass er im Rahmen des Arbeitsverhältnisses eher zu Distanzverletzungen neige als MitarbeiterInnen, die sich im Rahmen des gesellschaftlichen Akzeptierten sexuell betätigten.
(www.dgb.de/einblick/archiv/0006/ur000602.htm)

8.-11. Juli 1999
Der LC Stuttgart e.V. richtet die "Clubs ohne Grenzen" - COG 1999 aus, zu der etwa 200 Teilnehmer erscheinen. Sieger wird ein clubfreies Stuttgarter Team.
(stadt.gay-web.de/skvdc/cog/inhalt.htm)

Ende Juli 1999
Der Marterpfahl Verlag veröffentlicht eine Neuauflage des SM-Klassikers "9 1/2 Wochen", dessen Rowohlt-Ausgabe 1985 der Indizierung zum Opfer fiel.
(Persönliche Mitteilung Rüdiger Happ, Marterpfahl Verlag, März 2000)

Juli 1999
Die amerikanische National Organization for Women (NOW) beschließt eine Änderung ihrer Delineation of Lesbian Rights. Nach zweijähriger Lobbyarbeit des "S/M Policy Reform Projects" innerhalb der NOW werden die SM-feindlichen Passagen gestrichen.
SM wird damit wie jede andere sexuelle Minderheit auch von der NOW anerkannt. Einzelne feministische Gruppen wie die deutsche "EMMA" um Alice Schwarzer bleiben trotz dieser Entscheidung weiter bei ihrer Verurteilung des Sadomasochismus.
(Schlagworte 9. Juli 1999)

Juli 1999
Bernd Schulze, der Eigentümer des "Regenbogenversand", behauptet, das Copyright der Leather Pride Flag innezuhaben. Er untersagt verschiedenen Herstellern und Händlern per Fax den Vertrieb von mit der Leather Pride Flag dekorierten Waren.
Die Leather Pride Flag wurde 1989 von Anthony DeBlase entworfen und beim Mr. Leather-Wettbewerb in Chicago erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
(BDSM News 12. Juli 1999, Website bdsm.about.com)

August 1999
Schweizer Kinostart des Films "Beresina" (Regie: Daniel Schmid, u.a. mit Geraldine Chaplin). Ein Callgirl trifft Politiker und Bankiers, die sämtlich sadomasochistische Neigungen haben. Ein Mann trägt bei ihr eine schwarze Ledermaske, in deren Reißverschluß sich wiederholt sein Schnauzbart verhakt; ein anderer blickt vom Boden zu ihr herauf, während sie eine Augenbinde trägt und beinahe auf ihn tritt; ein Bundesrichter trägt Frauenkleider und will von ihr herumkommandiert werden. "Von der Zensurbehörde genehmigt", heißt es ironisch im Abspann.
Die Gesellschaftssatire "Beresina" wird mit über einhunderttausend Besuchern zu einem großen Erfolg in der Schweiz..
(Persönliche Mitteilung)

Sommer 1999
Beim Kölner CSD treten über 80 hauptsächlich hetero- und bisexuelle Sadomasochisten aus ganz Deutschland unter dem Banner von SMart Rhein-Ruhr e.V. erstmals als Gruppe von wahrnehmbarer Größe auf.
Zahlreiche weitere Sadomasochisten sind anwesend, lehnen es aber ab, im Zug mitzulaufen, da sie berufliche Nachteile befürchten. Einzelne Sadomasochisten waren bereits bei früheren CSDs mitgelaufen.
(SMart Info FEHLT)
(Persönliche Mitteilungen)

9. September 1999
In Darmstadt entsteht die SM-Gruppe CatS&Mice. Im Mai 2001 hat die Gruppe etwa 20 Teilnehmer.
(Schlagworte 15. Mai 2001)

11. September 1999
Die Mailingliste "Kinky Connections" (de.egroups.com/group/ki-Co) entsteht, ein nichtkommerzielles Forum für SMler jeden Geschlechtes und jeder Orientierung zur Netzwerkbildung im Berufsleben. Sie dient der Bekanntmachung von persönlichen Qualifikationen, Leistungsangeboten oder -gesuchen und soll es ermöglichen, Kontakte innerhalb der SM-Szene für berufliche Gebiete zu nutzen. Im Januar 2001 hat die Liste 117 Teilnehmer.
(Persönliche Mitteilung B. Grossmann, August 2000)

12. September 1999
In Karlsruhe entsteht die SM-Gruppe BDSM-KA.
(Schlagworte 23. November 2000)

18. September 1999
Erste Sendung des Hamburger Fetisch- und SM-Hörfunkmagazins "Projekt Suspekt" (www.projektsuspekt.de).
(www.projektsuspekt.de)

21. September 1999
Die SM-Gruppe BDSM Berlin wird zum eingetragenen Verein.
(Persönliche Mitteilung Wido Günther, BDSM Berlin e.V., März 2000)

22.-29. September 1999
In Dänemark findet auf einem Bauernhof der dänischen SM-Gruppe SMil die erste "Petwoche" für alle Fans von Tierrollenspielen statt.
(S/M-Depesche April/Mai/Juni 1999)

September 1999
In Augsburg entsteht die SM-Gruppe Tacheles (www.lustschmerz.com/tacheles.htm).
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006a vom 2. März 2000)

September 1999
In Konstanz entsteht die SM-Gruppe "Schwarze Rose" (www.smart-ch.org/schwarze-rose). Im März 2000 hat die Gruppe etwa 23 Teilnehmer.
(Persönliche Mitteilung Alexander, Schwarze Rose Konstanz, März 2000)

September 1999
In Erlangen entsteht die SM-Gruppe Die Frankenkuschler (www.frankenkuschler.de).
(Persönliche Mitteilung Bernhard Rohrer, September 1999)

Herbst 1999
An der Women at Amsterdam Leather Pride (WALP) nehmen 115 Frauen teil.
(Einladung zur WALP 2000)

11. November 1999
Die SM-Website Lustschmerz www.lustschmerz.com wird von ihrem Provider PureTec als Pornographie gelöscht.
Lustschmerz war und ist keine pornographische Site, sondern ein - ausgesprochen bilderarmes - Kommunikationsforum, das sich von Pornographie und Missbrauch ausdrücklich distanziert. Noch zu diesem Zeitpunkt wird SM von den meisten Providern automatisch mit pornographischen Inhalten gleichgesetzt.
(Schlagworte 11. November 1999)

23. November 1999
Der staatliche deutsch-französische TV-Sender "arte" strahlt im Rahmen des Themenabendes "SM - Das Spiel mit Sex und Macht" den Film "Tops and Bottoms" der Kanadierin Christine Richey und den mexikanischen Spielfilm "Er" von Luis Buñuel aus.
Richeys Behauptung, es bestehe eine Verbindung zwischen dem Sadomasochismus und dem deutschen Nationalsozialismus, bleibt unkommentiert. Obwohl Gruppen wie die Redaktion der "Schlagzeilen" ihr Literatur haben zukommen lassen, stellt die "arte"-Redaktion auf ihrer Website später hauptsächlich französische Literatur und psychoanalytische Essays vor. Protestbriefe von SM-Gruppen bleiben unbeantwortet.
(Schlagworte, 27. Oktober 1999)
(Schlagworte, 24. November 1999)

November 1999
Michael Pertiller legt am Fachbereich Psychologie der Universität Gießen seine Diplomarbeit, eine "Empirische Untersuchung zur Persönlichkeit, zu Erfahrungen sowie sexuellen Präferenzen von Sadomasochisten" vor.
Pertiller stellt anhand einer Stichprobe von 138 Sadomasochisten fest, "dass nicht nachvollziehbar ist, weshalb so viel Energie darauf verwandt wurde und wird, im Rahmen der Betrachtung und Erklärung von Sadomasochismus Defizite zu suchen, wo man im Rahmen empirischer Betrachtung den Eindruck gewinnt, dass es sich um reife, achtende und intelligente Menschen handelt."
(Pertiller, Michael "Empirische Untersuchung zur Persönlichkeit, zu Erfahrungen sowie sexuellen Präferenzen von Sadomasochisten", Unveröffentlichte Diplomarbeit, Gießen 1999)

November 1999
Der nichtkonfessionelle Bund Deutscher PfadfinderInnen verweigert BDSM Berlin e.V. die Nutzung eines Tagungshauses für ein Treffen der Organisatoren von SM-Gruppen. Zur Begründung heißt es, der Hausmeister habe ein Kind, dem so etwas nicht zugemutet werden könne. Zudem wolle man nicht bei den Nachbarn ins Gerede kommen.
(Persönliche Mitteilung Kathrin Passig, BDSM Berlin e.V., März 2000)

Dezember 1999
In Graz entsteht ein BDSM-Stammtisch.
(bdsm-graz.tripod.com)

Ende 1999
Der überregionale Arbeitskreis SM & Christsein entsteht.
Mitte 2000 hat der Arbeitskreis etwa 40 Mitglieder.
(Info-Blatt des AK SM & Christsein, Stand Juni 2000)

1999
Der Science-Fiction-Film "The Matrix" von Andy und Larry Wachowski wird zum weltweiten Kinoerfolg.
Die Hauptdarsteller tragen die meiste Zeit Lack und Leder; Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss treffen sich zuerst auf einer SM-Party. Die Wachowski-Brüder hatten 1996 den Film "Bound" gedreht; die Werbung für den Film um eine Lesbe und eine Mafia-Braut hatte zwei professionell ausgeführte Fesselszenen zum Mittelpunkt.
(Video Magazin Atlantis-Mediothek, 4/5 1997, S. 9)
(The Wachowski Brothers "The Matrix", Warner Bros. 1999)

1999
Die lesbische Autorin Gita Tost rät in ihrem Buch "FreiSchwimmerin. Lust und Grau(s)zonen lesbischer Sexualität" Frauen zum bewussten Entschluss, sich nicht mehr mit masochistischen Phantasien zu beschäftigen.
(Tost, Gita "FreiSchwimmerin. Lust und Grau(s)zonen lesbischer Sexualität. Ulrike Helmer Verlag 1999, S. 159)

1999
In der 5., überarbeiteten Auflage des Gesundheits-Brockhaus heißt es unter dem Stichwort "Masochismus" u.a.: "Werden die masochistischen Bedürfnisse in gegenseitigem Einvernehmen mit entsprechend veranlagten Sexualpartnern ausgelebt, wird M. weder für den Betroffenen noch für andere zum Problem. Innerseelische und partnerschaftliche Komplikationen drohen meist nur dann, wenn die masochistischen Bedürfnisse verschwiegen, verdrängt oder nur unter großen Schuldgefühlen ausgelebt werden." Das freudianische Erklärungsmodell wird als "überholt" bezeichnet.
Wie der Eintrag in den vorangegangenen Auflagen lautete, ist uns unbekannt.
("Der Gesundheits-Brockhaus, Mannheim, Brockhaus, 1999, 5., völlig neu überarbeitete Auflage)

1999
Die 20. Auflage des 24-bändigen "Brockhaus" definiert "Sadomasochismus" wie folgt: "(Kurzbildung aus Sadismus und Masochismus), Perversion, bei der sich Lust an der aktiven Schmerzzufügung (Sadismus) mit Lust an passiver Schmerzerduldung (Masochismus) beim gleichen Individuum verbindet." Literaturhinweise zum Stichwort "Sadomasochismus" finden sich nicht, unter "Sadismus" wird auf das Literaturverzeichnis zum Stichwort "Sexualität" verwiesen. Dort finden sich zwar die Werke Sigmund Freuds, aktuellere Veröffentlichungen zum Sadomasochismus werden jedoch nicht erwähnt.
(Schlagworte 24. September 2001)

1999 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1999


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